In seinen Worten steckt ungeheuer viel Hoffnung. Im Gespräch mit ihm wird aber deutlich, dass neben der Begeisterung etwas ganz anderes mitschwingt: Überforderung. „Es ist manchmal sehr erdrückend“, schildert Hennig die Eindrücke der Großstadt. Behördengänge seien sehr herausfordernd für ihn.

Und was ihn immer wieder enttäusche: die Absagen bei den Wohnungsbesichtungen. „Es sind viel zu viele Menschen für viel zu wenige Wohnungen“, meint Hennig. Wohnungsbesichtigungen mit mehr als 20 Bewerbern habe er mehrfach hinter sich. Viele sähen es zudem nicht gerne, dass er keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen könne.

Leben und Schlafen im eigenen Auto

Die erste Zeit in Leipzig habe er sich mit Gelegenheitsjobs bei Lieferdiensten durchgeschlagen – doch nur für wenige Wochen. Die Eindrücke der Großstadt, die neue Arbeit und die Wohnungssuche – all das sei zu viel für ihn gewesen. Er lebe nach wie vor auf der Straße, weil er bis heute keine Wohnung finde, erklärt Hennig. Tagsüber sitze er in den Einkaufsstraßen von Leipzig. Von der Straße wieder wegzukommen, sei sehr schwer, sagt Hennig.

Für ihn ein Erfolg: Er muss nicht mehr draußen schlafen, sondern schläft in seinem Auto. Direkt auf dem Asphalt sei es noch härter gewesen: „Ich konnte es mir nicht mehr antun. Ich war am Ende meiner Kräfte.“

Dieses Jahr noch eine Wohnung und eine Arbeit finden. Das wäre der Sechser im Lotto.

Kevin Hennig
lebt seit mehreren Monaten in seinem Auto

In die öffentlichen Einrichtungen für Wohnungslose wolle er nicht gehen, weil diese seinen Worten nach „chaotisch“ seien, es dort nur unfreundliches Personal und schlechte hygienische Zustände gebe. Mit Blick auf die letzten zwei Jahre: War es einfach zu viel für ihn? „Ja. Was ich in der kurzen Zeit lernen musste, war ganz schön extrem“, betont Hennig. Was er damit meint: sich allein schon in der neuen Stadt zurechtzufinden. Auch Hennig hat Hoffnungen: „Dieses Jahr noch eine Wohnung und eine Arbeit finden. Das wäre der Sechser im Lotto.“

965 wohnungslose Menschen in Leipzig
Die Wohnungslosigkeit in Leipzig hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, sagt der Abteilungsleiter für Soziale Wohnhilfen, Franz Müller. Aktuell gebe es mit Stichtag 31. August 2025 insgesamt 965 wohnungslose Menschen – 20 mehr als vergangenes Jahr.

„Die Situation für jeden Menschen, der ohne Obdach auf der Straße lebt, auch wenn er in Notunterkünften untergebracht ist, ist extrem schwierig“, schildert Müller. Ein entscheidender Grund für Wohnungslosigkeit sei der knappe Wohnungsmarkt. Die Stadt wolle deswegen die Plätze in Notunterkünften von aktuell 320 um bis zu 80 weitere aufstocken.