Berlin – Es war ein gezielter, brutaler Mord. Im August 2009 wurde Michael Bartelt (33) in Berlin-Hohenschönhausen getötet. Kurz nach der Tat gingen 300 Hinweise zu dem Mord an dem Ex-Hells-Angel und Neu-Bandido ein. Jetzt, 16 Jahre später, sucht die Polizei erneut nach Zeugen.

Nach BILD-Informationen gibt es mehrere Tatverdächtige – doch die Beweise reichen für eine Anklage nicht aus.

Michael Bartelt liegt lebensgefährlich verletzt im Notarztwagen – wenig später stirbt der Hells-Angel-Rocker

Michael Bartelt liegt lebensgefährlich verletzt im Notarztwagen – wenig später stirbt der Hells-Angel-Rocker

Foto: Schröder Thomas

So spielte sich der Mord laut Polizei ab

Was die Ermittler sicher wissen: Michael Bartelt – er war Mitglied der Hells-Angels-Support-Gruppe „Brigade 81“ – wurde an der Ernst-Barlach-Straße/Ecke Warnemünder Straße in Berlin-Hohenschönhausen attackiert. Gegen 23.55 Uhr fuhr ein Lieferwagen an dem Rocker vorbei, mehrere Schüsse fielen. Bartelt brach auf der Straße zusammen. Er schleppte sich, von mehreren Kugeln getroffen, in eine Seitenstraße. Dort brach der muskelbepackte Hüne und Kampfsportler an der Durchgangstür zu einem Mehrfamilienhaus zusammen.

Offenbar haben der oder die Mörder den Wagen kurz angehalten. Eine Person muss ausgestiegen sein und dem blutenden Opfer noch ein Messer in den Oberschenkel gerammt haben, um die Oberschenkelarterie zu treffen.

Der Tatort für den Rockermord an der Ernst-Barlach-Ecke Warnemünder Straße in Hohenschönhausen

Der Tatort für den Rockermord an der Ernst-Barlach-Ecke Warnemünder Straße in Hohenschönhausen

Foto: Schröder Thomas

Notarzt und Sanitäter konnten nichts mehr für Michael Bartelt tun. Todesursache: eine Kugel im Herz. Auch die Stichwunde wäre für sich genommen tödlich gewesen, wie die Rechtsmediziner später mitteilten.

Warum musste Bartelt sterben?

Rückblick ins Jahr 2009: Die Rocker-Szene in Berlin war aufgeheizt. Die Bandidos machten den Hells Angels das Leben schwer, tauchten demonstrativ in deren angestammten Revieren auf. Es kam zu blutigen Auseinandersetzungen. Bartelt geriet zwischen die Fronten, weil er mit den Hells Angels brach und sich den Bandidos anschloss. Ermittler vermuteten, dass er auf bessere Geschäfte spekulierte.

Knapp ein Jahr vor seiner Ermordung: Am 10. September 2008 sitzt Michael Bartelt wegen gefährlicher Körperverletzung auf der Anklagebank im Berliner Landgericht - zusammen mit anderen hochrangigen Mitgliedern der Berliner Hells-Angels

Knapp ein Jahr vor seiner Ermordung: Am 10. September 2008 sitzt Michael Bartelt wegen gefährlicher Körperverletzung auf der Anklagebank im Berliner Landgericht, zusammen mit anderen hochrangigen Mitgliedern der Berliner Hells Angels

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Überläufer gelten als vogelfrei

Nach den archaischen Regeln in der militanten Rocker-Szene gibt es kein schlimmeres Vergehen, als sich den erklärten Feinden anzuschließen. Überläufer gelten in der tödlichen Logik des verratenen Clubs als „vogelfrei“.

Die Berliner Polizei hat nun eine Meldung veröffentlicht und sucht nach Zeugen:

Der Zeugenaufruf der Polizei

Der Zeugenaufruf der Polizei

Foto: Polizei Berlin

Diese Fragen hat die Polizei zur Tat im Rocker-Milieu:

► Wer kann Hinweise zur Tat geben, Angaben zu beteiligten Personen machen oder auch Zeugen benennen, die sachdienliche Hinweise geben können?

► Wer hat in der Tat-Nacht, vor allem zwischen 23 Uhr und 0.30 Uhr vom 13. auf den 14. August 2009, auffällige Personen oder Fahrzeuge im Bereich der Kreuzung Ernst-Barlach-Straße/Warnemünder Straße in Hohenschönhausen gesehen?

► Die Polizei sucht auch Menschen, mit denen der Rocker kurz vor den Schüssen noch Kontakt hatte.

► Außerdem fragt die Polizei nach Videos oder Bildern im Zusammenhang mit der Tat.

Hinweise nimmt die zuständige Fachdienststelle des Landeskriminalamtes am Tempelhofer Damm 12 in Berlin-Tempelhof unter der Telefonnummer (030) 4664-941203 oder per E-Mail an LKA412-hinweis@polizei.berlin.de entgegen. Auch an jede andere Polizeidienststelle oder die Internetwache der Polizei Berlin können Hinweise gegeben werden.