Bochum auf Trainersuche 

VfL Bochum: Interimstrainer Siebers bekommt mindestens drei Spiele

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Nach der Freistellung von Trainer Dieter Hecking und Sportchef Dirk Dufner ist der VfL Bochum auf der Suche nach zwei neuen führenden Köpfen für den sportlichen Bereich. Auf der Trainerposition darf sich zunächst für mehrere Wochen der bisherige Nachwuchscoach David Siebers versuchen, der in Besitz einer UEFA-Pro-Lizenz ist. Am Dienstag äußerten sich der Vorstandsvorsitzende Andreas Luthe und Geschäftsführer Ilja Kaenzig zur Situation.

Bis zur Länderspielpause im Oktober steht der bisherige U19-Trainer des Revierklubs in der Verantwortung. Das versicherte Vorstandsboss Luthe bei der Pressekonferenz, bei der Siebers vorgestellt und die Trennung von Hecking näher beleuchtet wurde. Dem Interimscoach bleiben also drei Spiele, um sich zu profilieren.

Dass Siebers das Zepter danach wieder abgegeben muss, scheint alles andere als sicher. Die Art, wie Luthe gegenüber den Pressevertretern von der Trainersuche sprach – es sei nichts ausgeschlossen –, machte deutlich, dass Siebers selbst durchaus die Aussicht auf ein längeres Engagement im Profiteam hat. Gesucht wird dennoch vorerst ein Trainer und ein Sportchef, nachdem Dufner nach nicht mal einem halben Jahr im Amt schon wieder seinen Hut nehmen musste. Luthe deutete zudem an: „Es ist auch durchaus möglich, dass ein Sportdirektor kommt, der mit Ilja Kaenzig als Geschäftsführer zusammenarbeitet.“ Auch eine mögliche angepasste Rolle für Ex-Profi Simon Zoller brachte Luthe ins Spiel. „Wir wollen nicht noch einmal in die Situation, dass wir Ilja Kaenzig über einen langen Zeitraum überfrachten.“

Siebers will nicht viele Veränderungen beim VfL Bochum vornehmen

Interimstrainer Siebers betonte, dass ihm Fußball-Tugenden wie Kampf, Leidenschaft und Siegermentalität besonders wichtig seien. Auch wolle er mit jedem einzelnen Spieler sprechen und ein „Gefühl dafür bekommen, was ist.“ Viele Veränderungen werde er aber nicht vornehmen. Siebers sagte: „Es geht um eine klare Struktur, um klare Leitplanken. Jeder soll wissen, was er zu tun hat. Da entsteht automatisch ein Flow. Dann sehen alle, was Spaß am Fußball bedeutet.“ Sein Ansatz sei „aggressives Pressing“. Ein Schwerpunkt darüber hinaus soll das Training von Standards sein. „Wir werden vermehrt die Woche darauf eingehen.“

Luthe sagte über den neuen, in Herdecke geborenen Übungsleiter: „David Siebers kommt aus der Region, er kennt den VfL. Wir sind davon überzeugt, dass er der Mannschaft ein Gesicht und diesen positiven Impuls geben kann. Er wird uns mutig zur Seite stehen. Das bestehende Co-Trainerteam bleibt zudem dabei.“ Luthe sei froh, dass Siebers die Aufgabe angehen wolle und traue sie ihm „zu 100 Prozent“ zu.

Finanzieller Aspekt des Trainerwechsels: VfL Bochum war vorbereitet

Geschäftsführer Kaenzig erklärte, der VfL müsse in der Trainerfrage nun „Kontinuität reinbekommen“, und ergänzte: „Wir sollten uns nicht unter die Klubs einreihen, die jedes Jahr den Trainer wechseln.“ Finanziell sei man auf die Verpflichtung eines neuen Coaches jedoch grundsätzlich eingestellt gewesen.

Der Funktionär konstatierte: „Es ist nicht respektlos gemeint: Klubs planen einen Trainerwechsel ein. Das gehört zur umsichtigen Planung. (…) Wir müssen ruhig bleiben, wir haben es im Griff. Natürlich können wir nicht endlos Geld weiter ausgeben.“ Auf dem Transfermarkt hatte der VfL unter der Verantwortung von Dufner nach dem Abstieg kaum Ausgaben getätigt. Fast alle der elf Neuzugänge kamen auf Leihbasis oder ablösefrei. In der Tabelle stehen die Bochumer mit nur drei von 15 möglichen Punkten auf dem 16. Rang. „Der Abstieg hat sportliche und finanzielle Konsequenzen“, resümierte Luthe. „Solche Entscheidungen wie jetzt machen es nicht leichter.“

Lob für Hecking zum Abschied vom VfL Bochum

Über das Aus von Trainer Hecking, der seit Herbst letzten Jahres das VfL-Team in 30 Ligaspiele führte (0,9 Punkte im Schnitt), sagte Luthe: „Die Ergebnisse waren unter unseren Erwartungen. Wir haben intensiv darüber gesprochen, wie es weitergeht und welche Lösungen es gibt. Danach hatten wir nicht den Eindruck, dass wir es schaffen.“ Man brauche einen positiven Impuls für den Turnaround. Die Mannschaft spiele unter ihren Möglichkeiten.

Kaenzig lobte Hecking schon allein dafür, den Posten in Bochum überhaupt angenommen zu haben. Damals galten die Bochumer schon früh in der Saison als fast sicherer Absteiger. Hecking konnte die Ergebnisse verbessern, den Abstieg aber nicht mehr verhindern; wenngleich der VfL in einer Tabelle ab dem 10. Spieltag – als Hecking übernahm – über dem Strich gestanden hätte.

„Wir befanden uns in einer stockfinsteren Situation“, erinnerte sich Kaenzig. „Dann haben wir jemanden gefunden, der sich das angetan hat und sich schützend vor uns alle gestellt hat. Wir haben Werte erlebt und geteilt, die vielleicht nicht mehr üblich sind.“ Über die Trennung sagte der Funktionär: „Dieter hat es wie ein alter Profi aufgenommen. Er hatte ein Gespür dafür, dass es so kommen könnte. Es war nicht selbstverständlich, dass er sich für den VfL geopfert hat.“