Mit Blick auf das Ladeangebot für E-LKW erfüllt Deutschland bereits jetzt die EU-Zielwerte. Dies zeigt der BDEW-Elektromobilitätsmonitor, der in seiner aktuellen siebten Ausgabe erstmals auch das Ladeangebot für batterieelektrische Lastfahrzeuge erfasst. Laut der Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) der EU müssen bis Ende des Jahres 15 Prozent der transeuropäischen Verkehrsnetze durch Ladestandorte für Elektro-Lkw abgedeckt sein.
In Deutschland entsprechen bereits knapp 50 der 70 E-LKW-Ladestandorte den AFIR-Kriterien und decken damit knapp 67 Prozent des deutschen Autobahnnetzes. Als „abgedeckt“ gelten Autobahnabschnitte in einem Radius von 60 Kilometern zum nächsten Ladestandort. Die Ladestandorte für die Fahrzeuge dürfen zudem nicht weiter als drei Kilometer von der nächsten Abfahrt entfernt sein.
Preisbarriere bremst Elektroautos
Auch in der ersten Jahreshälfte 2025 kann der Elektroauto-Hochlauf mit dem Tempo des Ladeinfrastrukturausbaus nicht mithalten: Trotz Rekordwerten bei den Neuzulassungen (laut Kraftfahrtbundesamt wurden seit Jahresbeginn 336.707 BEVs neu zugelassen) mit einer Steigerung von 39,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum liegt die durchschnittliche Belegung der deutschlandweiten Ladepunkte nach den Erhebungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) weiterhin bei nur 15 Prozent. Gleichzeitig schreitet der Ladeinfrastrukturausbau kontinuierlich fort: Im ersten Halbjahr 2025 wuchs die deutschlandweite öffentliche Ladeinfrastruktur auf rund 184.000 Ladepunkte (plus 11 Prozent) mit einer Gesamtleistung von 8.500 Megawatt (MW).
Maximal zu 19 Prozent ausgelastet
Nach Ansicht des BDEW gibt es derzeit mehr Lademöglichkeiten als bei dem aktuellen Bestand an Elektroautos nötig wäre. Das gilt insbesondere für Schnellladestationen mit einer maximalen Ladeleistung von unter 150 Kilowatt – sie werden nur selten genutzt.
Die Gründe für den schleppenden Hochlauf der Elektromobilität sieht der BDEW maßgeblich in den hohen Anschaffungskosten für die Fahrzeuge. Sie seien der einzige Belastungsfaktor, der sich nach dem Kauf eines Elektroautos nicht neutralisiere. Die aktuell hohen Ladestrompreise hingegen sieht der Verband nicht als problematisch an. „Durch die Wahl des passenden Ladetarifs ist es selbst im Extremszenario, dass ein BEV zu 100 Prozent schnell (DC) und nur über Roamingpartner geladen wird, möglich, nicht mehr als die durchschnittlichen Tankkosten zu zahlen.“
Elektroautos mit niedrigeren Energiekosten als Benziner
In vier von fünf Ladeszenarien, führt der Verband in einem Kommentar zur Studie aus, seien die Energiekosten eines Elektroautos niedriger als die einer konventionell angetriebenen Fahrzeugs. Nicht nur beim Laden zu Hause oder beim Arbeitgeber, sondern auch beim öffentlichen Normal- und Schnellladen bei einem Vertragspartner sowie beim öffentlichen Normalladen bei einem Roamingpartner. Beim fünften Lade-Anwendungsfall, dem öffentlichen Schnellladen beim Roamingpartner, komme es auf den Vertrag an. „Und selbst im Extremszenario, in dem ein BEV zu 100 Prozent an öffentlichen Schnellladesäulen und nur über Roaming lädt, also ohne jede Mischkalkulation, muss Laden nicht mehr kosten als die durchschnittlichen Tankkosten.“
Elektroauto rechnet sich
Nach den Berechnungen des BDEW fahren Elektroauto in der Regel günstiger als benzin- oder dieselgetriebene Pkw. Angenommen wir dabei ein Preis von 60 Cent für die Kilowattstunde im „Worst Case“-Szenario, von 44 Cent beim DC-Laden beim Vertragspartner (Fall3).
Insgesamt sieht der BDEW eine wachsende Akzeptanz von Elektroautos in der Bevölkerung. Der Verband verweist dabei auf eine eigene Nutzerumfrage von Mai 2025 mit 2.986 Teilnehmern. Die Umfrage ermittelte die Sorgen von Käufern vor und nach dem Kauf eines Elektroautos. Jeweils 55 Prozent der Befragten gaben hier zwar an, dass die „Reichweite generell“ und das „Laden zu Hause“ ihnen vor dem Kauf Sorgen bereitet hätten.
In Kooperation mit dem Branchendienst energate.
Nach dem Kauf eines Stromers waren beide Punkte allerdings nur noch für neun beziehungsweise sechs Prozent der Befragten ein Problem. Die Anschaffungskosten hingegen lagen mit 46 Prozent auf Platz zwei der größten Sorgen vor der Kaufentscheidung, nach dem Kauf rückten sie mit 38 Prozent auf Platz eins. Unterstützend zeugten Wiederkaufbereitschaft (84 Prozent) und Weiterempfehlungsquote (73 Prozent) laut BDEW von einer großen Zufriedenheit der Fahrer von Elektroautos mit dem Nutzererlebnis.
BDEW warnt vor Aufweichung der CO2-Flottengrenzwerte
Angesichts der aktuellen Diskussion um die Absenkung der CO2-Flottengrenzwerte in der Europäischen Union warnte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae vor einer politischen Kehrtwende. Die konstant positiven Entwicklungen bei Neuzulassungen und Ladeinfrastruktur dürfe man nun nicht durch einen politische Richtungsschwenk – insbesondere die Aufweichung der Flottengrenzwerte – gefährden. Sie allein lieferten aktuell Planungs- und Investitionssicherheit. Um den Hochlauf weiter zu unterstützen, brauche es verlässliche Rahmenbedingungen und eine EU-übergreifende Elektromobilitätsstrategie anstelle kostenintensiver Förderprogramme, so Andreae.
Quelle: energate
(Mit Ergänzungen von Franz Rother)
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Beatrice Oster
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