Ein Plastikmüllbeutel liegt in einer Biomülltonne.

Stand: 15.09.2025 20:00 Uhr

Immer wieder landen Materialien im Biomüll, die dort nicht hingehören. Seit Montag führen Kommunen nordweit verschärfte Kontrollen durch, denn: Seit Mai gelten strengere gesetzliche Vorgaben zur Reinheit von Bioabfällen.

Die Entsorgungsbetriebe in den Regionen, die sich an der Aktion beteiligen, schauen sich die Biomülltonnen von Privathaushalten nun vier Wochen lang genauer an. Wurde nicht sauber getrennt, werden die Tonnen stehen gelassen und mit einem Aufkleber versehen, dass der Inhalt nachsortiert werden muss. Kommen die Besitzerinnen und Besitzer dieser Aufforderung nicht nach, wird der Inhalt auf ihre Kosten als Restmüll entsorgt.

Mehr als 80 kommunale Entsorger machen mit

Wurden die Komposttonnen hingegen ordnungsgemäß gefüllt, wird nach der Leerung ein Dankeschön-Anhänger angebracht. Darauf sind nach Angaben der Kampagne „Wir für Bio“ eine Trennhilfe sowie Informationen zu Bioabfall abgebildet. Ins Leben gerufen wurde die Aktion von „Wir für Bio“ im Jahr 2017. Bundesweit sind den Angaben zufolge mehr als 80 kommunale Abfallwirtschaftsbetriebe Teil der Kampagne.

Aktion soll Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren

Mancherorts finden solche Biomüll-Kontrollen ohnehin schon statt. Unter dem Motto „Dein Biomüll ist wichtig fürs Klima“ wollen die Abfallwirtschaftsbetriebe die Bürgerinnen und Bürger aber nun verstärkt für die saubere Trennung von Bioabfällen sensibilisieren und auf die Einhaltung der verschärften Vorschriften aufmerksam machen. Seit dem 1. Mai dieses Jahres dürfen laut der neuen Bioabfallverordnung maximal drei Prozent des Biomüll-Gewichts aus Fremdstoffen wie Kunststoffen, Glas oder Metall bestehen. Plastik darf zudem nur noch maximal ein Prozent in Bioabfällen aus Biotonnen ausmachen, sonst darf er vom Entsorger nicht in Anlagen weiterverarbeitet werden.

„Mülltrennung ist Klimaschutz“: Kontrollen in Schleswig-Holstein

Auch in Schleswig-Holstein werden Biomülltonnen seit Montag im Zuge der Aktion strenger kontrolliert. Unter dem Motto „Mülltrennung ist Klimaschutz: Schleswig-Holstein räumt auf in der Biotonne“ wollen die Abfallwirtschaftsbetriebe auf eine saubere Trennung aufmerksam machen. Laut Expertinnen und Experten wird es zunehmend aufwendiger, aus Biomüll Kompost herzustellen, da jede einzelne Plastiktüte aussortiert werden muss. Biotonnen mit zu viel Plastikanteil könnten künftig nicht mehr geleert werden, heißt es: Tonnenbesitzer müssen sie den Angaben zufolge ab sofort vor der nächsten Abholung selbst neu sortieren.

Kommunen lassen falsch befüllte Tonnen stehen

In Niedersachsen beteiligen sich unter anderem die Abfallwirtschaftsbetriebe der Landkreise Göttingen, Emsland, Osnabrück und Heidekreis. In vielen Kommunen gibt es auch abseits der Aktion regelmäßige Kontrollen der Biomülltonnen – etwa in Wolfenbüttel oder im Landkreis Göttingen. Im Landkreis Uelzen wird zudem KI eingesetzt, um Plastik im Biomüll zu erkennen. „Allerdings gibt es aktuell noch rund zwei Prozent Störstoffe, wie Plastik, Glas und Restabfall, die definitiv nicht in die Biotonne gehören“, sagte Abfallberater Johannes Antpöhler vom Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Uelzen (awb). Daher nimmt auch der awb an der bundesweiten Kontroll-Aktion teil.

Fremdstoffe im Biomüll in Mietshäusern problematisch

Die Kontrollen laufen unterschiedlich ab: Bei einigen kommen Sensoren zum Einsatz, die am Müllwagen angebracht sind und das Innere der Tonne auf Störstoffe abscannen. Bei manchen Müllabfuhren werfen die Mitarbeitenden auch selbst einen Blick in die Tonnen. Biomüll wird zur Energieerzeugung in Biogas-Anlagen genutzt. Außerdem wird er zu Kompost verarbeitet, der als Dünger in der Landwirtschaft oder im Garten genutzt wird. Vor allem hier sind Kunststoffe im Biomüll problematisch, da sie später als Mikroplastik in die Landschaft gelangen. Laut den Entsorgungsbetrieben ist dies vor allem in großen Mietshäusern ein Problem: Da viele Menschen dieselbe Biotonne nutzen, ist oft nicht zuzuordnen, von wem die Fremdstoffe im Biomüll stammen.

Mitarbeiter des Zweckverbands Abfallwirtschaft Region Hannover holen in Hannover Mülltonnen für Haushaltsmüll ab. (Archiv)

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