Die Europäische Union und Japan wollen ihre Kooperation im Bereich der Wirtschaftssicherheit verstärken. Dies kündigte der Vizepräsident der Europäischen Kommission, Stephane Sejourne, vor seiner ersten Japan-Reise seit Amtsantritt an.
Sejourne betonte, dass die EU und Japan angesichts gemeinsamer Werte eng zusammenarbeiten müssten. Herausforderungen seien unter anderem die Überproduktion in China sowie protektionistische Handelsmaßnahmen der Vereinigten Staaten.
Rohstoffe, Batterien und Biotechnologie im Fokus
Als Schwerpunkte seiner Japan-Reise nannte Sejourne die Versorgung mit kritischen Rohstoffen, die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge und die Biotechnologie. Begleitet wird er von Vertretern europäischer Unternehmen, die konkrete Geschäftsmöglichkeiten in diesen Bereichen prüfen wollen.
Ein weiteres Thema ist die wirtschaftliche Sicherheit. Sejourne erklärte, dass die Abhängigkeit der Europäischen Union von russischem Gas ein Fehler gewesen sei, da jede Form der Abhängigkeit zu Schwächen führe. Um ähnliche Risiken künftig zu vermeiden, plant die EU Mechanismen für gemeinsame Beschaffung und Lagerhaltung strategischer Materialien.
Japan als Modell für Versorgungssicherheit
Japan dient dabei als Vorbild, da das Land seit Jahren versucht, seine Abhängigkeit von China bei der Beschaffung seltener Erden zu verringern. China kontrolliert derzeit mehr als siebzig Prozent der weltweiten Produktion dieser Rohstoffe. Bereits 2010 hatte Japan Erfahrungen mit Exportstopps durch China gemacht und seither alternative Bezugsquellen aufgebaut.
Auch in Europa ist die Bedeutung Japans in wirtschaftlichen Fragen gewachsen. Nach China und den Vereinigten Staaten gehört Japan zu den wichtigsten Handelspartnern der EU in Asien. Mit dem 2019 in Kraft getretenen Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA) wurden zahlreiche Zölle abgebaut und der Zugang zu den Märkten erleichtert.
Zusammenarbeit soll neue Absatzmöglichkeiten in Asien eröffnen
Sejourne machte deutlich, dass die Europäische Union von den Erfahrungen Japans profitieren wolle. Gleichzeitig erhofft er sich, dass die vertiefte Zusammenarbeit auch neue Absatzmöglichkeiten für europäische Unternehmen in Asien eröffnet. Japan wiederum hat ein großes Interesse an engerer Kooperation, um den Zugang zu europäischen Märkten zu sichern und die eigenen Lieferketten im Bereich Batterietechnik und Hochtechnologie zu stabilisieren.
Die Gespräche stehen auch im Zusammenhang mit dem für 2025 geplanten EU–Japan-Gipfel, bei dem Wirtschaftssicherheit und technologische Zusammenarbeit zu den zentralen Themen zählen sollen. Mit Blick auf die angespannte geopolitische Lage sieht die Europäische Kommission die Partnerschaft mit Japan als einen zentralen Baustein zur Stärkung der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit.