Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) begeht gerade ihr 75-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass waren an diesem Wochenende deutschlandweit alle THW-Ortsverbände von ihrer Bundesleitung aufgerufen, zeitgleich ein gemeinsames Grillfest auszurichten. Ein Sonderbudget für die Feier stand auch den Delmenhorster THW-Helferinnen und Helfern zur Verfügung. Dafür wurde die Fahrzeughalle auf dem THW-Gelände an der Friedrich-Ebert-Allee leergeräumt. „Wir haben als Gäste auch Freunde vom Deutschen Roten Kreuz eingeladen“, sagte Philipp Wittwer-Piene, der sich als Gruppenführer der ersten Bergungsgruppe im THW engagiert. Den Austausch über die Begegnung im Einsatzgeschehen hinaus wird von Wittwer-Piene sehr geschätzt, auch zu weiteren Akteuren der anderen Blaulicht-Verbände. „Wir haben einen sehr guten Draht zur Feuerwehr ausgebildet, das ist wichtig, um sich noch besser über die jeweiligen Fachkompetenzen abstimmen zu können.“ Im Delmenhorster Ortsverband sind aktuell sowohl die Funktion des Ortsbeauftragten wie des Stellvertreters vakant. „Das ist für uns keine perfekte Situation, wir fangen das aber als kleines Team gut auf“, sagt Wittwer-Piene.

Auszeichnungen für Hochwassereinsatz

Als Ausbildungsbeauftragter hatte es Christian Waltl beim Grillfest übernommen, eine späte Auszeichnung an ehrenamtliche THW’ler auszuhändigen, die beim Weihnachtshochwasser des Jahres 2023/24 dafür sorgten, dass die Fluten, die auch Delmenhorst drohten, unter Kontrolle gehalten werden konnten – eine Überschwemmung durch die Welse war erfolgreich verhindert worden. Zusätzlich zur Hochwasser-Ehrennadel gab es jeweils eine Urkunde, die noch die Unterschrift von Stephan Weil trug, der damals als Ministerpräsident regierte.

Für seine 25-jährige Dienstzeit fürs THW wurden Wittwer-Piene und auch Jan Cardinale am Rande des Grillfestes jeweils mit einer Urkunde geehrt. Das THW in Delmenhorst feierte das Jubiläum des Bundesverbandes mit, obgleich der Ortsverband an der Delme erst Anfang Dezember 2023 sein 70-jähriges Bestehen begangen hatte.

Aktuelle Bedrohungssituationen, wie der Krieg in der Ukraine, führen das THW wieder zu seiner Kernaufgabe zurück: Welche Rolle der Zivilschutz in Deutschland früher einmal gespielt hatte, konnte man lange Zeit nur noch THW’ler fragen, die auf jahrzehntelange Erfahrungen zurückblicken können. Heute rüstet auch die Stadt Delmenhorst ihr Sirenwarnsystem wieder auf, „daran ist das THW allerdings nicht beteiligt“, so Wittwer-Piene. Es komme auch darauf an, dass die Bürgerinnen und Bürger die Signale, die im Heulton verbreitet werden, auch zuordnen können. In der langen Friedenszeit war das Thema Zivilschutz in den Hintergrund geraten. Krieg herrscht nicht nur, wo Bomben fallen: Heute gibt es auch eine hybride Kriegsführung, auch in Deutschland ist man von Hackerangriffen bedroht. „Bis 2030 gilt es, wieder zivilschutzfähig zu werden“, umschreibt Wittwer-Piene ein Ziel des Katastrophenschutzes. Nachdem bisher viel Geld in die Modernisierung des Fuhrparks geflossen ist, stehen jetzt Ausgaben für die Ausstattung im Vordergrund. Wittwer-Piene ist froh, dass das THW in Delmenhorst sein Übungsgelände noch mitten in der Stadt unterhalten kann, das bedeute auch für die Helfer, kurze Wege zu ihren wöchentlichen Übungstreffen.

THW-Delmenhorst von 90 Mitgliedern getragen

Heute zählt der Ortsverband Delmenhorst mit rund 90 Mitgliedern, darunter rund 70 Helfern im Einsatzdienst und 20 Junghelfern, zu den Merkposten in Niedersachsen. Delmenhorst stellt jeweils einen technischen Zug im Bereich Bergung und für die Notversorgung im Katastrophenfall. Im Aufbau befindet sich gerade eine Qualifikation zu Hochwasserschutz und Naturgefahren. Seit vergangenem Jahr gibt es auch einen Trupp unbemannte Luftfahrtsysteme, dafür wurden Drohnen beschafft, mit der die Suche nach Personen unterstützt werden kann. Vor dem Feuerwerk am Ende des Kramermarktes konnte das Gebiet über der Graft so auch nach Brutnestern abgesucht werden. Als eine Spezialfähigkeit bringt sich das Delmenhorster THW im Bereich der Baufachberatung ein.

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