Stand: 15.09.2025 10:15 Uhr

Alli Neumann ist ein Multitalent. Neben der Karriere als Musikerin ist die 30-jährige Wahlhamburgerin auch als Schauspielerin unterwegs. Nun kommt ihr Album „Roquestar“ in den Handel.

von Natascha Geier

„Mein wichtigstes Instrument, auf jeden Fall das Einzige, das ich richtig gut beherrsche, das sind meine Stimmbänder“, sagt und lacht Alli Neumann und fügt noch schnell an: „Oder richtig gut, dass ich damit sagen kann, ich bin Sängerin. Ansonsten nehme ich gerne alle Instrumente in die Hand, aber Fagott ist das nächste Instrument, das ich dann spielen kann.“

Mit der Musik fing es bei Alli Neumann eher unspektakulär an: „Ich bin in Polen groß geworden. Mein Opa hat Musik über alles geliebt.“ Besonders an das gemeinsame Musikmachen erinnert sich die Musikerin gerne. „Meine Mutter hat Posaune gespielt und mein Opa Mandoline. Wir haben damals mit Papier und Kamm zu Hause gespielt. Das war so der Moment, wo ich wusste, okay, Musik ist mein Ding. Dann habe ich jede Chance genutzt, Musik zu machen.“

Spaß daran, sich auszuprobieren

CD-Cover: Alli Neumann: Roquestar

Alli Neumanns „Roquestar“: Erschienen am 12. September

Alli Neumann lässt sich auf keinen Stil festlegen, warum auch? Dafür macht es ihr viel zu viel Spaß, sich auszuprobieren. Aber immer auf deutsch, immer mit Haltung. „Es war mir von Anfang an ein Anliegen, da ich in einer so musikpolitischen Welt sozialisiert bin. Ich komme aus diesem Dunstkreis der Band Ton Steine Scherben, in dem anerkannt oder wertgeschätzt wurde, dass Musik ein Werkzeug ist, mit dem man Menschen dazu bringen kann, etwas zu reflektieren. Etwas zu hinterfragen oder Mut zu geben, in eine neue Richtung zu gehen und sich zu befreien.“

Das Private ist politisch

Viele ihrer Songs erinnern an Scherben-Sänger Rio Reiser. Und – wie für ihn – ist auch für Alli Neumann das Private politisch. Sie lebt offen queer und spricht offen darüber. „Mittlerweile merke ich, dass es mehr Gegenwind gibt, jetzt, wo wir einen gesellschaftlichen Shift haben, dass ich dadurch viel mehr negativ auffalle. Aber mir ist wichtig, dass Alli Neumann das auf eine Art und Weise mit einem Selbstverständnis lebt.“

Mehr polnisch-deutscher Austausch im Blick

Feministisch und empowernd zwischen Indie, Pop und Chanson ist auch ihr neues Album, natürlich wieder selbst komponiert und getextet. Alli nennt es mit Augenzwinkern: Roquestar. „Bei dem Roquestar-Album geht es für mich besonders darum, sich nach Liebe zu sehnen, aber nicht nur in einem romantischen Kontext, sondern vor allem Liebe in der Gesellschaft.“

Dann ist die Dreißigjährige auch noch eine erfolgreiche Schauspielerin, wie in dem ARD-Mauerbau-Drama „3 ½ Stunden“. Dort spielte sie eine Sängerin aus Ostberlin – den Song für ihre Rolle hat sie selbst geschrieben.

In der Zukunft möchte Alli mehr in den polnisch-deutschen Austausch einsteigen, „weil in Polen ist auch gerade eine politisch und gesellschaftlich schwierige Phase und vor allem queere Künstler: innen und Feministinnen und Leute, die gegen den Strom schwimmen, brauchen da gerade viel Rückenwind.“

Video:
Sängerin Alli Neumann (18 Min)

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