Am Tag des offenen Denkmals zog das Bandwebermuseum im ehemaligen Gebäude der Gummibandfabrik Villebrandt & Zehnder massive Besucherströme an. Unter dem Namen Gold-Zack belegte die Firma zwischen 1910 und 1960 das gesamte viergeschossige Gebäude an der Wiesenstraße 118 und war der größte Gummibandhersteller Deutschlands.
Die Vorsitzende des Fördervereins des Bandwebermuseums, Irmlind Pesch, hatte keine freie Minute. „Es ist irre!”, so die ehrenamtliche Gründerin und Ideengeberin. Pesch kam Ende der 60er Jahre als junge Lehrerin nach Wuppertal und war nach ihren ersten Versuchen, die Stadt zu erkunden, ganz erstaunt, wie wenig Informationen über die industrielle Vergangenheit verfügbar waren. Als sie und ihre Mitstreiterin Margret Kaiser 1989 einen mehr als 80 Jahre alten Webstuhl für die Friedrich-Bayer-Realschule als Gabe entgegennahmen, sollte dies der Anfang einer mittlerweile seit gut 35 Jahren andauernden Museumsgeschichte werden. Und die Geschichte der Web- und Flechtwarenproduktion erwies sich in den Köpfen und Wohnungen der Wuppertaler präsenter denn je.
Erst 2019 zog die seitdem entstandene Sammlung ins Gold-Zack-Gebäude. Die historischen Räumlichkeiten, die dazu prädestiniert schienen, ein solches Museum zu beheimaten, boten dem Förderverein völlig neue Raumdimensionen und mehr Zugang zur Öffentlichkeit. Neben komplett funktionsfähigen Webstühlen, deren Rattern nur schwer zu übertönen ist, lassen sich die Gummibänder und Flechtwaren in ihrem gesamten Einsatzrepertoire erleben: von Wäscheleinen und Sockenhaltern bis hin zu Militärbannern und kirchlichen Besatzbändern. Die Besucher kommen mittlerweile auch aus dem Ausland, um nach den Spuren ihrer Familiengeschichte zu suchen. Christiane Spletter, Mitglied des Vereins, sieht viele Synergieeffekte zwischen dem neuen Standort und seiner Nachbarschaft. Durch die Nähe zur Nordbahntrasse und zum Mirker Bahnhof finden das Museum und das Fabrikgebäude, wo noch einige aus der Nordstadt früher arbeiteten, Anschluss zum heutigen Quartiersleben.
Und wieder steht den Gold-Zack-Werken, die seit den 80er Jahren als Gewerbehof genutzt wurden, ein neues Kapitel bevor. 2022 wurde die Anlage von der Gesellschaft Wiesenwerke übernommen – einem Stadtentwicklungsprojekt der Montag Stiftung Urbane Räume, die bereits durch die Transformation des Bob-Textilwerks in Oberbarmen bekannt ist. Eine Teilsanierung mit Investitionen in Höhe von rund zehn Millionen Euro ist aktuell zugange. Das Ziel: Auf den 8000 Quadratmetern Grundstücksfläche bestehende Nutzungen erhalten und den massiven Leerstand reaktivieren. Ein vielfältiges Nutzungskonzept und der gemeinwohlorientierte Ansatz – überschüssige Mieteinnahmen kommen dem Stadtteil zugute – sollen einen neuen Gemeinschaftsort und Quartiersmittelpunkt entstehen lassen. Geplant sind auch eine barrierefreie Verbindung zwischen Wiesenstraße und Nordbahntrasse, ein Nachbarschaftsplatz und Hanggarten.