Eines zum Start vorweg: Der VfL Gummersbach hat die Füchse Berlin, den amtierenden Meister der Daikin Handball-Bundesliga, nicht 34:29 geschlagen, weil beim Hauptstadt-Klub der Haussegen seit Wochen schief hängt. Der VfL Gummersbach hat gewonnen, weil er schlicht in allen Belangen deutlich besser war.

Berlins Kreisläufer-Schwede Max Darj sagte nach der Pleite am Dyn-Mikro einen bemerkenswerten Satz: „Wir waren nicht genug bereit zu kämpfen und waren mental nicht da, den Kampf anzunehmen.“ Dass der Meister „mental nicht da“ war, ist hausgemacht.

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Wer flunkert da am Handball-Brennpunkt Berlin?

Inzwischen reden sie bei den Füchsen nach dem Personalbeben um Ex-Sportvorstand Stefan Kretzschmar und Ex-Trainer Jaron Siewert mehr übereinander, anstatt miteinander. Ging im Sommer, kurz nach dem Titelgewinn, schon los.

Füchse-Präsident Frank Steffel eröffnete das Thema, indem er über Siewert und dessen am 30. Juni 2026 auslaufenden Vertrag sagte: „Jaron ist seit fünf Jahren bei uns, und wir gehen nun gemeinsam in die sechste Saison. Wir sind super happy, wie er bei uns zu einer echten Persönlichkeit gereift ist. Die Frage für ihn ist doch: Wann ist für ihn der beste Zeitpunkt, etwas Neues zu machen?“

Steffels letzter Satz klang nach der 26:32-Niederlage im Finale der Champions League gegen den SC Magdeburg wie ein zarter Versuch des Weglobens. Am Rande der Heim-Niederlage gegen Magdeburg verbreitete sich via ARD gar die Information, die Mannschaft vermisse unter Siewert frische Impulse und habe sich im Verhältnis 70 zu 30 gegen ihn ausgesprochen.

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Führungsspieler wie Mathias Gidsel und Fabian Wiede wiesen das zurück, Siewert recherchierte offensichtlich selbst, wie sein langer Post auf Instagram bewies. Darin schrieb er: „Besonders wichtig ist mir: Weder einzelne Spieler noch Spielergruppen hatten mit dieser Entscheidung etwas zu tun. Nach vielen persönlichen Gesprächen war es mir sehr wichtig, auch dafür Gewissheit zu bekommen.“

Überhaupt stellt sich die Frage: Wenn sich die Mehrheit der Mannschaft wirklich einen Trainer-Wechsel gewünscht hatte, warum bot Füchse-Boss Bob Hanning („Wir waren uns einig, der Vertrag war schon fertig, es fehlte eigentlich nur die Unterschrift“) seinem Coach Siewert dann einen neuen Vertrag an?

Kretzschmer weg, Siewert weg, schon vier Punkte futsch – aber immer wieder neue Aussagen, die die Lage nicht aufhellen, sondern verschlimmbessern.

Axel Lange, Sponsor der Füchse und Mitglied des Beirats, zuletzt in der BZ über Kretzschmar: „Er ist ein guter Junge. Aber er hat von sich aus gekündigt. Was sollten wir da noch machen?“ Fakt ist, dass Kretzschmar gar nicht kündigen musste, sein Vertrag wäre zum 30. Juni eh ausgelaufen.

Lange über den angeblichen Trainerwechsel-Wunsch der Mannschaft: „Ich würde sagen, 60, 70 Prozent der Spieler wollten eine Veränderung auf der Trainerposition. Dass sich jetzt einige hinstellen, als hätte sie das Ganze überrascht, ist für mich wirklich befremdlich.“ Tatsächlich befremdlich wirkt nun, dass Lange damit den Spielern zwischen den Zeilen vorwirft, die Unwahrheit zu sagen.

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Lange über die vorzeitige Trennung von Kretzschmar und Siewert: „Es ist nicht allein Bobs Entscheidung gewesen. Die Füchse haben vier Gesellschafter, Bob ist nur einer von ihnen. Aber wenn vier Gesellschafter einstimmig beschließen, sich vom Trainer zu trennen, dann wird das auch getan. Und so war es. Das ist die Wahrheit.“

Die vier Gesellschafter sind laut Handelsregister: Stammverein Füchse Berlin Reinickendorf Berliner Turn- und Sportverein von 1891 e.V. (vertreten durch Präsident Frank Steffel) mit 25,6 %, Frank Steffel selbst mit 24,8 %, der Ex-Handballer Ulrich Carl Theis mit 24,8 % und Füchse-Geschäftsführer Hans Robert „Bob“ Hanning mit 24,8 %.

Am 28. August 2023 gab es übrigens eine Änderung im Gesellschaftsvertrag. Geändert wurde Paragraf 6, Absatz 1, in dem seit nun zwei Jahren steht: „Gesellschafterbeschlüsse werden mit einfacher Mehrheit der abgegebenen Stimmen gefasst, soweit nicht das Gesetz oder dieser Gesellschaftervertrag zwingend eine andere Mehrheit vorsehen. Stimmenthaltungen gelten als nicht abgegebene Stimmen. Für den Zeitraum bis zum 30. Juni 2027 gilt, dass bei Stimmengleichheit die Stimme der Geschäftsführung entscheidet (Stichentscheid).“

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Quelle: BILD/ 09.09.2025