In die Diskussion um eine Expressbus-Haltestelle direkt an der Autobahn bei Allershausen kommt Bewegung. Allerdings gilt es, hohe rechtliche und finanzielle Hürden zu überwinden. Das hat sich bei einem „runden Tisch“ gezeigt, zu dem die Gemeinde Schweitenkirchen eingeladen hatte. Mehrere Kommunen und Landkreise wollen sich nun gemeinsam dafür einsetzen, dass an der A9 ein Pilotprojekt verwirklicht werden kann. Zuvor soll eine Schnellbuslinie von Mainburg über Allershausen zur U-Bahn in Garching-Hochbrück auf den Weg gebracht werden. In einem ersten Anlauf war dies an den Kosten gescheitert.

Einen dauerhaften Bushalt mit direkter Anbindung an eine Autobahn gibt es in Deutschland bisher nicht. Dafür wäre eine Gesetzesänderung nötig, das hat eine Anfrage des CSU-Bundestagsabgeordneten Christian Moser im Bundesverkehrsministerium ergeben. Anders in Österreich: In der Oststeiermark entsteht derzeit als Pilotprojekt ein solcher Haltepunkt. Die rechtlichen Voraussetzungen seien ähnlich gewesen wie in Deutschland, sagt Allershausens Dritter Bürgermeister Josef Lerchl (SPD), man habe den Weg dafür freigemacht. Moser will in der Sache nun weitere Gespräche in Berlin führen.

Ganz aussichtslos ist das womöglich nicht. Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, das Grünen-Bundestagsabgeordneter Leon Eckert zuvor in Auftrag gegeben hatte, zeigt, dass Bushaltestellen etwa an Raststätten, bestehenden Parkbuchten oder in unmittelbarer Nähe von Ein- und Ausfahrten denkbar wären. Praktische Beispiele gibt es dafür bereits im Regional- und Stadtbusverkehr in Berlin und Bremen. Die Ausnahmegenehmigungen sind bisher allerdings auf maximal drei Jahre befristet. Nun liege es an der Autobahn GmbH und dem Bund, „solche innovativen Verkehrsprojekte zu ermöglichen und die Rechtsgrundlage entsprechend zu schaffen“, so Eckert. Besonders der ländliche Raum würde profitieren.

Parallel dazu starten Kommunen und Landkreise einen weiteren Versuch, die Schnellbuslinie X610 auf die Straße zu bringen. Bisher scheiterte dies an den Kosten von bis zu zwei Millionen Euro pro Jahr. Der Clou dabei: Stuft der Freistaat die Verbindung als „landesbedeutsame Linie“ ein, gibt es in den ersten Jahren hohe Zuschüsse von bis zu 65 Prozent. Die Busse würden auch samstags und sonntags fahren. Ziehen die vier beteiligten Landkreise Kelheim, Pfaffenhofen, Freising und München mit, sieht Schweitenkirchens Bürgermeister Josef Heigenhauser (CSU) gute Chancen, sonst sei das Vorhaben gestorben.

„Wir schaffen das gemeinsam oder gar nicht“

Der Landkreis Kelheim hat eine Kostenbeteiligung bisher abgelehnt, er nahm am „runden Tisch“ nicht teil. Ohne Mainburg aber bekomme man das Siegel „landesbedeutsame Linie“ nicht, sagt Heigenhauser. „Wir schaffen das gemeinsam oder gar nicht.“ Alle vier Kreistage sollen noch einmal darüber beraten. Möglich wäre eine Umsetzung bis Ende 2027, Anfang 2028, glaubt er.

In der Gemeinde Allershausen bemüht man sich seit Längerem, einen Schnellbus mit Halt an der Autobahn voranzutreiben. Bisher seien die Kommunen an der A9 mit dem Auto gut angebunden, nicht aber beim ÖPNV, kritisiert Lerchl. Mitstreiter hat er bereits gefunden. Der Expressbus-Halt soll ein IBA-Projekt werden, Allershausen hat sich mit dieser Idee beworben. Die Mobilität ist das große Thema der Internationalen Bauausstellung (IBA) Metropolregion München, die in den kommenden zehn Jahren innovative Konzepte entwickeln will. Wolfgang Inninger vom Fraunhofer-Institut, der zu suburbanen Mobilitätshubs forscht, begeistert die Initiative, um den Individualverkehr reduzieren zu können, ebenfalls. Er will das Projekt unterstützen.