München – Es ist sogar schon Promis passiert: Plötzlich stehen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes im Wiesn-Zelt neben Ihnen und bitten Sie zu gehen. Doch den Rauswurf vom Oktoberfest können Sie verhindern.

Die Ursachen für den Rauswurf können vielfältig sein: von harmlos bis hin zum Prozess vor Gericht als Folge. Oder, noch schlimmer, einem Ende auf der Sanitätsstation.

BILD verrät Ihnen in diesem Wiesn-Knigge, was Sie bei Ihrem nächsten Besuch auf dem Oktoberfest besser lassen sollten, damit die Party gelingt.

Zutritt zu den Zelten auf dem Oktoberfest

Einen vermeintlich eher harmlosen Grund für seinen Rauswurf lieferte vor einigen Jahren Ex-Nationalkeeper Jens Lehmann. Er wollte ins Käferzelt, hatte aber kein Zutritts-Bändchen. Sechs Security-Leute setzten Jens Lehmann daraufhin vor die Tür.

Grund: Die Aufsichtsbehörde, das Kreisverwaltungsreferat in München, verhängt Strafen gegen Wirte, die ihre Zelte überfüllen. Das kann im schlimmsten Fall sogar zum Verlust der Wiesn-Lizenz führen. Mit Wiesn-Bändchen an den vollen Tagen wird oft Schmu getrieben. Gäste verschwinden kurz nach draußen, grüßen dabei betont auffällig den Türsteher, damit er sie später erkennt und sofort wieder hereinlässt. Dabei werden die Bändchen draußen dann weitergegeben.

Wer erwischt wird, macht sich zwar in der Regel nicht strafbar, da die Zelte keinen Eintritt verlangen (Leistungserschleichung nach § 265a StGB). Wer sich aber hartnäckig weigert, zu gehen, riskiert eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.

Hände an den Krug

Eigentlich müsste man es nicht extra erwähnen. Da aber Alkohol manchmal auch die frommsten Ehemänner enthemmt: Wer nicht weiß, was er im Bierzelt mit seinen Händen machen soll, legt sie besser an den Maßkrug.

Vorsicht bei Alkohol und ausgelassener Stimmung: Im vergangenen Jahr wurden auf der Wiesn 706 Straftaten angezeigt

Alkohol und ausgelassene Stimmung können enthemmend wirken: Im vergangenen Jahr wurden auf der Wiesn 706 Straftaten angezeigt

Foto: picture alliance / dpa

Bei der letzten Wiesn flog ein Mann (54) aus einem Zelt, weil er nach drei Maß eine 33-Jährige, die vor ihm im Service Gang stand, in den Hintern zwickte. Im anschließenden Strafprozess wurde der Mann zu 3000 Euro Geldstrafe verurteilt. Bei sexuellen Übergriffen verstehen die Sicherheitsleute keinen Spaß. Das gilt übrigens auch bei den Kellnerinnen. Laut einer Untersuchung für die Hochschule München gaben 76 Prozent der Bedienungen an, sexuell belästigt worden zu sein.

Die hässliche Seite der Wiesn: der sogenannte Kotzhügel hinter den Zelten. Immer wieder passieren auch dort sexuelle Übergriffe

Der sogenannte Kotzhügel hinter den Zelten

Foto: Markus Hannich

Der ärztliche Rat zum Oktoberfest

Dr. Ulrich Hölzenbein, Bezirks-Chefarzt des Bayerischen Roten Kreuzes, zu BILD: „Unbedingt eine Grundlage schaffen, etwa ordentlich frühstücken.“ Denn: Wenn es im Bierzelt scheppert, ist gewöhnlich Alkohol im Spiel. Hölzenbein muss es wissen: Er war jahrelang Chef der Wiesn-Ambulanz.

Was viele Oktoberfest-Besucher unterschätzen: Mit 6 Prozent Alkoholgehalt ist das Bier auf der Wiesn stärker als es die meisten gewohnt sind. Wer dadurch umkippt oder sich danebenbenimmt, fliegt schneller raus, als er nachbestellen kann.

