Stand: 15.09.2025 11:57 Uhr

Im Jahr 2024 sind mehr Menschen Streubomben zum Opfer gefallen. Weltweit wurden einem Bericht zufolge 314 Menschen getötet oder verletzt. 2023 waren es 219. Hauptgrund für den Anstieg ist der Krieg in der Ukraine.

Mehr als 100 Länder weltweit ächten die gefährliche Streumunition, ihr Einsatz tötet oder verletzt weltweit aber weiterhin Hunderte Menschen. Wie aus dem jährlichen Streumunitionsmonitor hervorgeht, wurden die Waffen im vergangenen Jahr unter anderem wieder von Russland und der Ukraine eingesetzt.

Dem Bericht zufolge wurden 2024 weltweit 314 Menschen durch Streumunition verletzt oder getötet, davon allein 208 in der Ukraine. Alle Streubomben-Opfer seien Zivilistinnen und Zivilisten gewesen, knapp die Hälfte davon (42 Prozent) Kinder.

Das Monitoring berücksichtigt den Angaben zufolge neun Länder: Afghanistan, Irak, Jemen, Laos, Libanon, Mauretanien, Myanmar, Syrien und die Ukraine.

Hohe Dunkelziffer

Auch sei die Dunkelziffer hoch, weil nicht immer registriert werde, dass Verletzungen durch Streumunition verursacht wurden, berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), die den Monitor erstellt.

Demnach wurden allein in der Ukraine im Jahr 2024 rund 40 Streumunitionsangriffe gemeldet, bei denen die Zahl der Opfer nicht verzeichnet wurde. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 wurden dort mehr als 1.200 Opfer von Streumunition registriert. Weiterhin eingesetzt werden Streubomben in Myanmar, Russland und Syrien.

Abkommen seit 2010 in Kraft

Auch die Ukraine soll die Waffen in Russland genutzt haben, der Einsatz habe aber nicht verifiziert werden können, heißt es im Bericht. Beide Länder gehören nicht zu den 111 Staaten, die das „Übereinkommen über das Verbot von Streumunition“ (Oslo-Konvention) ratifiziert haben.

Im Jahr 2023 lag die Zahl der Opfer durch Streumunition weltweit bei 219 Menschen. Vor wenigen Monaten trat Litauen als erster Vertragsstaat aus dem 2010 in Kraft getretenen Abkommen aus. Die Regierung begründete diesen Schritt mit wachsenden regionalen Sicherheitsbedrohungen. 

Allerdings gibt es auch neue Unterzeichner, etwa Südsudan im Jahr 2023. Die Mitgliedschaft angekündigt hat auch Vanuatu im Südpazifik.

Kritik an Vertragspartner Deutschland

Das Abkommen umfasst ein kategorisches Verbot von Einsatz, Entwicklung, Herstellung, Lagerung und Transfer von Streumunition. Wie im vergangenen Jahr wird Deutschland kritisiert, weil es die Lagerung von Streumunition der US-Streitkräfte auf seinem Territorium und den Transfer in die Ukraine duldete. Das hatte eine NDR-Recherche ans Licht gebracht. Deutschland gehört zu den Vertragsstaaten.

Streumunition gehört zu den für die Zivilbevölkerung gefährlichsten Waffen, da sie noch lange nach Beendigung eines Konflikts zu Opfern führen kann. Selbst wer die Explosion der Streumunition überlebt, verliert der Organisation Handicap International zufolge oft Hände und Füße oder erleidet schwere Verletzungen an lebenswichtigen Organen.

Streumunition wird von Flugzeugen abgeworfen oder vom Boden abgefeuert. Beim Abwurf öffnet sich ein Behälter, der bis zu 1.000 Minibomben enthält. Die Sprengsätze verteilen sich auf einer großen Fläche und sind oft schwer zu entdecken.