Eine französische Recherchegruppe machte vergangene Woche die Identität des Spitzels Mohamed B. alias „Momo“ öffentlich, der seit mindestens Frühjahr 2022 linke Bewegungen im In- und Ausland verriet. Auf dem Blog 2025indicparis werden beunruhigende Details zu dieser neuen Spitzelaffäre in linken Bewegungen publik. Deutlich wird in den Angaben, dass die Behörden den 2001 geborenen jungen Mann aufgrund seines unsicheren Aufenthaltsstatus, gesundheitlichen Problemen und angeblich begangenen Straftaten erpressten. Belohnt wurde der Verrat offenbar mit Versprechen auf Strafverschonung, Bleiberecht und Cash. Der Fall unterscheidet sich deutlich von zahlreichen Fällen des Verrats in linken Milieus, in denen verbeamtete Verräter die Bewegung angriffen.
Schwerpunkt von V-Mann „Momo“ waren dem Bericht zufolge die Identifizierung von ProtagonistInnen aus Umweltbewegungen, AktivistInnen aus Antira- und Antifazusammenhängen, sowie internationale Bezüge und Antimilitarismus. Laut seinem Umfeld war er gut vernetzt und beteiligte sich auch an direkten Aktionen und Straftaten auf Demonstrationen, um seine Glaubwürdigkeit zu steigern. Durch seine „sympathische und offene Art“ fiel ihm der Zugang zur linksalternativen Szene leicht. „Ein großes Problem“ befindet ein Betroffener gegenüber Radio Dreyeckland. Er bemängelt, das linke Milieu setze „zu wenig auf Sicherheit und Professionalität, aber umso mehr auf Befindlichkeiten. Ein Einfallstor, um unterwandert zu werden.“
Der Informant soll auch in Deutschland aktiv gewesen sein, zuletzt beim antimilitaristischen Rheinmetal-entwaffnen Camp in Köln. Eine der letzten Nachrichten des Spitzels, der in einer Chatgruppe Namens „Amigo“ mit mindestens fünf Beamten korrespondierte, betraf Proteste gegen den Israelischen Rüstungskonzern Elbit in Ulm. Als Pseudonyme verwendete er außerdem die Namen „molo“, „zer0“, „Mo“ und „Molooo“. In den vergangenen Monatentauchte er mehrfach im Rahmen der Proteste gegen das in Bure geplante Atommüllendlager auf, war jedoch auch bei der Vor- und Nachbereitung von Protesten gegen die Autobahn A69 oder Naziaufmärsche präsent.
Seit er zur Rede gestellt wurde und den jahrelangen Verrat im Detail gestand, fehlt von „Momo“ jede Spur. Die Recherchegruppe ruft dazu auf sich nicht einschüchtern zu lassen und endet mit den Worten „Feuer den Spitzeln!“. Im deutschsprachigen Raum berichtete bisher das Neue Deutschland, der Tagesspiegel und die Autonome Antifa Freiburg über den Fall. LS