„Wackelkontakt“, der Stimmungshit von Beni Hafner aka Oimara vom Tegernsee, gehört in den Festzelten der Republik inzwischen zum Standardprogramm. Aber in der Darbietungsform, wie sie zuletzt im Hauptzelt des Schützenfestes in Volmerswerth gezeigt wurde, ist es doch absolut ungewöhnlich.

Die Vorschulkinder aus der katholischen Kindertagesstätte in der Flehe hatte den Liedtext auswendig gelernt, eine Choreographie einstudiert, alle Aufregung tapfer ignoriert und die Bühne im Festzelt am sogenannten „frohen Dienstagmorgen“ gerockt. Da gab es bereits während der Aufführung Standing Ovations. „Das war der absolute Wahnsinn. Ihr habt das Zelt abgerissen“, freute sich dann auch der Chef der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Volmerswerth Heinz Schier.

Sowieso sorgten die beiden Kindergärten, die seit Jahren fester Bestandteil des humoristisch-familiären Schützenmorgens sind, für allerbeste Stimmung. Vor den Flehern hatte nämlich der städtische Kindergarten Volmerswerth in ihren selbst gebastelten Kostümen mit ihrem Lied „Guck mal diese Biene da“ so einige der Festzelt-Besucher zum Mitsingen animiert. Kein Wunder – waren viele der jetzt aktiven Schützen doch einst selbst Kita-Kinder in Volmerwerth und kennen den Song noch aus der eigenen Kindheit.

„Wir haben in den letzten vier Wochen dreimal wöchentlich für den Auftritt geübt“, verrät die Kita-Leiterin aus Flehe, Saskia Dimmig. „Nach dem Auftritt haben einige ein breites Grinsen im Gesicht, bei anderen fällt die Anspannung ab, wieder andere freuen sich einfach nur auf die Karussellfahrt, aber stolz sind sie alle.“ Und pädagogisch ist die Kooperation mit den Schützen auch noch, merken die Kids doch anhand des Applauses, dass es sich lohnt, auf ein Ziel hinzuarbeiten und, dass sie etwas können. „Die Eltern vieler Kinder in den Kindergärten sind Schützen. Sie bekommen die Werte des Schützenwesens bereits zu Hause mit. Das wollen wir fördern und die Kinder spielerisch an den Verein heranführen“, sagt Bruderschafts-Schriftwart Ahra Lee. „Wir wissen einfach, dass der Nachwuchs unsere Zukunft ist.“

Der Schützenfest-Dienstagmorgen gehört in Volmerswerth definitiv den Familien. So gab es neben den beiden Darbietungen der Kinder, zu denen selbstverständlich Eltern, Großeltern und weitere Familienangehörige ins Festzelt kamen, auch noch einige Akrobatik- und Zaubernummern des Zirkus Traber und das Tambourcorps hatte einen Spaß-Wettkampf zwischen den Königen und Hauptleuten der einzelnen Kompanien und des Regimentes organisiert. „Zum Schützenwesen gehört ja auch jede Menge Spaß. Deshalb machen wir mit den Oberhäuptern ein paar lustige Spielchen, um die Gemeinschaft zu stärken und einen frotzelnden Wettkampf zur Schau zu stellen. Alle Spielchen sind locker gehalten mit Humor und Witz“, sagt Max Wächter. Er ist Jungschützenköniginnen-Begleiter und fungierte als Moderator des Spaß-Wettkampfs. „Jede Führungspersönlichkeit hat ja einen eigenen Charakter, den wir in den Spielen locker darstellen wollen“, so Wächter. „Weil man sich in Volmerswerth kennt, wissen wir auch, dass jeder Königin, jeder König, und alle Hauptleute den Spaß mitmachen.“

So wurde gezählt, wer sich am meisten Marshmallows in den Mund stecken kann, die „gekrönten Häupter“, mussten Bierdeckel flippen und mit einer Hand wieder auffangen, oder bei einem kleinen Quiz fünf europäische Hauptstädte nennen. „Bei der Marshmallow-Aufgabe sehen irgendwann alle aus wie ein Hamster, der sich die Backen vollgestopft hat“, amüsiert sich Wächter. „Und die Herausforderung möglichst viele Bierdeckel zu flippen, animiert unsere Gäste dazu, es an den Tischen im Saal selbst mal zu versuchen.“ Welches Spiel, welchen König charakterisieren sollte, verriet Wächter aber nicht.

Nicht nur das dienstägliche Festzelt-Programm beweist, dass sich Schützen – entgegen ihres eher verknöcherten öffentlichen Images – nicht immer bierernst nehmen. Der Zug ins Festzelt war bereits eine Spaßparade, bei der auch rückwärts marschiert wurde, die Uniformen eindeutig nicht den traditionell-ordentlichen Look entsprachen, Hüte, Mützen oder Kappen bspw. falsch herum getragen wurden und auch die Musik nicht nur aus Märschen bestand. „Schützenfest ist nur einmal im Jahr, da wollen wir alle gemeinsam Spaß haben und das auch nach außen tragen“, so Lee. „Bei uns in Volmerswerth stehen jedem die Türen offen. Jeder wird herzlich willkommen geheißen. Zusammen können wir die Gemeinschaft stärken und fördern, sodass das ganze ‚Dorf‘ davon profitiert.“