Vor 25 Jahren war er kommunalpolitisch umstritten, inzwischen ist er fest etabliert: Der Industriepark Wörth. Sein Erfolg ist fest mit seiner Geschäftsführerin verknüpft.

Eine kreiseigene GmbH, die Produktionshallen für Zulieferer des Lastwagenwerks vermietet: Diese Idee war bei der Gründung des Industrieparks Wörth (IPW GmbH) kommunalpolitisch durchaus umstritten. Die Entscheidung im Kreistag fiel knapp aus. Doch das ist inzwischen Geschichte, 2025 wird Jubiläum gefeiert. Seit dem ersten Tag dabei: Geschäftsführerin Andrea Jung. „Ich wollte es mir drei Monate anschauen, jetzt bin ich schon seit 25 Jahre da“, sagt sie.

Zunächst wurde in Kooperation mit Daimler Truck eine einzige Halle geplant, der Lieferant war vorgegeben. Doch dann ging alles ganz schnell: Die Gründung des Industrieparks Wörth war im Mai 2000, Spatenstich war für die erste Halle im Oktober 2000. Diese wurde im Juni 2001 bezogen. Eine zweite Halle war im Sommer 2002 fertig, die dritte Halle konnte 2003 eingeweiht werden. Der erste Lieferant, Fritzmeier Composite, ist noch immer einer der Mieter, mittlerweile nutzt er drei Hallenbereiche mit 50.000 Quadratmetern.

Jung war zu Beginn noch bei der Wirtschaftsförderung des Landkreises angestellt und hatte die ersten beiden Hallen im Nebenjob betreut, erinnert sie sich mit einem Lächeln. Doch so ein Millionenprojekt auf diese Art und Weise zu stemmen sei eine Herausforderung gewesen. Inzwischen ist sie Geschäftsführerin und damit in Vollzeit mit dem Industriepark befasst, seit 2010 ist sie mit ihrem Büro vor Ort.

„Das war blanker Boden. Wir haben hier ein blühendes mittelständisches Unternehmen geschaffen“, sagt Jung. Und da sie quasi alleine verantwortlich ist, gilt: „Homeoffice gibt es für mich nicht.“ Entscheidungen müssten schnell getroffen werden, an manchen Tagen macht sie zwischen den Hallen mehr als 10.000 Schritte. „Man will das oder man will das nicht“, sagt sie. Bei ihr ist ganz klar: Sie will. „Das ist mein Projekt, ich wäre in der Verwaltung nicht glücklich geworden“, unterstreicht sie.

Eine Branchenfremde setzt sich durch

Jung ist in das Thema hineingewachsen, wie in die viel zu großen Gummistiefel, die sie ganz zu Beginn zu einem Termin noch tragen musste. Inzwischen weiß die Geschäftsführerin mit der zierlichen Figur, wo sie passende Helme, Schuhe und Schutzkleidung bestellen kann. Als eine zu Beginn Branchenfremde – „ich komme nicht vom Bau“ – ,noch dazu als Frau, „da musste ich mich schon durchsetzen“, erinnert sie sich. Heute ist das alles überstanden und Jung kann schmunzelnd so manche Anekdote erzählt. „Es war ein Lernprozess, jetzt habe ich ein tolles Netzwerk von Handwerkern und Firmen.“

Natürlich ist die Auftragslage im Industriepark Wörth, in Sichtweite vom Lastwagenwerk gelegen, stark davon abhängig, wie es Daimler Truck und der Branche geht. Derzeit zähle man zwischen 170 und 200 Angestellte, darunter seien auch Zeitarbeitnehmer, sagt Jung. Sollte es jedoch im Werk Kurzarbeit geben, „dann schwappt das rüber“. Auch Veränderungen im Produktionsvolumen seien zu spüren. Allerdings arbeiten die Lieferanten im Industriepark auch für andere Daimler Truck-Werke.

Von einer Krise zur anderen

In 25 Jahren hat der Industriepark schon so manche Krise gemeistert: Die erste war die Finanzkrise 2008. Damals habe es auch Entlassungen gegeben, „die Anzahl der Angestellten ist innerhalb von kurzer Zeit von 220 auf 130 geschrumpft“. Während der Corona-Pandemie ging es dann darum, die Lagerflächen möglichst flexibel zu nutzen. Im Lastwagenbereich gebe es keine Wellen, „sondern eher Zacken“, erläutert Jung. Bislang habe man die Entwicklungen aber mit ein paar Blessuren überstanden.

Doch selbst ohne weltweite Krisen würde es nicht langweilig werden: „Es ist ein Projekt, das nicht endet“, umschreibt Jung die Situation. Die Instandhaltungsmaßnahmen an den inzwischen über 20 Jahre alten Hallen laufen immer, „daher haben wir keinen Investitionsstau“. Im Geschäftsjahr 2024 hat die IPW GmbH bei einem Umsatz von 1,379 Millionen Euro mit einem Jahresüberschuss von 113.000 Euro abgeschlossen. Der Schuldenstand von einst 13,5 Millionen Euro wurde inzwischen auf 1,745 Millionen Euro reduziert.

Leitplanken für die Hallensicherheit

Und es gibt keine Atempause: Eine Halle wird im Oktober von einem neuen Lieferanten übernommen. Vorher wird das Gebäude aufpoliert und an die „nutzerspezifischen Anforderungen“ angepasst. Dazu gehören frisch gestrichene Wände, neu beleuchtete Büroräume, aufgepeppte Sanitäranlagen und noch vieles mehr. „Manche brauchen eine Fördertechnik oder eine Krananlage oder einen Energiewürfel“, zählt Jung auf. Um zu verhindern, dass Gabelstapler aus Versehen im Inneren der Hallen Löcher in die Wände rammen, laufen an diesen inzwischen Leitplanken entlang – auch das eine Idee der Geschäftsführerin.

Sicherheit spielt, wie im benachbarten Werk, eine große Rolle. Temperatur und Raumfeuchtigkeit müssen immer überwacht werden, nicht nur bei der Starkstromanlage. In einer sogenannten Alarmzentrale laufen die Informationen aus Flutsensoren, Brandschutz, Lüftung und Beleuchtung auf einem großen Monitor zusammen. Geschäftsführerin Jung hat ihn von ihrem Schreibtisch aus fest im Blick.