Hamburg – Harm Schmietendorf ist seit Jahrzehnten Spargelbauer in Schleswig-Holstein. Er hat schon viele Probleme bewältigt. Doch jetzt sitzen der 54-Jährige und seine Frau Britta immer öfter zusammen und fragen sich, ob sich das noch lohnt.
Der Landwirt ist schon lange auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen, und bisher klappte das auch immer. Doch es wird immer schwieriger, sie zu bekommen und auch zu halten. Ihre polnischen und rumänischen Erntehelfer verdienen dank Mindestlohn so viel, dass sie schon weit vor Ende der Saison genug verdient haben und in die Heimat zurückkehren. Der Spargel bleibt dann auf dem Feld.
Die Arbeit auf dem Spargelfeld geht nur im gebückten Zustand
Foto: Marco Zitzow
Deutsche Arbeitslose geben laut Schmietendorf nach einem Tag auf oder melden sich krank.
Diese Saison hat er ausschließlich polnische Erntehelfer auf seinem Hof, zahlt ihnen 14 Euro pro Stunde. Bei einer Sechstagewoche und 48 Wochenstunden kommen sie auf 2912 Euro brutto im Monat. Viel Geld für sie. Aber nicht genug Anreiz für deutsche Arbeitslose!
An der Maschine werden die Stangen gewaschen und sortiert
Foto: Marco Zitzow
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Harm Schmietendorf: „Ich habe es aufgegeben, offene Stellen dem Arbeitsamt zu melden. Es kommt sowieso keiner. Und wenn doch, geht er nach einem Tag wieder oder meldet sich krank. Die Deutschen müssen den Hintern hochkriegen.“
Und seine Frau Britta (53) fügt hinzu: „Ohne die osteuropäischen Arbeiter hätten wir in Deutschland nichts zu essen.“ Ein erschreckendes Fazit bei fast drei Millionen Arbeitslosen in Deutschland.
In den extra angemieteten Containern wohnen die Saisonarbeiter aus Polen
Foto: Marco Zitzow
5000 Euro im Monat für Wohncontainer
Ist der Job einfach zu hart? „Die polnischen Erntehelfer haben die ersten Tage auch Rückenschmerzen. Danach hat sich die Muskulatur an die Arbeit gewöhnt“, sagt Schmietendorf. Die Saison dauert auf seinem Hof 10 Wochen.
Spargelfelder so weit wie das Auge reicht. Das Gemüse muss per Hand geerntet werden
Foto: Marco Zitzow
„Ich baue nur Spargel an. In dieser Zeit muss ich das Geld für das ganze Jahr verdienen.“ Und davon bleibt immer weniger übrig nach den hohen Lohnkosten. Der Bauer muss auch noch extra Wohncontainer für seine Arbeiter zur Verfügung stellen. Allein das kostet ihn 5000 Euro im Monat.