Für das 190. Oktoberfest, das an diesem Samstag beginnt, haben Polizei und Kreisverwaltungsreferat nur leichte Änderungen am bestehenden Sicherheitskonzept vorgenommen. Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller und Polizeivizepräsident Christian Huber stellten die Sicherheitsmaßnahmen auf einer Pressekonferenz am Mittwoch vor.
Die Polizei wird auf der Wiesn in diesem Jahr mit etwa 600 Polizisten im Einsatz sein. Am zweiten und dritten Wochenende unterstützen auch heuer wieder italienische Beamte ihre Münchner Kollegen, weil da erfahrungsgemäß viele Feierwillige über die Alpen strömen. Auch in der integrierten Leitstelle, wo die Rettungsnotrufe einlaufen, werden Italiener bei Verständigungsschwierigkeiten helfen. Außerdem sind Taschendiebfahnder aus ganz Deutschland und aus dem europäischen Ausland im Einsatz sein, so etwa aus Tschechien, Frankreich, Portugal und der Schweiz.
Bestehende Einschränkungen gelten weiter und wurden sogar ausgeweitet. So gilt das Verbot von Messern und anderen gefährlichen Gegenständen nicht mehr nur für den eigentlichen Festplatz, sondern auch für den umlaufenden Straßenring, also den Bavariaring und die Theresienhöhe. Damit soll vermieden werden, dass es an den Eingängen, wo oft größere Menschenmengen warten, zu gefährlichen Streitereien kommt. Die Sicherheits-Mitarbeiter dort sind zur Kontrolle mit Hand-Metallsonden ausgestattet.
Ebenfalls verboten ist auf der Wiesn – wie auf allen bayerischen Volksfesten – der Konsum von Cannabis. Bei der letztjährigen Wiesn war das aber kein großes Problem, bei 160 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz drehten sich die meisten um Kokain. Ob die neue Modedroge Lachgas eine Rolle spielen werde, konnte Hanna Sammüller nicht sagen. Sie sehe jedoch keine Handhabe, das legal verkäufliche Gas auf der Theresienwiese zu verbieten. Sie geht aber nicht davon aus, dass Stände die gasgefüllten Kartuschen zum Verkauf anbieten.
Wie bei allen größeren Veranstaltungen gibt es auch auf der Wiesn ein Überflugverbot. Es gilt in einem Radius von 5,5 und einer Höhe von zehn Kilometern. Das Verbot wurde per Allgemeinverfügung erlassen – und das ist bedeutsam, auch für Drohnenpiloten: Während Verstöße gegen das stets geltende Überflugverbot etwa über Krankenhäusern oder militärischen Einrichtungen nur als Ordnungswidrigkeiten geahndet werden, ist die Nichtbeachtung einer Allgemeinverfügung eine Straftat mit teils empfindlichen Strafen. Im vergangenen Jahr wurden immerhin 16 Drohnen über der Theresienwiese festgestellt und ihre Piloten angezeigt.
Rund um das Festgelände werden mehrere Straßen für den Verkehr gesperrt. Die genauen Sperrzonen können auf der Seite des Mobilitätsreferats eingesehen werden. Die Polizei weist darauf hin, dass für das Fahren von E-Scootern die gleichen Promille-Grenzen wie für Autos gelten, dass es also im Extremfall den Führerschein kosten kann, betrunken – oder unter Drogen-Einfluss – mit einem Roller zu fahren.
Weil es in der Vergangenheit zu zahlreichen Unfällen betrunkener Festgäste mit teils schweren Verletzungen kam, gibt es die Regelung, dass E-Scooter rund um die Wiesn nach 17 Uhr nicht mehr abgestellt und ausgeliehen werden dürfen. Anbieter von Leih-Scootern haben zudem in ihre Apps, mit denen die Roller gemietet werden, wieder einen kleinen Reaktionstest eingebaut – wer an ihm wegen Alkohol scheitert, kann kein Fahrzeug ausleihen.
Ein besonderes Augenmerk legt die Polizei auf Fälle von sexuellen Übergriffen, zu denen auch das sogenannte „Upskirting“ gehört, also das Fotografieren unter den Dirndlrock. In diesem Zusammenhang rät Hanna Sammüller Frauen, auf genügend Akkuladung des Handys zu achten, damit im Notfall schnell Hilfe geholt werden kann. Die Wiesnwirte haben in ihren Zelten mittlerweile Ladestationen installiert, an denen leer gelaufene Akkus wieder aufgeladen werden können.
Neben der Polizei überwachen zivile Dienste die Sicherheit auf der Wiesn. Insgesamt sind im Freien und in den Zelten zwischen 1200 und 1600 Securitys im Einsatz – am Wochenende jeweils mehr. Im Freigelände passen 300 bis 400 Kräfte auf. Sie alle werden vom KVR auf ihre Zuverlässigkeit überprüft, zum Beispiel auf einwandfreien Leumund und die erforderlichen Qualifikationen. Erst dann gibt es die Akkreditierung in Form des Ordnerausweises.
Größere Taschen sowie Rucksäcke sind auf der Theresienwiese nicht erlaubt. Als Grenzwert gilt ein Volumen von mehr als drei Liter. Hanna Sammüller rät, sich drei Literpackungen Milch vorzustellen, weil die leichter zu verpacken seien als drei Mass Bier. Wenn die Packungen in die Tasche passen, dann ist sie wahrscheinlich zu groß. Kinderwagen sind unter der Woche von 18 Uhr an verboten, an den drei Samstagen und dem Tag der Deutschen Einheit ganztägig.
Ein Lob sang Sammüller auf die Sanitätsstation und den dort aufgestellten mobilen Computertomografen. Mit ihm können Hals- und Kopfverletzungen schnell diagnostiziert werden, ohne dass der Verletzte erst in ein Krankenhaus transportiert werden muss. Neu sind dort 20 sogenannte Überwachungsbetten – die eigentlich Ausnüchterungsbetten heißen müssten. In ihnen können Betrunkene unter ärztlicher Überwachung ihren Rausch ausschlafen.