Wenn sie sehe, wie Europa geopolitisch zu kämpfen habe, mit Russland, „mit anderen Vorstellungen unserer Freunde in den Vereinigten Staaten von Amerika“ oder mit China, habe sie das Gefühl: „Was will ein einziger Mitgliedstaat der Europäischen Union da ausrichten?“ Auch Deutschland, wenn auch das ökonomisch größte Land der Union, wäre ohne eine starke EU, „völlig allein auf weiter Flur“.

Europa wandelt sich. Stetig. Wer weiß das besser als Hans-Gert Pöttering. 1979 zog er ins Europaparlament ein, da stand in Berlin noch die Mauer und die damalige EG umfasste neun Staaten. Als Pöttering 2014 das Parlament verließ, waren nach Schengen die Passkontrollen an den Grenzen überflüssig, der Euro als Gemeinschaftswährung eingeführt und die EU reichte mit ihren damals 28 Ländern von Lissabon im Südwesten bis Tallinn und Helsinki im Nordosten. Europa ist wandelbar.

Doch die europäischen Regeln sind komplex. Nachteil des Vertrags von Lissabon sei, „dass für größere Änderungen ein EU-Konvent einberufen werden müsse“, so Merkel. Änderungen am Vertragswerk sind schwierig.

Dazu schwieg Merkel. „Wer heute Verantwortung trägt, muss die feine Balance bewahren“, sagte die ehemalige Kanzlerin. Und unter den Zuhörern dachten viele an Merz.

Doch ist Europa mehr als die kleine Berliner Bühne. Die Zukunft sieht Merkel auf europäischer Ebene.

Sonst bestimmen Putin, Xi und Trump die Regeln. Und Europa schaut zu.