München – Sehr emotionaler Moment in einem kleinen Gotteshaus. Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) kommt zur Wiedereröffnung einer sanierten Synagoge nach München – und ist dabei den Tränen nahe.

An der Reichenbachstraße 27 im Münchner Gärtnerplatzviertel liegt die ehemalige Münchner Hauptsynagoge: 1931 erbaut, 1938 von Nazis in der Reichspogromnacht zerstört, 1947 erneut eröffnet, 2006 von der Gemeinde für eine neue größere Synagoge verlassen.

„Ein nationales Erbe“, sagte Merz, „weil wir in Dialog treten können mit dem Judentum vor dem Zeitalter des Nationalsozialismus.“

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Er gab ein klares Versprechen: „Ich möchte Ihnen im Namen der Bundesregierung sagen, dass wir alles tun werden, was in unserer Macht steht, damit Jüdinnen und Juden in ganz Deutschland ohne Angst leben, feiern, studieren können“, sagte er vor Josef Schuster (71), dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, der Präsidentin der Münchner Kultusgemeinde Charlotte Knobloch (92) und dem israelischen Botschafter Ron Prosor (66).

Sätze, die ihm viel bedeuteten. Merz zeigte in seiner Rede ungewohnt starke Gefühle. Als er die Grausamkeit der nationalsozialistischen Vernichtung des europäischen Judentums beschrieb, zitterte seine Stimme. Dann sprach er die Literaturwissenschaftlerin Rachel Salamander (76) an, die die Sanierung der Synagoge seit 2011 betrieben hatte: „Sie haben in einem Ihrer Bücher geschrieben, dass Sie als Kind immer wieder diese eine Frage stellten: ,ob denn den Juden niemand geholfen habe‘.“

Merz‘ Stimme tränenerstickt

Merz‘ Stimme tränenerstickt

Foto: EPA

Friedrich Merz kämpft mit den Tränen, die Stimme versagt ihm

Friedrich Merz kämpft mit den Tränen, die Stimme versagt ihm

Foto: BR

Bei diesen Worten kämpfte Merz hörbar mit den Tränen.

Mehrmals stockte er, wurde seine Stimme brüchig, legte er kurze Pausen ein, musste sich wieder fangen. Was für emotionale Momente!

Emotionale Rede bei Synagogen-Eröffnung: Merz ringt mit den TränenBei Synagoge-Eröffnung: Kanzler Merz ringt mit den Tränen

Quelle: BR15.09.2025

Der ganze Saal fühlte mit ihm. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte: „Wir haben gespürt, wie nahe dir das ging. Danke.“

Der Bundeskanzler räumte aber auch ehrlich ein, dass Deutschland dem zunehmenden Antisemitismus gegenüber tatenlos gewesen ist. „Wir haben in Politik und Gesellschaft zu lange die Augen davor verschlossen, dass von den Menschen, die in den letzten Jahrzehnten nach Deutschland gekommen sind, ein Teil in Herkunftsländern sozialisiert wurde, in denen Antisemitismus geradezu Staatsdoktrin ist, Israelhass schon Kindern vermittelt wird.“

In der sanierten Synagoge: Bundeskanzler Friedrich Merz (69), Ministerpräsident Markus Söder (58), Vereinsvorsitzende Rachel Salamander (76) und Oberbürgermeister Dieter Reiter (67, v.r.)

In der sanierten Synagoge: Bundeskanzler Friedrich Merz (69), Ministerpräsident Markus Söder (58), Vereinsvorsitzende Rachel Salamander (76) und Oberbürgermeister Dieter Reiter (67, v.r.n.l.)

Foto: Sven Hoppe/dpa

Im Jahr 2006 war die Israelitische Kultusgemeinde von der Synagoge in der Reichenbachstraße in die neue große Hauptsynagoge „Ohel Jakob“ am St.-Jakobs-Platz umgezogen. Seither verfiel das alte Haus, bis vor 14 Jahren Rachel Salamander einen Verein gründete, um die Synagoge zu retten. „Wir können nicht über die vom Nationalsozialismus vernichteten Gebäude klagen und die einzige überlebende Synagoge missachten“, sagte sie am Montag.

In jahrelanger Arbeit wurde das Gebäude saniert. 14 Millionen Euro stellten Stadt, Land und Bundesregierung dafür zur Verfügung. Zehn Prozent der Summe steuerte der von Salamander gegründete Verein bei.