Hannover – Chaotische Verhältnisse in der Nacht zum Sonntag im ICE von Berlin nach Köln: Auf einer Bahnüberführung baute ein betrunkener Fahrer (19) einen Unfall und legte die Zugstrecke lahm. 900 ICE-Passagiere mussten in Hannover erst mehrere Stunden auf freier Strecke ausharren, bevor der Zug evakuiert wurde. Dabei kam es zu mehreren medizinischen Zwischenfällen.

Das war passiert: Ein alkoholisierter Peugeot-Fahrer hatte nachts auf einer Brücke in Hannover-Kleefeld die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Der Wagen überschlug sich und krachte gegen einen tonnenschweren Betonpoller, der durch die Wucht des Aufpralls durch das Geländer auf die Gleise stürzte.

Nur knapp verfehlte der Poller einen gerade durchfahrenden ICE der Deutschen Bahn, aber beschädigte die Oberleitung.

Durch dieses Geländer krachte der Betonklotz auf die Bahnanlagen

Durch dieses Geländer krachte der Betonklotz auf die Bahnanlagen und beschädigte die Oberleitung massiv

Foto: HannoverReporter

Passagiere harrten über Stunden im dunklen Zug aus

Durch den massiven Schaden musste der ICE mit 900 Passagieren auf freier Strecke stoppen. Zwar gab es zunächst keine Verletzten, allerdings kam es nach Angaben der Polizei während der mehrstündigen Wartezeit zu mehreren medizinischen Notfällen durch Kreislaufprobleme und Dehydrierung.

Unter den Passagieren befanden sich auch rund 400 Fußballfans vom 1. FC Köln auf dem Heimweg vom Bundesligaspiel in Wolfsburg.

Die Polizei evakuiert gestrandete Passagiere

Die Polizei evakuierte den ICE, betroffene Fahrgäste liefen im Dunkeln zum Bahnhof Hannover-Kleefeld

Foto: HannoverReporter

Gestrandete liefen nachts über die Gleise

Die Fahrgäste mussten teilweise im Dunkeln und ohne Klimaanlage ausharren, bis sie schließlich evakuiert wurden. Zu Fuß liefen die Gestrandeten im Dunkeln über die Gleisanlagen zum Bahnhof Hannover-Kleefeld und wurden dort mit Bussen zum Hauptbahnhof gebracht. Der kaputte ICE wurde im Morgengrauen abgeschleppt.

Mehr zum ThemaCrash-Fahrer nur leicht verletzt

Im Unfallauto saßen nach Polizeiangaben drei Menschen, aber nach dem Crash wurde nur noch der alkoholisierte Fahrer angetroffen. Obwohl das Auto auf dem Dach lag, wurde der junge Mann nur leicht verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Der Betonpoller auf der Überführung sollte eigentlich die Gleisanlagen vor herabstürzenden Trümmern schützen, wurde nun aber selbst zum Geschoss.

Wegen des Zwischenfalls kann es zu Umleitungen und Einschränkungen auf der Strecke zwischen Hannover und Lehrte kommen – auch Fernverkehrsverbindungen seien betroffen. Wie lange die Reparatur der Oberleitung dauert, ist noch unklar.

Zweite Havarie führt zu Verspätungen Richtung Berlin

Bereits am Samstagnachmittag hatte ein Feuer in einem Sicherungskasten in einem Stellwerk in der Region Hannover für Behinderungen im Bahnverkehr gesorgt. Es kam zu Zugausfällen und Verspätungen auf der Strecke nach Berlin. Die Ursache des Brandes ist noch unklar. Auf ihrer Internetseite sprach die Bahn am späten Samstagabend von Vandalismusschäden.

Die Polizei hingegen erklärte in der Nacht zum Sonntag, es gebe bislang keine gesicherten Erkenntnisse zur Brandursache. Es komme auch ein technischer Defekt infrage.