Vor diesem Hintergrund hat sein Haus mit „We … Together – Gemeinsam demokratisch handeln“ die zweite Sonderausstellung mit einem reinen Gegenwartsbezug konzipiert und zeigt diese im Kellergewölbe bis zum 1. März. „Mit der Schau wollen wir zeigen, wo im Alltag Demokratie gelebt wird, welchen Herausforderungen sie sich stellen muss und wie sich Menschen darin einbringen können. Gleichzeitig beteiligt die Ausstellung ihre Besucher aktiv am wichtigen Thema und gibt Anregungen zu eigenem demokratischen Handeln.“

Eine Schulklasse hat Bürger
zum Thema Demokratie befragt

Ein Jahr Vorbereitung hat das vierköpfige Kuratoren-Team in die Vorbereitung des Projekts investiert, das auf alltägliche Themenfelder wie Arbeiten, Erinnerungskultur, Wohnen, Stadtgestaltung und Feiern blickt. Dazu wurden auch eine Schulklasse des Erich-Kästner-Gymnasiums in Niehl sowie vier Initiativen, Vereine und Kollektive in die Ausgestaltung der Ausstellung mit einbezogen.

So bekam die Schulklasse nach einem Workshop die Aufgabe gestellt, mit Kameras und Mikrofon ausgerüstet Passanten in der Innenstadt zu den relevanten Themen der Ausstellung zu befragen. Deren Ergebnisse sind zum Teil der Schau und ihren fünf Themenräumen geworden. Auch für die vier beteiligten Gruppen gab es im NS-Dok eintägige Workshops, bei denen die Exponate erstellt wurden.

Diese reflektieren Fragen an die Teilnehmer, die zeigen, was ihr Engagement für eine demokratische Gesellschaft ausmacht, welche Herausforderungen und Hindernisse sie dabei bewältigen müssen und welche Visionen sie für die Zukunft haben. Diese finden sich auch in den Sprechblasen mit den Zitaten aus der jeweiligen Gruppe wieder.

Zum partizipativen Ansatz von “We … Together” gehört zudem, dass das Publikum beim Besuch in die Ausstellung einbezogen wird. So findet sich vor dem Abgang ins Gewölbe ein Ständer mit Flyern zur Schau, auf denen eine Seite bewusst leer gelassen wurde. Darauf können die Gäste niederschreiben, was sie motiviert hat, diese zu besuchen und was das Interesse an den vorgestellten Themen erregt hat. Gesammelt werden diese dann in einer Box, um sie später zum Teil der Schau zu machen.

Die Schau selbst beginnt direkt mit einer „Werkstatt“. Dort können die Besucher ihre Gedanken und Ideen zum Thema Demokratie niederschreiben, ihre Erwartungen an die Lokalpolitik in einem Audiostatement aufnehmen oder ein Bild mit Würfeln generieren, auf denen die Begriffe verzeichnet sind, die für die jeweilige Besuchergruppe eine besonders hohe Bedeutung haben. Dazu gehören „Respekt“ und „Fairness“ genauso wie „Empathie“, „Kritikfähigkeit“ oder „Lösungsorientiertheit“.

Im Anschluss geht es in die fünf, von den Gruppen und den Kuratoren gestalteten Themenräume. Dazu gehört zum Beispiel „We live together“, ein Raum, in dem es um die Gestaltung des Zusammenlebens und auch um bezahlbares sowie barrierefreies Wohnen geht. Gestaltet wurde dieser vom Projekt BG 1006, in denen Menschen ein Haus an der Bergisch-Gladbacher Straße so gestalten, dass es dem spekulativen Wohnungsmarkt entzogen wird, um selbst organisiertes und gemeinwohlorientiertes Wohnen langfristig zu ermöglichen. Ein Modell soll diesen idealen Wohnraum zeigen, dazu kommen Fundstücke aus dem Umbau des Hauses sowie wie bei allen Räumen Zitate der Gruppenmitglieder und O-Töne aus der Straßenumfrage.

Beim Themenraum „We remember together“ hat die „Interjugend“, die zum Verein Interkultur in Mülheim gehört, die Gestaltung übernommen. Als Ausstellungsobjekt wurde ein Modell eines Erinnerungsortes gebaut und mit einem Mobile von eigenen Gedichten sowie einem Gemälde, das sich mit den Menschen nach dem NSU-Anschlag in der Keupstraße auseinandersetzt, kombiniert.

Im Themenraum “We work together”, den die Kuratoren selbst konzipiert haben, geht darum, wie man Arbeit demokratisch gestalten kann. Hier gibt es einen Input der verschiedenen Gruppen sowie ein kleines Kartenspiel, den „Delegationspoker“. Bei „We build together” hat sich der Verein „Kulturhof Kalk“, der sich seit 2017 für die Entwicklung des Osthofs der städtischen „Halle Kalk“ als soziokulturelles Zentrum engagiert, mit dem Thema Stadtraumgestaltung auseinandergesetzt.

Bei „We party together“ wurde der Verein Tiba Movement gestalterisch tätig, der sich für die demokratische Positionierung von schwarzen Künstlerinnen und Künstlern in der elektronischen Musik einsetzt und der sich dabei auch mit rassistischen Erfahrungen in der Musik- und Veranstaltungsbranche auseinandersetzt. Zu sehen gibt als Modell eine Vision des demokratischen Feierns und der dafür benötigten Räume, aber auch reale Eindrücke vom eigenen Musikfestival aus dem August.

„Mich hat die Leidenschaft und die kreative Energie der einzelnen Gruppen beeindruckt, mit der diese auch gegen Widerstände in der Gesellschaft ankämpfen, wenn es um das Thema Demokratie geht“, erklärt Kurator Dominik Fasel vom Museumsdienst Köln. Die Ausstellung sei wie auch die Demokratie ein Prozess, der nie beendet ist und der immer weiterlaufe und sich entwickle. Dazu zählen auch die Podiumsdiskussionen im Rahmenprogramm zu den einzelnen Themen der Schau. Diese in Form eines sogenannten „Graphic Recording“, bei dem die Veranstaltung zeichnerisch festgehalten wird, Teil der jeweiligen Themenräume.

Rahmenprogramm: Die erste Veranstaltung gibt es in der kommenden Woche am Donnerstag, 25. September, um 18 Uhr zum Thema „We work together“ im NS-Dok (Anmeldung: [email protected]. Angeboten werden zudem öffentliche Führungen durch die Ausstellung. Die erste findet am 2. Oktober um 19 Uhr statt.

Service: „We … Together“, Sonderausstellung im NS-Dokumentationszentrum am Appellhofplatz, bis zum 1. März, Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa+So 11-18 Uhr, Eintritt: 4,50 (ermäßigt 2) Euro.