Verdis „La Traviata“, was für eine Geschichte! Paris, 19. Jahrhundert, eine Star-Kurtisane verliebt sich in einen jungen Mann aus reichem Haus, dessen Vater fürchtet ums gesellschaftliche Ansehen seiner Familie, doch die Liebe ist stärker, am Ende aber siegt der Tod. Tuberkulose, vielleicht auch Syphilis. Die Musik dieser Oper, ein unvergleichlicher Hitreigen. Wie gemacht als Einstiegsdroge für Opernneulinge. Kein Wunder also, dass der Münchner Verein „Friends of the Arts“ diese Oper nun auf die Bühne des Cuvilliés-Theaters bringt, am Samstag, 20. September, ist es so weit.

Den Kern von „Friends of the Arts“ bildet eine „Gruppe von Freunden“ rund um Opern-Ethusiastin Verena Wohldorf. Die Idee für ihre Initiative, so erzählt sie, sei ihr eher zufällig gekommen:  Im Jahr 2016 nämlich, als Starsolistin Lucia Lacarra das Bayerische Staatsballett zum großen Bedauern ihrer vielen Fans verließ, wollte Wohldorf die Ballerina unbedingt auf die Bühne in München zurückholen.

Doch wie und vor allem wo? Wohlberg hatte erfahren, dass das Cuvilliés-Theater von Privatpersonen angemietet werden kann. So kam eins zum anderen, und sie entschloss sich, mit einigen Gleichgesinnten 2023 eine Gala für und mit Lacarra im Cuvilliés zu veranstalten. Der Abend – an dem neben der Ballerina auch weitere Stars auftraten – sei „ein sehr, sehr großer Erfolg“ gewesen. Und zudem die Geburtsstunde von „Friends oft the Arts“, mittlerweile ein Verein.

Im Veranstalten von Galas und Opernaufführungen sieht der Verein nun den Schwerpunkt seiner Tätigkeit. Laut Wohldorf liegt es den Friends am Herzen, dem Publikum mit insbesondere den Galas mehr als nur einen herkömmlichen Theaterbesuch zu bieten. Die Vereinsgründerin spricht von „interaktiven Events“. So sollen die Zuschauer vor und nach der Vorstellung die Möglichkeit zum Austausch mit den Künstlern bekommen.

Mit dem Schwerpunkt auf Konzerte und Ballett-Galas sowie Opern wollen Friends of the Arts zweierlei bewirken. Zunächst möchten sie junge Menschen für die Welt der Oper und der Klassik begeistern. Das sei bisher auch jedes Mal gelungen, versichert Verena Wohldorf.

Fragen werfen im Zusammenhang allerdings die Kartenpreise der Veranstaltungen auf:  Für „La Traviata“ im Cuvilliés-Theater am 20. September liegen sie in der günstigsten Kategorie für einen Parkettplatz bei 102 Euro. Nebenan im großen Nationaltheater kosten vergünstigte Karten für ausgewählte Vorstellungen für Menschen unter 30 Jahren im Vergleich mitunter nur 10 Euro. Schrecken derart hohe Preisen für die Opernkarten junge Leute also nicht eher ab und bedienen das Klischee von der teuren Klassik?

Ljubka zu Guttenberg inszieniert und dirigiert die „Traviata“ am 20. September im Cuvilliés-Theater.Ljubka zu Guttenberg inszieniert und dirigiert die „Traviata“ am 20. September im Cuvilliés-Theater. (Foto: Friends of the Arts e.V.)

Diese Gefahr sieht auch die Gründerin. Allerdings, so Wohldorf, würde eine „zweite“, etwa hundert Namen lange Gästeliste geführt und jungen Menschen den Besuch ermöglichen. Dank dieser Liste kämen ganze Schulkassen kostenfrei in die Aufführung. Die teuren Sitzplätze, besonders die Logen, welche nur als Ganzes zu mieten sind, seien dagegen eher für Sponsoren vorgesehen. Im Zusammenspiel mit der Gästeliste würden sich diese Projekte letztendlich tragen.

Das zweite große Ziel des Vereins ist der Dialog, der zwischen Künstlerinnen und Künstlern entstehen soll. Genauer gesagt, der Austausch zwischen erfahrenen Stars und jungen Talenten – ein gegenseitiges Wahrnehmen sozusagen. „Dass nicht nur die Jungen die Stars bewundern, sondern die Stars wiederum sagen, ‚Oh, das ist ein Talent, das ich für meine nächste Aufführung engagiere‘‘‘. Eben das ist Wohldorfs Absicht. Dazu bietet der Verein Nachwuchskünstlern, die in Zeiten des Sparzwangs häufig nur in Gruppen auftreten können, die Chance für Soloauftritten.

Bei der „Traviata“ am 20. September im Cuvilliés-Theater wird Ljubka zu Guttenberg am Pult ihres eigenen Sofia Symphonic Orchestra stehen. Die Künstlerin, die den Nachnamen von Dirigent Enoch zu Guttenberg trägt, mit dem sie von 1998 bis 2016 verheiratet war, hat Verdis Oper auch inszeniert. Und zwar werkgetreu, wie Verena Wohldorf betont. Guttenberg spiele, anders als viele Inszenierungen heutzutage, schlichtweg mit der Magie des ursprünglichen Textes. Diese und die Musik würden auch das junge Publikum gewiss verzaubern.

Und der Verein blickt schon ins kommende Jahr: Für Frühjahr 2026 ist eine Gala mit Künstlern aus der Ballett- und Klassikwelt in Vorbereitung.

„La Traviata“, Sa., 20. September, 19.30 Uhr, Cuvilliés-Theater, Karten unter www.muenchenticket.de, Infos zum Verein unter www.friendsofthearts.de