Wer von Mitteldeutschland aus in der Urlaub fliegen will, muss seit diesem Frühjahr auf Angebote der Billig-Airline Ryanair verzichten. Das Unternehmen hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, sich vom Flughafen Leipzig/Halle und dem Flughafen Dresden zurückzuziehen. Grund seien die hohen Kosten beider Standorte, wie Ryanair-Country-Manager Marcel Pouchain Meyer jüngst in einem Interview der „Sächsischen Zeitung“ bekräftigte.

Easyjet: Passagier-Volumen zu klein

Die Billigfluglinie Easyjet bedient in Mitteldeutschland ebenfalls keinen Flughafen. „Kurzfristig wird sich das auch nicht ändern“, sagt der Deutschland-Chef der Airline, Stephan Erler, MDR AKTUELL. Er sieht an den mitteldeutschen Flughäfen derzeit zu wenig Passagier-Volumen, um von dort Verbindungen anzubieten. Ein Flugzeug mit 180 Sitzplätzen müsse sich zu einem Preis füllen, den alle Beteiligten bereit seien zu zahlen. Wenn wenig Volumen da sei, blieben hohe Fixkosten.

Zudem verweist Erler auf ein bundesweites Problem: Zwar habe die Bundesregierung im Koalitionsvertrag Änderungen bei Steuern und Abgaben festgehalten. Geschehen sei bislang aber nichts. „Für jeden Abflug müssen wir sehr hohe Steuern und Gebühren zahlen, zum Teil das Drei- bis Vierfache als für vergleichbare Flüge im Ausland“, so Erler.

„Fehlendes Bewusstsein für Konsequenzen hoher Steuern“

Das Interesse mitteldeutscher Flughäfen an einer Zusammenarbeit mit Easyjet sei da, sagte Erler. Die Airline biete 100 Millionen Sitzplätze pro Jahr für Passagiere an, aber nur einen Bruchteil davon in Deutschland.

Auf Seiten der Politik sicht Erler ein „fehlendes Bewusstsein für die Konsequenzen hoher Steuern und Abgaben“. Das sei seit längerer Zeit zu beobachten: 2019 seien diese Kosten „quasi um 100 Prozent gestiegen“. „Es heißt, es ist defizitär, ab Deutschland zu fliegen. Und das ist etwas, was noch nicht in den Köpfen von einigen Entscheidungsträgern angekommen ist“, sagte Erler.