Hamburg – Nach 390 Jahren Werft-Geschichte an der Este-Mündung soll jetzt das Grundstück der Hamburger Pella Sietas Werft zwangsversteigert werden. Erstmals 1635 urkundlich erwähnt, war die Werft über neun Generationen hinweg in Familienbesitz. 2021 ging die älteste deutsche Werft insolvent. Seitdem liegt das Werft-Areal in unmittelbarer Nähe zur Elbe im Hamburger Stadtteil Neuenfelde ungenutzt brach.

Nachdem die Ausrüstung und Arbeitsgeräte der Werft längst über ein Insolvenzverfahren veräußert wurden, wird jetzt das 14 Hektar große Werftgelände wegen der Russland-Sanktionen zwangsversteigert. Eine Verwertung des Grundstücks über einen herkömmlichen Investoren-Prozess sei nicht machbar, teilte Insolvenzverwalter Dr. Achim Ahrendt mit. Als Termin der Versteigerung sei der 13. November festgelegt worden.

Insolvenzverwalter Achim Ahrendt

Dr. Achim Ahrendt ist Insolvenzverwalter der Pella Sietas Werft

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Russland-Sanktionen verhindern Überweisung

Zu der Zwangsversteigerung kommt es, da sich die russische Sberbank, die 2014 der Pella-Gruppe aus St. Petersburg für den Kauf der Hamburger Werft ein Darlehen gab, ein Grundpfandrecht einräumen ließ. „Dies ist im Grunde ein völlig normales Vorgehen und hätte im Investoren-Prozess normalerweise auch keine Hürde dargestellt“, erklärte Ahrendt. Allerdings seien nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine gegen verschiedene russische Finanzinstitute Sanktionen erlassen worden, zu denen auch die Sberbank gehört.

Die Bank hätte für die Löschung des Grundpfandrechts einen entsprechenden Anteil am Verkaufserlös erhalten müssen. Doch eine solche Transaktion ließen die gegen Russland ausgesprochenen Sanktionen nicht zu.

Leeres Dock auf dem Werftgelände. Jetzt wird das Grundstück zwangsversteigert

Leeres Dock auf dem Werftgelände. Jetzt wird das Grundstück in Hamburg zwangsversteigert

Foto: Netbid

Immobilie hat Marktwert von 25,8 Mio. Euro

Insolvenzverwalter Ahrendt geht davon aus, dass der Kaufpreis in der von einem Gläubiger betriebenen Zwangsversteigerung nicht niedriger sein wird, als dies bei einer freihändigen Verwertung der Fall wäre. Die Immobilie habe danach einen Verkehrswert von 25,8 Millionen Euro.

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In der Vergangenheit zeigte neben dem Flugzeugbauer Airbus auch die Hamburger Reederei Laeisz Interesse an dem Werftgelände. Sie wollte an der Mündung der Este in die Elbe eine hochmoderne Abwrack-Werft für kleine und mittelgroße Schiffe entstehen lassen.

Das Werftgrundstück soll einen Verkehrswert von 25,8 Millionen Euro haben

Das Werftgrundstück soll einen Verkehrswert von 25,8 Millionen Euro haben

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Von der Insolvenz im Jahr 2021 waren laut Unternehmen 350 fest angestellte Mitarbeiter und 300 Leih-Beschäftigte betroffen.