Seit Jahrzehnten kennt man es aus Komödien oder Spielfilmen: Eine Figur läuft mit einem sperrigen Kunstwerk unter dem Arm durch die Stadt. Am Sonntag spielte sich diese Szene auch in der Wegberger Innenstadt ab – allerdings ohne dramatische Pointe, sondern im Zuge der dritten Kunstmeile auf dem Parkgelände des Alten Friedhofs an der Bahnhofstraße.
Ab 11 Uhr zeigten verschiedene Künstlerinnen und Künstler dort ihre Werke, die sie an ihren eigenen Ständen präsentierten. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Molax Creativ UG, samt Livemusik von Charlotte Neumann und Kevin Krämer sowie einer Versteigerung am Nachmittag zugunsten der Organisation Sankt Martin hilft, die ebenfalls am Sonntag ihr zehnjähriges Bestehen feierte. Vor Ort gab es auch eine Vorführung von Powertex Deutschland sowie einen „Pouring-Workshop“ für Kinder. Hauptsächlich ging es aber um Kunst: Von Malerei bis hin zu Schmuck, Fotografie und Handarbeiten wurde den Besuchern ein vielfältiges Angebot präsentiert.
Eine der Künstlerinnen vor Ort: Claudia Brunke-Preßmar aus Mönchengladbach, die ihre Kunstwerke in verschiedenen Stilrichtungen auf die Leinwände bringt. „Es war hier immer etwas los, aber es war nicht so, dass sich die Leute durch die Stände geschoben haben“, sagte sie. Eine angenehme Atmosphäre, in der sie mit den Besuchern ins Gespräch kommen und über ihre Werke sprechen konnte: „Ich liebe es zu sehen, wenn anderen Menschen etwas an meinen Bildern gefällt und ich jemandem eine Freude machen kann.“
Ihren Weg in die Malerei habe Brunke-Preßmar 2016 wiedergefunden, nachdem sie bereits in Kindheitstagen mit dem Malen angefangen habe. Grund dafür: „Mein Mann und ich waren auf unserer Hochzeitsreise in Afrika, da haben wir ein Bild mit einem Elefanten gesehen und wollten es unbedingt mit nach Hause nehmen.“ Doch in das Flugzeug habe sie es nicht mitnehmen können – weswegen sie selbst zu Farben und Pinsel griff, als sie wieder in Deutschland war. Hauptberuflich leitet sie eine Praxis für Kosmetik, doch beim Malen könne sie abschalten und ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Dabei gehe sie vor allem auf die Ausstellungen, die ihr persönlich gefallen – der finanzielle Aspekt spiele eine untergeordnete Rolle: „Ich habe schon Freude daran, meine Bilder auch zu verkaufen. Aber hauptsächlich male ich aus Spaß oder aus Eingebung, wenn mir etwas gefällt. Das können Kolibris sein, aber ich habe auch schon ein altes T-Shirt in einem Bild verarbeitet“, erinnerte sie sich. Schließlich war sie bereits seit neun Uhr morgens mit ihrem Mann vor Ort – zwei Stunden benötigten sie für den Aufbau, am frühen Abend haben sie mit dem Abbau begonnen.
Diese Zeit mussten auch die anderen Künstler mitbringen: Porträts, Landschaftsgemälde in verschiedenen Größen oder Bleistift-Zeichnungen von Tieren und Personen – all das wurde sorgfältig an den verschiedenen Ständen auf Tischen und Stühlen aufgereiht. Oder mithilfe von Haken an den Zelten befestigt, wie beispielsweise am Stand von Helena Köster.
Doch was Köster ausstellt, sind keine Zeichnungen oder Gemälde – ihre Kunst besteht in der Anfertigung handgemachter Dekorations- und Design-Artikel. „Ich falle hier natürlich etwas auf mit meinen Artikeln“, gab sie zu. „Aber ich war bei der ersten Kunstmeile schon dabei und finde die Umgebung hier entspannend.“ Beste Voraussetzungen, um ihre Kunst auszustellen.
Hauptberuflich ist sie als Sozialpädagogin tätig, doch in der Anfertigung ihrer Produkte findet sie einen Ausgleich vom stressigen Alltag. Ihre Makramees vermietet sie vor allem auf Hochzeiten oder Geburtstagen als Dekoration. „Ich habe auch einen großen Traubogen hier und Vasen für Gastgeschenke“, sagte Köster.
Und auch wenn sie wenig verkauft habe am Sonntag, habe sie einige nette Menschen kennengelernt: „Es waren zwar nicht so viele Leute hier, aber die, die da waren, zeigten sich interessiert und freundlich.“ Sollte es also im nächsten Jahr die vierte Auflage der Wegberger Kunstmeile geben, wird sie vermutlich mit dabei sein: „Zwischen den Bäumen, auf der Wiese, das ist was ganz anderes. Das ist der schönste Markt, auf dem ich in diesem Jahr war“, befand sie.