Die Ausschreitungen gehören zu den Ereignissen, die einen gesellschaftlichen Umbruch markierten. „Die Schlacht um die Waldbühne war mehr als ein Ausbruch jugendlicher Frustration“, schreibt Sven Goldmann in einem Beitrag für die Bundeszentrale für politische Bildung.

Im Rückblick stehe sie für einen frühen, symbolisch aufgeladenen Moment im sich zuspitzenden Konflikt zwischen einer autoritätsgläubigen Nachkriegsgesellschaft und einer nachwachsenden Generation, analysiert er. Die jüngere Generation habe ihren Ausdruck nicht nur in Musik und Kleidung gesucht, sondern zunehmend auch im Widerstand gegen politische Autoritäten und gesellschaftliche Normen.

Nach den Randalen gibt Innensenator Heinrich Albertz ein Fernsehinterview. Der SPD-Politiker sitzt mit gefalteten Händen, Krawatte und leicht geneigtem Kopf vor der Kamera. Ob es Erwägungen gegeben habe, die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen zu verbieten? Denn es hätten ja „Erfahrungen“ aus dem In- und Ausland vorgelegen.

„Ja, also, ich sag‘ ganz ehrlich: Ich habe mir das sehr überlegt, ob ich nicht einfach verbieten sollte“, sagt Albertz. „Wenn ich es dann nicht getan habe, dann war es also das Eingehen eines Risikos.“ Er habe geglaubt, es würde an der frischen Luft und mit ein bisschen Regen freundlicher vorbeigehen.

Dem Regen, sagt der Moderator, habe man doch nachhelfen können – mit den aufgestellten Wasserwerfern. Sei die Polizei zu zurückhaltend gewesen? Er wolle sich bei der Bewertung zurückhalten, entgegnet Albertz. Es sei überhaupt eine Zumutung gewesen, Beamte für einen solchen Zweck einzusetzen. „Wir sind also für all solchen Quatsch zuständig.“ Auch in der DDR greifen die Medien das Thema auf und instrumentalisieren die Ausschreitungen im Berliner Westen für ihre eigene Propaganda im Kalten Krieg.

Die Rolling Stones avancieren zu einer der größten Bands der Musikgeschichte und treten noch mehrfach in der Waldbühne auf – zuletzt 2022. Dort werden sie weiterhin gefeiert. Die Waldbühne bleibt diesmal unversehrt.