Minsk – Es ist ein Rest von Normalität inmitten der Spannungen und des Säbelrasselns an der Ostflanke der Nato. US-Militärs haben am Montag als Beobachter das Großmanöver von Russland und Belarus verfolgt. Der belarussische Verteidigungsminister Viktor Chrenin (54) sagte ihnen, sie könnten sich „alles ansehen, was für Sie von Interesse ist“.
Auch deutsche Beobachter waren eingeladen, doch die Bundesregierung winkte nach Informationen der „Tagesschau“ ab. 2021, im Vorjahr von Putins Überfall auf die Ukraine, hatte der Verteidigungsattaché der deutschen Botschaft in Minsk noch als Beobachter teilgenommen.
Insgesamt wurden Vertreter aus 23 Ländern als Beobachter zugelassen, darunter mit der Türkei und Ungarn auch zwei weitere Nato-Mitglieder. Russland und Belarus hatten am Freitag mit dem Manöver „Sapad 2025“ (Westen 2025) auf Übungsplätzen in beiden Ländern begonnen. Die Nato ist derzeit in erhöhter Bereitschaft: Mitte vergangener Woche waren im Nato-Staat Polen mehrere russische Drohnen abgeschossen worden. Auch der rumänische Luftraum wurde durch Drohnen verletzt.
Machtdemonstration: Zwei Su-34-Bomber der russischen Luftwaffe werfen Bomben über dem Trainingsgelände ab
Foto: Pavel Bednyakov/AP/dpa
Explosionen während des russisch-weißrussischen Manövers auf einem Übungsplatz in der Nähe von Barysaw
Foto: Pavel Bednyakov/AP/dpa
Die Anwesenheit der US-Offiziere ist das jüngste Zeichen einer Annäherung zwischen den USA und Belarus, einem engen Verbündeten Russlands. Belarus hatte Russland im Februar 2022 sein Territorium für den Einmarsch in die Ukraine zur Verfügung gestellt.
Vergangene Woche war ein Vertreter von US-Präsident Donald Trump zu Gesprächen mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko nach Minsk gereist. Lukaschenko stimmte daraufhin der Freilassung von 52 Gefangenen zu, darunter Journalisten und politische Gegner. Im Gegenzug gewährten die USA der staatlichen belarussischen Fluggesellschaft Belavia Erleichterungen von bestehenden Sanktionen.
Schurken-Gipfel: Belarus-Präsident Alexander Lukaschenko und Kreml-Despot Wladimir Putin bei ihrem jüngsten Treffen in Peking (Foto vom 2. September)
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Moskau hat zur Zahl der eingesetzten Soldaten und Truppenverbände bei Sapad keine offiziellen Angaben gemacht. Nach litauischen Schätzungen sind insgesamt etwa 30.000 Soldaten involviert, davon etwa 8000 Soldaten in Belarus und bis zu 4000 Soldaten in der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad. Litauen grenzt an beide Gebiete und ist deswegen in Alarmbereitschaft.
Parallel zu Sapad hält in Litauen auch die Bundeswehr mit Verbündeten aus mehreren Nato-Ländern eine Übungsserie ab.