Das Erfolgsrezept seiner Crew gab Paul Meilhat allzu gerne preis: „Wir haben in anderthalb Monaten einfach nichts kaputt gemacht. Darum konnten wir immer am Limit segeln“, sagte der Franzose, nachdem er und sein Team Biotherm am späten Sonntagabend nach sieben Tagen, acht Stunden, 13 Minuten und 33 Sekunden als erste Yacht die Boka Bay in Montenegro erreichten – und somit nicht nur die finale Etappe des Ocean Race Europe gewannen, sondern auch die gesamte Regatta für sich entschieden.

Der 43 Jahre alte Meilhat und seine Crew waren und sind die unangefoch­tenen Stars des europäischen Ocean­-Race-Ablegers. Seit dem Rennstart in Kiel vor sechs Wochen gewann das Team vier der insgesamt fünf Etappen und deklassierte die Konkurrenz gleich mehrmals durch taktische Finesse und die Fähigkeit, bei wechselnden Bedingungen durchweg das Beste aus der eigenen Yacht herauszuholen.

„Es ist phantastisch“

Beeindruckend war die Leistung vor allem auf der herausfordernden letzten Etappe mit ihrem Zickzackkurs durch das Mittelmeer von Genua nach Boka Bay. Hatten die Teilnehmer kurz nach dem Start zunächst mit quälend leichten Winden zu kämpfen, gerieten sie zwischen Sardinien und Sizilien teilweise in schwere Gewitter und profitierten von starken Böen, die die Imoca-Yachten teilweise mit mehr als 30 Knoten (etwa 55 Kilometern in der Stunde) über das Wasser jagen ließen. In den finalen Stunden des Rennens stellten dann abermals sehr leichte Winde und nahezu absolute Dunkelheit die Segler psychisch wie physisch auf die Probe.

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Mit nunmehr 48 Punkten liegt Biotherm vor dem finalen Hafenrennen am Samstag vor der Küste Montenegros uneinholbar vorne. Den Grundstein für diesen deutlichen Sieg legten der Skipper und seine Crew beim für das Team unglücklich verlaufenen Ocean Race um die Welt vor zwei Jahren. „Das Rennen damals war nicht einfach für uns, wir hatten viele Probleme. Aber wir haben in dieser Zeit sehr viel Wissen und Erfahrung gesammelt und jetzt von unseren neuen Fähigkeiten an Land und auf dem Wasser profitiert“, sagte Meilhat.

Einen versöhnlichen Abschied von seiner Yacht „Seaexplorer“ feierte indes auch der Hamburger Boris Herrmann. Der Skipper – der sein Boot im Herbst an die Amerikanerin Francesca Clapcich weitergeben wird und sich derzeit eine neue Yacht bauen lässt – und sein Team Malizia beendeten die letzte Etappe auf dem dritten Rang. „Es ist phantastisch, das Rennen rund um Europa mit einem erneuten Podestplatz zu beenden – genau so, wie wir gehofft hatten“, sagte Herrmann nach der Ankunft um 1.26 Uhr in Montenegro.

Er und sein Team verpassen in der Gesamtwertung allerdings das Podium und müssen sich nach dem Abschlussrennen mit dem insgesamt vierten oder fünften Platz zufriedengeben. Hatte Herrmann bereits nach der vierten Etappe geklagt, „an mehreren Stellen den Anschluss verpasst“ zu haben, waren auch auf der letzten Etappe „sehr kleine Details“ ausschlaggebend gewesen. „Manchmal waren es nur ein paar Meter, manchmal ein paar hundert Meter“, sagte Herrmann. In der Summe waren es zu Paul Meilhat und den Siegern von Biotherm dann allerdings Welten.