Das IT-Dienstleistungszentrum Berlin (ITDZ) – verantwortlich für die Digitalisierung der Berliner Verwaltung – betreibt eine „Druckstraße“. Es ist dieser eine Satz, der die Absurdität des Status quo bei der Verwaltungsdigitalisierung nicht nur, aber eben auch in Berlin zum Ausdruck bringt.
„Pro Jahr gehen über 70 Millionen Druckseiten und 16 Millionen Kuvertierungen über die Rollen der Maschinen im Druckzentrum des ITDZ Berlin“, heißt es auf dessen Homepage mit stolzem Unterton. Stimmzettel, Bußgeldbescheide, Gehaltsnachweise, Baugenehmigungen, Wahlbenachrichtigungen – all das wird in Berlin weiterhin fleißig gedruckt. Zu allem Überfluss verdient das ITDZ damit auch noch bares Geld.
Robert Kiesel Robert Kiesel arbeitet als landespolitischer Korrespondent für Berlin. Er hat Politikwissenschaft in seiner Heimatstadt Berlin studiert und das journalistische Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern erlernt.
Für die Berlinerinnen und Berliner ist das eine schlechte Nachricht mit ganz alltäglichen Folgen. Egal ob Wohngeld, Bafög oder die Zulassung eines neuen Autos: Wenn im Zuge der Bearbeitung ihrer Anliegen sogenannte Medienbrüche erfolgen und digitale Anträge von Amtswegen her analog bearbeitet werden, kostet das wertvolle Zeit.
Statt bedeutungsschwerer Sonntagsreden braucht es spürbare Fortschritte.
Robert Kiesel, landespolitischer Korrespondent
Viel zu oft bleibt das persönliche Erscheinen im Amt obligatorisch und damit lästige Pflicht. Das 14-Tage-Ziel für die Berliner Bürgerämter – Kai Wegners inzwischen wohl meist-bereutes Wahlkampfversprechen – wird sich so noch auf Jahre nicht verwirklichen lassen.
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Klar ist: Berlin muss Tempo machen – auf allen Ebenen. Statt bedeutungsschwerer Sonntagsreden braucht es spürbare Fortschritte. Die anstehende Verwaltungsreform, die noch in diesem Jahr beschlossen werden soll, kann dafür wie eine Art Booster wirken.
Silodenken abschaffen!
Tatsächlich sind die Voraussetzungen so schlecht nicht: Mit Martina Klement (CSU) als Chief Digital Officer hat der Berliner Regierungschef eine Personalauswahl getroffen, die parteiübergreifend als Glücksgriff bezeichnet wird. Wenn selbst Grüne und Linke Klement öffentlich loben, wie jüngst im Plenum des Abgeordnetenhauses geschehen, ist das ein deutliches Signal der Anerkennung. Klement kann etwas zum Besseren verändern – man muss sie nur lassen.
Genau darauf kommt es nämlich an. Das Silodenken von Bezirken und Behörden, das Beharren auf eigenen Kompetenzen aus reinem Interesse an der Besitzstandswahrung, gehört seit Jahrzehnten zur Berliner Behörden-Folklore und (endlich) abgeschafft!
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Nicht wer mit wie vielen Stellen eine Aufgabe zu erledigen hat, sondern wie sie schnellstmöglich erledigt werden kann, muss das entscheidende Kriterium sein. Die damit einhergehende Reduzierung des Personalaufwands ist allein aufgrund des sich verschärfenden Fachkräftemangels eine zwingende Notwendigkeit und eben kein Nice-to-have.
Kurzum: Erst wenn das ITDZ keine „Druckstraße“ mehr benötigt, gibt es in Berlin Grund zur Freude. Es ist höchste Zeit, sich auf den Weg zu machen.