Busse ohne Fahrpersonal am Steuer: Was vor ein paar Jahren noch utopisch erschien, wird nun allmählich Realität. Schon vom nächsten Jahr an will die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) einen ersten autonom fahrenden Bus testen, doch das Ziel ist ein weitaus größeres: Im Jahr 2035 sollen bereits 500 autonome Fahrzeuge auf Münchens Straßen unterwegs sein. Angedacht sind kleine Busse, in die etwa zehn bis 15 Fahrgäste passen. Sie sollen die reguläre MVG-Busflotte ergänzen, die weiterhin von Fahrerinnen und Fahrern gelenkt werden wird. Die Flotte besteht derzeit aus rund 600 Fahrzeugen, inklusive Busse privater Partner, die im Auftrag der MVG fahren.

Damit sich leichter ein Hersteller finden lässt, für den sich die Serienproduktion der autonomen Kleinbusse rentiert, schließt sich die MVG mit der Hamburger Hochbahn und den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) zusammen. Die drei Unternehmen wollen insgesamt 2000 Fahrzeuge gleicher Bauart ordern. Die Kooperation von MVG, Hochbahn und BVG beim autonomen Fahren soll aber nicht die einzige sein.

Generell wollen die drei größten Nahverkehrsunternehmen Deutschlands zusammen an der technologischen Weiterentwicklung arbeiten. So soll es etwa eine gemeinsame Mobilitätsplattform mit einer App für Busse, Bahnen und geteilte Mobilitätsangebote geben. Hamburg und Berlin wollen nächstes Jahr gemeinsam die App MAX einführen, die MVG überlegt, sich anzuschließen und zu einem späteren Zeitpunkt die aktuelle MVGO-App durch MAX zu ersetzen. Ein weiterer Plan ist die Entwicklung überregional einheitlicher Vertriebssysteme, das betrifft etwa die Software im Hintergrund.

BVG, Hochbahn und MVG haben nun eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, ein „Memorandum of Understanding“ für eine strategische Partnerschaft. Das Ziel sei es, mit dieser überregionalen Allianz den ÖPNV kundenfreundlicher zu gestalten, Synergien zu nutzen und branchenweit Standards zu setzen, etwa bei Betriebsprozessen oder der Gestaltung von Leitstellen und Betriebshöfen. Was für den Kunden abstrakt klingt, hat für die Verkehrsunternehmen konkrete Folgen. MVG-Chef Ingo Wortmann erklärt, mit der gemeinsamen Initiative mit dem Fokus auf Automatisierung wolle man wirtschaftlicher werden und Betriebskosten senken. „Davon kann auch die gesamte Branche profitieren, wenn die Industrie standardisierte Systeme auf den Markt bringt.“