Ein Ausblick auf den Tag in den europäischen und globalen Märkten von Gregor Stuart Hunter
Wartet man gefühlt ewig auf eine Notenbanksitzung, kommen sie dann alle auf einmal.
Gut, zugegeben, in der vergangenen Woche tagte bereits die EZB. Doch in dieser Woche stehen die US-Notenbank Federal Reserve, die Bank of England, die Bank of Japan sowie zahlreiche weitere Zentralbanken von Toronto bis Taipeh an – alle entscheiden über ihre Leitzinsen.
Die Fed hält ihre jüngste geldpolitische Sitzung ab, während eine historische Herausforderung ihrer Führung vor Gericht anhängig ist und zugleich eilig versucht wird, Präsident Donald Trumps Kandidaten für einen offenen Sitz im Board of Governors zu bestätigen. Dies dürfte endlich Klarheit in die Debatte um die Unabhängigkeit der Zentralbank bringen, die den Sommer über schwelt.
Die Märkte preisen für Mittwoch vollständig eine Zinssenkung um 25 Basispunkte ein. Die Erwartungen auf einen größeren Schritt von 50 Basispunkten wurden laut dem FedWatch-Tool der CME Group jedoch auf nur noch 3,8 % zurückgefahren.
Der Wochenstart verlief sanft: Die Aktienmärkte in Asien legten um 0,1 % zu, während die Börse in Japan wegen eines Feiertags geschlossen blieb. Der südkoreanische Kospi-Index erreichte ein neues Rekordhoch, nachdem die Regierung ihre Pläne zur Erhöhung der Kapitalertragssteuer aufgab.
Im frühen europäischen Handel stiegen die panregionalen Futures um 0,11 %, die deutschen DAX-Futures bewegten sich kaum, und die FTSE-Futures gaben um 0,1 % nach. OAT-Futures setzten ihre Verluste am zweiten Tag in Folge fort, nachdem Fitch am Freitag Frankreichs Kreditrating herabgestuft hatte.
Die US-Aktienfutures auf den S&P 500 (E-Minis) legten vor dem sogenannten ,,Triple Witching“-Event am Freitag um 0,1 % zu. Dann laufen Einzelaktienoptionen sowie Futures und Optionen auf Aktienindizes aus.
Die USA und Großbritannien bereiten sich derweil darauf vor, während des zweiten, beispiellosen Staatsbesuchs von US-Präsident Donald Trump in dieser Woche Vereinbarungen über Technologie und zivile Nuklearenergie zu verkünden. Großbritannien hofft, im Rahmen eines viel gepriesenen Handelsabkommens auch die Stahlzölle endgültig zu regeln.
In anderen Handelsfragen schlossen US- und chinesische Vertreter am Sonntag in Madrid ihren ersten Gesprächstag über die angespannten Handelsbeziehungen ab. Die Gespräche werden am Montag fortgesetzt. Trump erklärte, er verhandle noch über die Frist zur Veräußerung der chinesischen Kurzvideo-App TikTok. Eine Quelle sagte Reuters, die USA würden die Frist für ByteDance zur Veräußerung der US-Aktivitäten von TikTok, die am 17. September abläuft, voraussichtlich erneut verlängern.
Am Montag veröffentlichte Konjunkturdaten zeigen, dass die chinesische Wirtschaft im August an Schwung verloren hat: Eine Reihe von Aktivitätsindikatoren blieb hinter den Prognosen zurück. Die Industrieproduktion stieg um 5,2 % und verlangsamte sich damit gegenüber dem Vormonat (5,7 %), während die Einzelhandelsumsätze im Jahresvergleich lediglich um 3,4 % zulegten.
Andernorts in China deuten sich erste Anzeichen an, dass die heiße Labubu-Blase zu platzen droht. Die Aktien des Plüschfiguren-Herstellers Pop Mart fielen in Hongkong um bis zu 9 %, nachdem J.P. Morgan die Bewertung auf ,,Neutral“ herabstufte. Die Bank begründete dies damit, dass die Aktie für Perfektion eingepreist sei und Rückschlägen ausgesetzt bleibe.
Analysten der US-Großbank zeigten sich enttäuscht über die mangelnde Transparenz hinsichtlich der nächsten Markenentwicklung – etwa zum Zeitplan neuer Animationen oder interaktiver Spielzeuge. Gebt den Leuten, was sie wollen, Pop Mart!
Wichtige Entwicklungen, die die Märkte am Montag beeinflussen könnten:
Wirtschaftsdaten:
Handelsbilanz der Eurozone für Juli
Reserveaktiva der Eurozone für August
Anleiheauktionen:
Frankreich: Auktionen von Staatsanleihen mit 4, 5, 6 und 12 Monaten Laufzeit
Deutschland: Auktion von Staatsanleihen mit 1 Jahr Laufzeit