Braunschweiger Land. Die Getreideernte 2025 in der Region ist abgeschlossen – und sie zeigt ein stark differenziertes Bild. Während Standorte mit schwächeren Bodenqualitäten durch die Trockenheit deutliche Einbußen verzeichneten, konnten auf guten Böden sogar außergewöhnlich hohe Erträge eingefahren werden.
„Wir haben in diesem Jahr sehr deutliche Unterschiede gesehen“, erklärt Dr. Niels Pelka, Vorstandsmitglied beim Landvolk Braunschweiger Land. „Auf Böden mit einem schlechteren Wasserspeichervermögen, besonders dort, wo der Untergrund von Kies oder Kalk geprägt ist, lagen die Getreideerträge teilweise bei unter fünf Tonnen pro Hektar. Auf besonders guten Standorten dagegen wurden auch mal über elf Tonnen erreicht.“
Karoline Vorlop, ebenfalls Vorstandsmitglied beim Landvolk Braunschweiger Land, betont eine weitere erfreuliche Entwicklung: „Positiv ist die hohe Qualität des Ernteguts. Vor allem die Proteingehalte liegen in diesem Jahr überdurchschnittlich hoch.“
Dass die Erträge trotz der langen Trockenphase regionsspezifisch so gut ausfielen, führen die Landwirte auf mehrere Faktoren zurück. Zum einen habe es im Winter ausreichend Niederschlag gegeben, der die Wasserversorgung der Böden zunächst sicherte. Zum anderen entwickelten sich in der trockenen Witterung kaum Pilzkrankheiten auf den Getreidebeständen, sodass die Pflanzen gesünder blieben als in feuchteren Jahren.
Mit dem Ende der Getreideernte richtet sich der Blick nun auf die Zuckerrüben. Die Ernte startet Anfang September – über die endgültigen Erträge lässt sich derzeit jedoch kaum etwas sagen. „Noch ist nicht absehbar, wie stark der Regenmangel auch bei den Rüben zu Einbußen führen wird“, so Pelka.
Große Sorgen bereitet den Rübenanbauern im Braunschweiger Land jedoch ein Schädling, der im Süden Deutschlands und in Osteuropa bereits erhebliche Schäden angerichtet hat: die Schilf-Glasflügelzikade. Sie überträgt zwei gefährliche Krankheiten – Stolbur und SBR – die zu sogenannten „Gummirüben“ und folglich massiven Ertragseinbußen führen.„Bisher ist die Zikade in unserer Region noch nicht in größerem Umfang aufgetreten“, erklärt Vorlop. „Doch in diesem Jahr wurde sie erstmals auch südlich und südöstlich von Braunschweig nachgewiesen. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auch hier Krankheiten verbreitet.“
Angesichts dieser Herausforderungen richtet das Landvolk Braunschweig eine klare Botschaft an die Politik: „Wir brauchen eine realistische Pflanzenschutzpolitik“, fordert Pelka. „In Folge des Klimawandels treten vermehrt neue Schädlinge und Pflanzenkrankheiten in unseren Breitengraden auf. Der verbleib von vorhandenen und die Zulassung neuer Wirkstoffe für Pflanzenschutzmittel ist deshalb unabdingbar, um in Deutschland weiterhin sichere Lebensmittel von hoher Qualität produzieren zu können. Nirgendwo in der Welt wird die Zulassung und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln so streng kontrolliert wie bei uns – was grundsätzlich zu begrüßen ist. Ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland führt letztendlich zu einer Abwanderung der Lebensmittelproduktion in Länder mit weniger restriktiven Auflagen und Kontrollsystemen.“