Immer diese Erpressungen. Doch dem Opfer werden in diesem Fall keine Besitztümer oder gar, pardon, Körperteile eines Entführten zugeschickt, wie man das aus schlechteren Krimis oder Persiflagen kennt. Nein, es ist Papier – wertvolles, versteht sich. Im dritten Fall von Krimi-Autor Toni Ludwig, „Collagenklau“, bekommen es die Leser mit einem Kunstdieb zu tun, der droht, eine gestohlene Collage des Dadaisten Kurt Schwitters stückchenweise zurückzuschicken, sollte der Besitzer nicht zahlen. Da muss Kunstermittler Peter Schramm ran, der Saarländer mit dem großen Herzen für Augsburg und dem stabilen Magen für kulinarische Entdeckungen. Diesmal nimmt er die geneigten Krimi-Fans auch des Öfteren mit in die bayerische Landeshauptstadt.
Im dritten Band der Krimi-Reihe ertappen die Leser Peter Schramm gleich zu Beginn dabei, wie er den Dingen frönt, die er nach der Kunst am meisten liebt: gutes Essen und ein passendes Tröpfchen Wein. Beides nimmt er diesmal in einer Münchner Osteria zu sich, die Autor Toni Ludwig nicht nur in allen Details auf und abseits der Speisekarte beschreibt, sondern die man nach einer kurzen Suche auch im Internet finden kann. Dies ist eine Besonderheit an den Büchern von Autor Toni Ludwig: Er beschreibt real existierende Orte, die er offensichtlich selbst besucht hat. So sind seine Bücher gleichermaßen Reiseführer und kulinarische Ratgeber.
Im Krimi „Collagenklau“ wird bei der Lösegeld-Übergabe getrickst
Dabei geht es in den Geschichten doch um andere, ernstere Dinge. Denn ebenso wie es auf dieser Welt Feinschmecker gibt, gibt es nun mal auch die weniger feinsinnigen Schurken. Mit einem solchen ist ein Münchner Kunstsammler aneinandergeraten: Man hat ihm ein Kunstwerk gestohlen und droht nun, es in Stücke zu schneiden. Der einzige Ausweg ist, die hohe Lösegeldforderung zu begleichen, wozu der Besitzer der Collage bereit ist. Als Boten des Geldkoffers engagiert er Ermittler Peter Schramm, der bei der Übergabe erst einmal hundsgemein ausgetrickst wird. Und hier sind wir bei der zweiten Besonderheit dieser Ludwig-Krimis.
Der Autor, der unter Pseudonym schreibt, zeichnet seinen Kommissar als schrulligen, humorvollen Menschen, der über sich und seine sonderbaren Eigenheiten herzhaft lachen kann. Ein Lebemann, Genießer und Zyniker, aber eben auch ein exzellenter Kunstkenner, dem man nicht so leicht etwas vormachen kann. An seiner Seite ermittelt wieder Schramms bester Freund Moritz. Auch wenn die Dialoge der beiden bisweilen ins Dozieren abgleiten und dadurch zwischendurch allzu belehrend wirken, macht es doch Laune, den beiden beim Ermitteln über die Schulter zu schauen. Denn da ist ja noch die dritte Besonderheit.
Wird es ein viertes Toni-Ludwig-Buch geben, um Peter Schramm?
Jedes Toni-Ludwig-Buch ist auch ein Ausflug in die Kunst-, Architektur- und Stadtgeschichte von Saarbrücken (nicht nur die Heimat von Peter Schramm, sondern auch die des Autors) und Augsburg. Immer wieder führen seine Fälle Peter Schramm in die kleine schwäbische Großstadt, an der er nicht nur die Maximilianstraße samt Pantheon und Herkulesbrunnen liebt, sondern auch das Hotel Drei Mohren (!) und – diesmal – dessen blonde Rezeptionistin. Augsburg-Lesern macht dieser Umstand besonders viel Freude, weshalb sie von Band drei der Reihe vielleicht ein wenig enttäuscht sein könnten: Diesmal findet sich weit weniger schwäbisches Lokalkolorit als in Band eins. Stattdessen ist Peter Schramm oft in München unterwegs. Immerhin: Man lernt einiges über den Bücherschrank im Hofgarten – den Ort, den sich der Erpresser im Krimi für die Lösegeld-Übergabe ausgesucht hat.
Auch wenn dieser neue Fall weniger spannend ist als Toni Ludwigs Debüt „Die Silberkammer“, so knüpft „Collagenklau“ doch stark daran an. Die Geschichte ist auch stringenter und klarer erzählt als der zweite Band „Wintertausch“. und führt auf ein interessantes Ende zu. Eines, das einen vierten Band erwarten lässt …
Info: Toni Ludwig: Collagenklau; Edition Schwaben, 288 S., 16 Euro
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Nicole Prestle
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