Die 25 Kinder der Kindertageseinrichtung Lummerland in Stuttgart-West könnten ohne Räume dastehen. Wie konnte es dazu kommen?

Lummerland ist zwar nicht abgebrannt, aber ihm droht die Kündigung. Ein privater Vermieter hat dem Träger der Kindertageseinrichtung in der Schlossstraße, dem Verein Eltern-Kind-Zentrum Stuttgart-West (EKiZ), nach 15 Jahren ohne Begründung gekündigt. Jetzt muss für die Kita Lummerland und ihre 25 Kinder schnell eine neue Unterkunft gefunden werden. In Stuttgart-West ist das alles andere als eine einfache Aufgabe.

Die Kindertagesstätte Lummerland, eine Eltern-Kind-Initiative, ist seit langem in der Schlossstraße 98 im Erdgeschoss eines Hinterhauses beheimatet. Ein kleiner Garten mit Sandelplatz, in dem zudem eine Art Schuppen steht, gehört zur Einrichtung. In dem heute baufälligen Verschlag, der ein Gutteil der Außenfläche der Kita beansprucht, war früher eine Werkstatt für die Kinder untergebracht, erzählt EKiZ-Geschäftsführerin Daniela Hettich. Seit längerem dürfen die Kinder den Schuppen aber nicht mehr betreten. Ein Wassereinbruch habe den Zustand des Bauwerks nachhaltig verschlechtert, zudem sei es asbestbelastet.

Die Betreiber der Kita in Stuttgart-West forderten eine Erneuerung des Schuppens Auch ein Sandelplatz gehört zu der Einrichtung. (Symbolfoto) Foto: imago/Future Image

„Wir hatten vom Vermieter deshalb verlangt, dass er den Schuppen erneuert und das Dach repariert“, erzählt Daniela Hettich. Auch die Option, dass das EKiZ das Häuschen in Eigenarbeit abreißt, sei angeboten worden. Die Reaktion darauf: gleich null. Auf eine Entscheidung des Vermieters in der Sache wartet die Eltern-Initiative bis heute.

Der Zwist wird verschärft durch den Umstand, dass gleichzeitig in diesem Frühjahr der jeweils fünf Jahre laufende Mietvertrag des Kindergartens endete. In der Vergangenheit sei dieser jeweils verlängert worden. Nicht aber dieses Mal: Mutmaßlich hatte den Vermieter die Forderung seiner Mieter bezüglich des Hinterhofschuppens nun nachhaltig verärgert.

Die Folge: Bis heute konnte sich das EKiZ weder auf eine Verlängerung des Mietvertrags um weitere fünf Jahre noch auf eine zufriedenstellende Lösung für den baufälligen Schuppen mit dem Vermieter einigen. „Weil der Mietvertrag ausgelaufen ist, sind wir stattdessen jetzt in ein unbefristetes Mietverhältnis mit nur drei Monaten Kündigungsfrist gerutscht“, erklärt die Geschäftsführerin. Vermutlich war genau das gewollt. Denn der Vermieter hatte im Juli der Kita prompt zum Oktober gekündigt.

Neue Räume für die Kita zu finden, ist in Stuttgart schwierig

Das Lummerland soll also mitsamt Kindern raus aus dem Haus. Ob es dazu tatsächlich schon im Herbst kommt, ist derzeit noch unklar: Wie Hettich erklärt, sei die Kündigung nach Ansicht des Mieterschutzbundes auf Grund eines Formfehlers ungültig. Einem Rechtsstreit will die Geschäftsführerin des EKiZ nicht aus dem Weg gehen. „Da bin ich kämpferisch“, sagt sie.

Mit einer neuen, formal gültigen Kündigung wäre der endgültige Rausschmiss vermutlich trotzdem nur eine Frage der Zeit. Folgerichtig sucht das EKiZ bereits mit Hochdruck nach einer Interimslösung für die Kita Lummerland. 100 bis 200 Quadratmeter Raum- und noch einmal 100 Quadratmeter Außenfläche benötigt die Einrichtung, um ihre 25 Kinder nach den geltenden Vorschriften unterzubringen. Weil große Umbauten zu lange dauern würden, müssten potenzielle Räumlichkeiten zudem von vornherein so gut wie bezugsfertig sein. „So etwas zu finden, ist in Stuttgart-West fast unmöglich“, sagt Daniela Hettich.

Ein weiterer Grund, weshalb hier die Suche nach neuen Räumlichkeiten besonders schwer ist, erklärt die EKiZ-Geschäftsführerin mit der Wohnstruktur im Westen: Zwar gebe es viel Leerstand im Stadtbezirk, sagt Daniela Hettich. Doch in Mehrfamilienhäusern, wie sie in Stuttgart-West üblich sind, müssten zunächst alle Wohnparteien der Unterbringung einer Kindertagesstätte zustimmen. Erst dann käme ein Einzug überhaupt in Frage. Schlechte Voraussetzungen also.

Der Vermieter will auf die Betreiber der Kita in Stuttgart-West noch einmal zugehen

Der Vermieter selbst zeigt sich auf schriftliche Anfrage unserer Zeitung zunächst schmallippig: „Über Vertragsinhalte, Mietparteien und der Kommunikation mit Mietern möchte ich dritten verständlicherweise keine Auskünfte geben“, lässt er wissen.

Offenbar zeigt aber allein die Tatsache, dass die Presse sich dem Thema angenommen hat, bei ihm Wirkung. Hatte er bisher, nach Aussage der Kita-Leitung, alle Gespräche mit dem EKiZ blockiert, ergänzt er nun etwas kryptisch: „Sollte Ihr Anschreiben eine indirekte Anfrage zur weiteren Anmietung der Räumlichkeiten sein, kann ich, wenn gewünscht, nochmals auf die Beteiligten des Kindergartens zugehen.“ Ein Hoffnungsschimmer also für die Kinder im Lummerland?