Stephan Brings hat enge Verbindungen zu Ford. Dass am Kölner Standort noch mehr Stellen gestrichen werden sollen, treibt auch den Musiker um.
Gleich zu Beginn: Ich bin kein Mensch mit Wirtschafts- oder Finanzkenntnissen. Ich bin nur der Sohn eines Vaters, der nach der Volksschule und ein paar Abenteuern in Hamburg seine Lehre als Maschinenschlosser bei Ford in Köln gemacht hat.
Das ist sehr lange her. Auf dem zweiten Bildungsweg wurde mein Vater dann Lehrer. Viele seiner Schüler und Schülerinnen gingen dann wieder bei Ford in die Lehre und arbeiten bis heute dort. Ein Job bei Ford galt mal als Stellung fürs Leben. Wie gesagt: Das ist sehr lange her.
Dieses „Wir sind Fordler, wir sind Familie, wir sind Kölle“, ist auch bei den Brings nie verschwunden. Bei uns hier im Kölner Norden ist Ford nicht wegzudenken. Wenn du hier unterwegs warst, gab es ab Niehl eigentlich nur Fords am Straßenrand. Ab Mitte der 70er-Jahre sah man vor allem den Fiesta, gefahren von Mitarbeitern der Fordwerke. Bei vielen türkischen Kollegen war es auch gerne der Transit für die alljährliche Reise zur Familie. Auch das ist lange her. Selbst auf dem großen Mitarbeiterparkplatz stehen längst viele Autos mit Stern.
In allen Kommentaren zu dem neuen, schmerzlichen Stellenabbau von noch einmal bis zu 1.000 Fordlern ist zu lesen, dass die Manager am eigentlichen Image von Ford in Deutschland vorbei entschieden haben. Ford war nie die Marke der Protzer. Ford stand immer für erschwingliche, solide Autos, die ihren Zweck erfüllen. Und mit dem Fiesta auch ein Modell für den kleineren Geldbeutel.
Das hat mit den beiden E-Modellen Mustang und Capri nichts mehr zu tun. Zu teuer, zu groß und in Konkurrenz mit vielen fetten Prestige-Kisten aus Süddeutschland. Das müssen die Mitarbeiter jetzt ausbaden. Ich war beim ersten Streik im Fordwerk dabei. Das war im Mai. Da waren Mut und Hoffnung noch zu spüren.
Danach kam der bittere Kompromiss: 2.900 Stellen fallen weg. Jetzt noch mal 1.000 direkt in der Produktion. Das haut richtig rein. Nicht nur für die direkt Betroffenen, von denen viele sich immer als Teil der Ford-Familie gesehen haben.
Diese Menschen werden ihren Kindern nicht mehr sagen können: „Geh zu Ford! Mach deine Lehre, später kannst du da über eine Weiterbildung richtig was werden …“ – das alles geht verloren. Sicherheit, Perspektive, Gewissheit, Bindung an Köln. Die Stadt verliert wohl auch ihre einst größte Gewerbesteuereinnahme. Es trifft uns alle hier in Köln.