Nach der OB-Wahl in Köln fluten hasserfüllte Kommentare das Internet. In Zeiten zunehmender politischer Gewalt ist das besonders besorgniserregend.
Köln hat gewählt. Im Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters konnten sich Berîvan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD) die meisten Wählerstimmen sichern. Mit 28,1 beziehungsweise 21,3 Prozent werden Aymaz und Burmester nun am 28. September in einer Stichwahl gegeneinander antreten. Stichwahl? In der Tat: Noch steht überhaupt nicht fest, welcher der beiden Kandidaten Kölns neuer Oberbürgermeister wird. Aber das ist jenen egal, die das gute Ergebnis der Grünen im Netz schon jetzt für Hasstiraden nutzen.
„Jetzt übernehmen die Muslime“, meint ein Nutzer auf X zum Wahlergebnis der kurdischstämmigen Berîvan Aymaz. Ein Gleichgesinnter stellt seine Menschenverachtung noch deutlicher zur Schau. „Also können wir den ganzen menschlichen Abschaum aus dem Osten nach Köln schicken? In die Hauptstadt des neuen Kalifats?“ Andere Kommentatoren schreiben, dass Köln nur durch „Schmerzen“ lernen wird, und fordern, dass die Stadt noch einmal bombardiert wird (wie im Zweiten Weltkrieg), „aber diesmal richtig“.
Dass eine Frau mit kurdischen Wurzeln in Köln derartig viele Stimmen holen konnte, kann für diese Hetzer nur eines bedeuten: Das „Drecksloch“ Köln wird bald ein „Kalifat“ sein. Im Netz fabulieren Nutzer – zumeist aus dem rechten Spektrum –, dass der Kölner Dom bald abgerissen und durch eine Moschee ersetzt wird, der Karneval in Zukunft wohl verboten ist und Frauen in Köln bald ein Kopftuch tragen müssen (dass Berîvan Aymaz selbst keines trägt, scheint noch gar nicht aufgefallen zu sein).
Die Kölner OB-Wahl zeigt: Hass und Hetze sind Teil unserer politischen Debatte geworden. Doch das darf nicht der Normalzustand sein. Wahlen müssen Gelegenheiten der Auseinandersetzung sein – ohne Angst vor Bedrohungen und Gewalt. Denn das Attentat auf Charlie Kirk zeigt, wohin Hass führen kann. Wenn den Kölnern nun im Rahmen der OB-Wahl „Schmerzen“ und „Bombardierungen“ gewünscht werden, sind das keine harmlosen Spinnereien. Es sind vergiftete Fantasien, die von konkreter Gewalt nicht weit entfernt sind. Und egal aus welchem politischen Lager diese Fantasien kommen; sie sind immer abzulehnen.
Keinem Menschen anderer Meinung oder anderer politischer Gesinnung darf das Recht auf Leben abgesprochen werden – egal ob in den USA oder hier bei uns in Köln. Das gilt für einen Charlie Kirk, eine Berîvan Aymaz, für Anhänger der AfD und auch für jeden Kölner, der am vergangenen Wahlsonntag sein Kreuz bei den Grünen gemacht hat.