Interview
Standdatum: 14. September 2025.
Autorinnen und Autoren:
Ike Pauli und
Malte Janssen
Einige Bremer könnten wertvolle Antiquitäten besitzen, ohne davon zu wissen. Auf den Bremer Dachböden ist einiges an Wert versteckt.
Bild: dpa | Jens Kalaene
Mehr als 80 Milliarden Euro ist der Krempel wert, der ungenutzt in deutschen Haushalten liegt. Ob und wie man diesen zu Geld machen kann, erklärt ein „Bares für Rares“-Experte.
Durchschnittlich hat jeder Deutsche damit Dinge im Wert von ungefähr 950 Euro in seinem Besitz – das sagt eine vom Online-Marktplatz Ebay in Auftrag gegebene Studie. In Bremens Dachböden und Kellern liegen umgerechnet also Hunderte Millionen Euro.
Fabian Kahl hat sein Leben Schmuck und Antiquitäten verschrieben.
Bild: picture alliance / HMB Media | Heiko Becker
Doch nicht immer lohnt sich der Gang zum Antiquitätenhändler, weiß Fabian Kahl. Der 33-jährige ist selbst Kunst- und Antiquitätenhändler und bekannt aus der Kult-Sendung „Bares für Rares“. Auch für Bremerinnen und Bremer hat Kahl Tipps, was beim Aussortieren auf den Müll kann und was lieber nicht.
Fabian Kahl, was lässt sich aktuell am besten verkaufen?
Das kann man gar nicht so allgemein sagen. Momentan geht der Trend zu allem, was eine Signatur hat und namhaft ist. Wir sind in einer Welt angekommen, in der man Wert auf Marken legt und alles im Internet nachvollziehen möchte. Es wird nicht mehr wie früher aus dem Bauch heraus gekauft was einem gefällt, sondern eher die Sachen, die Marke und Namen haben.
Gibt es typische Dinge, von denen gedacht wird, sie seien viel wert, die aber eigentlich schwer zu verkaufen sind?
Ich erlebe das immer wieder, zum Beispiel bei Porzellan. Viele denken, dass Porzellan etwas wert sein muss, wenn viel Gold auf dem Porzellan drauf ist. Manche glauben auch, dass etwas Vergoldetes tatsächlich mit Gold belegt ist. Das sind kleine Denkfehler. Es geht auch da immer um Hersteller, Entwerfer und so weiter.
Man kann in jeder Sparte irgendwelche Schätze finden, aber nicht alles ist sofort wertvoll.
Fabian Kahl, Antiquitätenhändler
Wie kann man verhindern, dass man beim Verkauf über den Tisch gezogen wird?
Wenn man sich nicht auskennt, würde ich immer Expertenrat einholen. Bevor ich irgendetwas kaufe, zum Beispiel auf dem Trödelmarkt oder auf dem Flohmarkt, würde ich ein Foto an jemanden schicken, der sich auskennt. Viele machen das auch mit mir: Ich bekomme ein Foto und ich schätze den Wert kurz ein.
Du schätzt jeden Tag Dinge. Gibt es einen Kellerfund, der wirklich spektakulär war?
Da gibt es einige, aber manchmal ist der Keller nicht der beste Ort für das Aufbewahren von Dingen. Ich hatte mal einen großen Gemäldehaushalt im Angebot. Das waren sehr schöne Gemälde aus dem 19. Jahrhundert aus Frankreich, von namhaften Künstlern. Die Gemälde waren aber so nass gelagert, dass sie komplett geschimmelt haben. Die Gemälde waren in Folie eingepackt, haben angefangen, zu schwitzen und die Leute haben das nicht mitbekommen.
Wer im Keller sieht, dass da Gemälde stehen oder Sachen aus Holz, Papier oder Stoff, der sollte die Sachen lieber aus dem Keller rausräumen und auf dem Dachboden lagern. Das ist der bessere Ort für Antiquitäten und Kunstgegenstände.
Nicht alles was glänzt ist Gold. Der wahre Wert einer Antiquität muss erst festgestellt werden und ist nicht immer direkt ersichtlich.
Bild: picture alliance / HMB Media | Heiko Becker
Warum verkaufen so viele Menschen ihren Kellerkrempel nicht, sondern sammeln ihn nur weiter an?
Meiner Erfahrung nach gab es Generationen, die ganz viel angeschafft haben. Thema Teleshopping: Ich habe ganz oft Haushalte voll mit originalverpackten Küchengeräten oder Bestecksets. Wir reden ja nicht nur von Antiquitäten, sondern auch von Haushaltsgeräten oder sonstigem. Die Generationen vor uns haben die Dinge gerne gekauft, aber sie dann gar nicht benutzt – weil sie zu wertvoll waren oder zu besonders. Ein Porzellan-Service von Meissen zum Beispiel stand im Schrank, gegessen hat man dann mit dem normalen Service. So schlummern viele Dinge noch im Originalzustand in den deutschen Haushalten und warten darauf, dass sie jemand hebt.
Gibt es Dinge die für Sie persönlich unverkäuflich sind?
Ich bin groß geworden in einer Familie, die immer schon gehandelt hat. Nur weil irgendwo bei uns in der Wohnung eine Kommode stand, heißt das noch lange nicht, dass sie am nächsten Tag auch noch dort steht.
Ich bin damit groß geworden, mein Herz nicht an Dinge zu hängen.
Fabian Kahl, Antiquitätenhändler
Ich bin gut eingerichtet und ich mag das auch. Aber ich kann mich auch gut von allen Dingen trennen. Da gibt es nichts, was ich nicht hergeben würde. Außer meine Kamera.
Das Gespräch führten Ike Pauli und Malte Janssen für Bremen Vier. Aufgeschrieben und redigiert hat es Alec Gosewisch.
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Dieses Thema im Programm:
Bremen Vier, Die Vier am Morgen, 09. September 2025, 8.10 Uhr