Der frühere US-Botschafter in Deutschland ist mit seinem Urteil schnell zur Hand. Elmar Theveßen, der Chef des ZDF-Studios in Washington, sei ein „Links­radikaler“, der zu Gewalt gegen Menschen aufrufe, mit denen er politisch nicht übereinstimme, schreibt Richard Grenell auf der Plattform X. Theveßen posiere bloß als Journalist, sein Visum sollte ihm entzogen werden, in den USA sei kein Platz für solche „Aufwiegler“.

Grenell bezieht sich auf Äußerungen Theveßens über Stephen Miller, den stellvertretenden Stabschef des Weißen Hauses. Der, so meinte der ZDF-Korrespondent in „Auslandsjournal – der Podcast“ mit Verweis auf Carl Schmitt, komme „in seinen Überzeugungen auch ein Stück weit, ich sag mal, aus der Ideologie des Dritten Reiches“.

Theveßen macht es sich zu einfach

Bei Markus Lanz bemerkte Theveßen, der ermordete Charlie Kirk habe „gesagt, dass Ho­mosexuelle gesteinigt werden müssen. Er hat gesagt, die Frau muss sich dem Mann unterwerfen. Er hat gesagt, dass Schwarze die Positionen der Weißen wegnehmen wegen dieser Politik der Demokraten der vergangenen Jahre. Er hat gesagt, wenn man im Flugzeug sitzt mit einem schwarzen Piloten, muss man Angst haben“. Hat er?

Dem Sinn nach könnte man das annehmen, doch so einfach, wie es sich Theveßen macht, machte Kirk es seinen Gegnern eben nicht. Er verwies vielmehr, gefragt, ob aus dem biblischen Gebot seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben (Levitikus 19,18), nicht folge, dass auch Liebe unter Männern erlaubt sei, auf Levitikus 18,22, wo es heißt, Beischlaf unter Männern sei ein „Gräuel“. In Vers 20,13 heißt es, dies sei mit dem Tode zu bestrafen.

Das könnte man so deuten, als befürworte Kirk dies, näher liegt die Annahme, dass der bibelfeste Aktivist zeigen wollte, dass die Bibel Fundstellen für moralische Urteile zuhauf vorhält. Das schien bei Theveßen nicht auf, wenngleich er, worauf das ZDF auf Nachfrage hinweist, bei Lanz auch gesagt habe, ihm sei „aus dem Kopf nicht bekannt“, dass Kirk „zu Gewalt aufgerufen hätte“. Er habe zur Polarisierung in den USA beigetragen, „aber er hat immer dafür gefochten, dass man sich die Dinge an den Kopf werfen darf, aber dafür darf keine Seite die andere Seite ins Visier nehmen, geschweige denn jemand anderen um­bringen“.

Mit Blick auf die Bibelstelle, meint das ZDF, der „Zusammenhang hätte deutlicher gemacht werden müssen“. Theveßen bedauere, „an der Stelle nicht ausführlicher gewesen zu sein“.

Der Schriftsteller Stephen King war da schlauer. Er entschuldigte sich dafür, Kirk nachgesagt zu haben, er habe Schwule steinigen wollen. Er habe vielmehr demons­triert, „wie manche Menschen Bibelstellen selektiv auswählen“. Vielleicht nimmt sich Theveßen daran ein Vorbild? Seine Arbeit sei „durch die Pressefreiheit geschützt“, teilt das ZDF noch mit. Die Aussagen von Richard Grenell nehme man „zur Kenntnis“.