Das Leben schreibt die schönsten Geschichten. Diese alte Binsenweisheit hat sich am Montag in Orsoy einmal mehr bewahrheitet. Denn als Danyon Martin um exakt 13.01 Uhr mit dem 64. Schuss aus der Kleinkaliberwaffe den schon reichlich zerfetzten und wie ein Fisch an der Angel zappelnden Rumpf des Holzvogels aus dem Kugelfang auf die Wiese am Rheindeich beförderte, gab es erst lauten Jubel von der Zuschauermenge, danach einige Böllerschüsse und dann doppelte Gratulation für den treffsicheren Schützen. Denn Danyon („wie Canyon mit D“) Martin ist nicht nur neuer Schützenkönig des Orsoyer Bürgerschützenvereins geworden – nein, er hatte am Montag auch Geburtstag. Den Zweiunddreißigsten.
Den Rumpf, der mal der von Jürgen Diebels aus 65 Millimeter dickem Kiefernholz gebaute Vogel gewesen war, fest in Händen haltend, ließ sich Danyon Martin herzen, umarmen, drücken. „Ich habe zum Schluss nicht mehr daran geglaubt, dass ich es schaffe“, gestand der überglückliche König des stolzen Städtchens am Rhein.
Was für ein Tag: Um 6 Uhr morgens waren die Orsoyer von den Schützen mit Musik geweckt worden, um 7 Uhr gab’s Frühstück im Zelt, ab 9 Uhr wurde am Schießstand auf die Preise geschossen. Mit dem 127. Schuss hat Meik Betz den ersten Preis (Kopf) abgeschossen. Rene Kaiser hat den zweiten Preis (Zepter) mit dem 100. Schuss heruntergeholt. Der dritte Preis (Reichsapfel) ging an Monika van Holt (94. Schuss). Sven Schmidt holte sich den vierten Preis (rechter Flügel) mit dem 83. Schuss. Der fünfte Preis (linker Flügel) ist mit dem 61. Schuss gefallen. Markus Zeidler war der Schütze.
Um kurz nach 12 Uhr war dann Staunen angesagt. Auch, aber keinesfalls nur bei Andreas Blumenstengel, dem Präsidenten des Bürgerschützenvereins. Denn der Aufforderung „Aspiranten vortreten“ folgten gleich acht Schützinnen und Schützen. „Acht, das hatten wir noch nie“, stellte Blumenstengel klar. Und so legten Gesa Schneiders, Bernhard Garczynski sen., Robert Schneiders-Scholz, Dagmar Kittel, Carmen Morowski, Kurt Göldner, Tamara Martin und Danyon Martin abwechselnd auf den Vogel an, bis der entscheidende Treffer fiel. Als Schießmeister stand Michael Feltes mit wachem Auge daneben, ihm assistierten Paul van Holt und Marc Schwarzer als Hilfssheriffs.
Unterdessen hatten sich am Rheindeich Hunderte Menschen versammelt, um das wirklich spannende Spektakel zu verfolgen. Irgendwann baumelte das schon weitgehend gespaltene Stück Holz im Kugelfang an der Schraube, sodass auch die Schützenprofis übereinkamen: „Der nächste Schuss sitzt!“ Aber nix. Wieder und wieder wurde angelegt, gezielt, abgedrückt – und es ging ein Raunen durch die Menge. Bis dann um eine Minute nach 13 Uhr der Deckel drauf war. Fertig!
Noch am Abend wurde im Festzelt nach der Proklamation des neuen Königspaares und einem großen Festumzug mit Königsparade der Krönungsball gefeiert. Dazu spielte die Partyband Rendezvous. Zum Throngefolge gehören neben dem Königspaar Danyon und Tamara Martin Jeanette und Patrick Köhler, Annika und Michael Buchloh sowie Jessica und Marcel Wodinski.