AUDIO: Premiere in Hannover: „Lohengrin“ eröffnet Bodo Busses erste Spielzeit (4 Min)
Stand: 14.09.2025 10:56 Uhr
Nach 37 Jahren kehrt Wagners „Lohengrin“ heute Abend auf die Bühne der Staatsoper Hannover zurück – als erste Premiere unter dem neuen Intendanten Bodo Busse und in Kooperation mit der Opéra National de Lyon und Regisseur Richard Brunel.
Alles beginnt an der Außenseite eines quadratischen Hauses. Zu sehen ist eine schlichte, weiße Fassade mit einer Treppe in den ersten Stock. Darauf haben sich übergroße Kolkraben festgekrallt, Boten des Unheils. Gottfried, Thronfolger des verstorbenen Herzogs von Brabant, ist verschwunden. Seine ältere Schwester Elsa wird verdächtigt, ihn beseitigt zu haben. Im Traum erscheint der Angeklagten ein Retter, der sie vor Gericht verteidigen wird – Lohengrin.
Bodo Busse möchte mit innovativen Ideen Menschen für die Oper begeistern. Wie das funktionieren soll, erzählt er im Interview.
Maximilian Schmitt als Lohengrin: Wie die Besteigung des Mount Everest
Maximilian Schmitt ist Lohengrin. Eigentlich kommt der 1977 in Regensburg geborene Tenor aus dem lyrischen Fach. Wagner-Rollen sind ihm jedoch nicht fremd, nachdem er in den letzten Jahren den Erik im „Fliegenden Holländer“ und Siegmund in der „Walküre“ unter Kent Nagano gegeben hat. Jetzt also erstmals den Lohengrin. Es fühle sich an wie die Besteigung des Mount Everest, sagt der Sänger. Wie gestaltet er diese Figur? „Das ist ein Mann, der nach Gerechtigkeit strebt, der Unrecht ungeschehen machen will oder zumindest verfolgt sehen will, der die Täter überführen will“, erklärt Schmitt.
Es geht dabei um nichts Geringeres als die Verteidigung von Elsa, in die sich Lohengrin verliebt. Seinen Namen und seine Herkunft darf sie jedoch nicht erfahren. Denn als Ritter des Heiligen Grals besitzt er besondere Kräfte. Sie wirken aber nur, wenn er seine Identität nicht preisgeben muss. Elsa stellt er so auf eine harte Probe. Gesungen wird sie von der litauischen Sopranistin Viktorija Kaminskaite. Auch für sie ist es ein Rollendebüt. Vom neuen Ensemble der Staatsoper Hannover sind der kroatische Bariton Grga Peroš und die polnische Sopranistin Ewa Vesin dabei.
Französische Handschrift: „Spürbar andere Ästhetik“
Im Zeichen der Kolkraben: Die Inszenierung von Regisseur Richard Brunel setzt auf eine karge, kontrastreiche Optik.
Für Regisseur Richard Brunel ist es die erste Wagner-Inszenierung. Mit seinem zum Teil französischen Team von der Opéra National de Lyon, Kooperationspartner der Inszenierung, erschafft er eine karge, von starken Schwarz-weiß-Kontrasten geprägte Optik. Die mythenhafte Herkunft Lohengrins zeigt sich im Kolkraben, der mal an die Wände gezeichnet wird, mal in vergitterten Käfigen von der Decke hängt. Für Tenor Schmitt ist da zum Teil auch eine französische Handschrift zu erkennen: „Es ist schon spürbar, dass da eine andere Ästhetik im Hintergrund ist. Diese ist ein bisschen weicher, ein bisschen weniger provokativ als bei manchem deutschen Regietheater. Für mich als Sänger ist es dadurch fast ein bisschen angenehmer, weil es mit meiner Herangehensweise an Oper mehr übereinstimmt. Ich hab’s gern schön.“
Wie schön es werden kann bei allem Machtkampf, allen Intrigen und dem Ringen um Recht und Liebe, wird die rund dreieinhalbstündige „Lohengrin“-Premiere am Sonntag in der Staatsoper Hannover zeigen.
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