Hölzenbein zu BILD: „Eine Banane versorgt mit Mineralstoffen wie Kalium und Calcium. Und dieselbe Menge Wasser nach jeder Maß vertreibt den Kater.“

Dr. Ulrich Hölzenbein war jahrelang Chef der Wiesn-Ambulanz

Dr. Ulrich Hölzenbein war jahrelang Chef der Wiesn-Ambulanz

Foto: Praxis Hölzenbein

Die richtigen Schuhe

Die schlimmsten Fälle hatte Dr. Hölzenbein in seiner Zeit als Wiesn-Arzt übrigens nicht wegen des Alkohols. Viel gefährlicher ist das falsche Schuhwerk.

Der Internist zu BILD: „Die häufigsten Verletzungen sind Schnittwunden an den Füßen. Wer im Bierzelt Ballerinas und Flipflops trägt, unterschätzt die Scherben kaputter Flaschen und Bierkrüge in den Gängen und unterm Tisch.“ Mit einer Schnittwunde ist die Party ganz schnell und vor allem schmerzhaft vorbei.

Achten Sie auf die Platzwahl im Zelt

Häufiger Irrtum: Vorn bei der Band ist es am lustigsten. Zwei einfache Gründe, die dagegen sprechen: Die Lautstärke zwingt zum Schreien und geht auf die Stimmbänder. Und: Wer bei jedem „Prosit“ trinkt, muss öfter aufs Klo. Die Toiletten sind meist am anderen Ende des Zeltes. Ist der Weg zu weit, wird der Platz am Tisch schnell von anderen besetzt. Gibt es danach Zank um den Platz, droht der Rauswurf.

Einfache Formel für den besten Platz im Bierzelt: Sicht-Achse zur Band plus Weg zum Klo – geteilt durch zwo. Und auch auf der Bierbank selbst gibt es bevorzugte Plätze: Die sind in der Mitte. Dann wird die Bank nicht zur gefährlichen Wippe, wenn der Nachbar plötzlich aufsteht.

„Ein Prosit der Gemütlichkeit“, wer öfter anstößt, muss häufiger aufs Klo

„Ein Prosit der Gemütlichkeit“, wer öfter anstößt, muss häufiger aufs Klo

Foto: picture-alliance / Sueddeutsche Zeitung Photo

Wie Sie die Kellner (nicht) ansprechen sollten

Wer glaubt, mit „Hallo“, „Sie da!“, oder gar „He, Du“ von der Kellnerin oder dem Kellner bedient zu werden, wird sich bei Hochbetrieb im Zelt vielleicht wundern. Freundlichkeit hilft: Besser ist es, sich den Namen der Bedienung einzuprägen. Der steht meistens auf einer kleinen Wäscheklammer am Revers oder Ausschnitt. Die Bedienungen reagieren meist, wenn man sie mit ihrem Namen anspricht.

Dresscode auf dem Oktoberfest

Lederhose und Dirndl sind nett, aber kein unbedingtes Muss. Vor 100 Jahren gingen die Münchner noch im Kleid oder Anzug aufs heute größte Volksfest der Welt. Wer auf dem Weg von der S-Bahn zur Theresienwiese in allerletzter Minute noch bei den Händlern zuschlägt oder online ein besonderes „Schnäppchen“ schießt, ist selbst schuld, wenn andere am Tisch ihn oder sie nur mitleidig anblicken.

Nur das traditionelle Münchner Kindl, hier Franziska Inselkammer, Tochter der Wiesnwirtin Katharina Inselkammer (Armbrustschützenzelt), darf im Kostüm auftreten. Für alle anderen gilt: Alltagsklamotten oder gscheite Tracht

Nur das traditionelle Münchner Kindl darf im Kostüm auftreten. Hier Franziska Inselkammer, Tochter der Wiesnwirtin Katharina Inselkammer (Armbrustschützenzelt). Für alle anderen gilt: Alltagsklamotten oder echte Tracht

Foto: Stefan M. Prager

Merke: Das Oktoberfest, auf dem mehr als sechs Millionen Besucher erwartet werden, ist weder Karneval noch Halloween. Die Billig-Lederhosen- und Dirndl-Kostüme kommen meist aus Fernost, haben einen hohen Plastikanteil und mit Folklore etwa so viel zu tun wie Malle-Gedudel auf der Bühne mit echter Volksmusik.

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Übrigens: Wer echtes Brauchtum auf der Großveranstaltung erleben will, sollte nicht am 4-Euro-Eintritt für die Oide Wiesn (nach 21 Uhr kostenlos) sparen. Dort gibt es authentische Eindrücke, wie echte Bayern Feste feiern.