Anfangs verstand sie gar nichts

Nach Deutschland geflüchtet: Jetzt hat sie das perfekte Abi

  • Philip Buchen

17.09.2025 – 10:29 UhrLesedauer: 4 Min.

Farah Almashash Swed bei ihrer Abiturfeier in diesem Jahr (Archivfoto): "Selber Abitur? Das hab ich für unmöglich gehalten."Vergrößern des Bildes

Farah Almashash Swed bei ihrer Abiturfeier in diesem Jahr (Archivfoto): „Selber ein starkes Abitur? Das hab ich für unmöglich gehalten.“ (Quelle: privat)

Wie hat sie das geschafft? Vor zehn Jahren kam sie nach Deutschland, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Nun hat Farah Almashash Swed eines der seltenen 1,0-Abis.

„Am Anfang war einfach alles neu: die Sprache, die Kultur, die Menschen“, erinnert sich Farah Almashash Swed noch gut. Und wie schwer es war, das alles überhaupt zu begreifen – nach der Flucht ihrer Familie nach Berlin-Kreuzberg.

Aber Zeit zum Nachdenken blieb ihr 2014 nicht, es musste ja weitergehen: Die gebürtige Syrerin, damals gerade acht Jahre alt, kam direkt in die zweite Klasse der Kurt-Schumacher-Grundschule – „ohne, dass ich auch nur ein Wort Deutsch konnte.“

Warum das so war, warum sie nicht in eine der sogenannten „Willkommensklassen“ kam, die das Land für Flüchtlingskinder ohne Deutschkenntnisse eingerichtet hatte, das weiß Farah heute nicht mehr. Aber sie weiß noch, was ihr beim Ankommen im deutschen Schulsystem half: Mathematik und Englisch.

Denn diese Fächer kannte sie bereits aus ihrer Grundschulzeit im Libanon. Dort hatte ihre Familie nach der Flucht vor dem Bürgerkrieg in Syrien zwei Jahre verbracht, bevor sie ein Visum für Deutschland bekam.

Hilfe bekam sie auch von ihrer Freundin Hiba, die sie in der Grundschule kennenlernte, und ihrer zwei Jahre älteren Schwester Salam, die direkt in die vierte Klasse kam. Hiba sprach auch Arabisch, sie übersetzte dem Neuankömmling die deutschen Schularbeiten.

Ihr ständiger Begleiter in dieser Zeit war auch ein kleines Notizbuch: „Immer, wenn ich ein neues Wort gelernt habe, habe ich es dort sofort aufgeschrieben“, so Farah, deren große Leidenschaft das Lesen ist.

Doch die deutsche Sprache ist schwer: Anfangs kassierte sie in Deutsch noch Fünfen. Es dauerte Jahre, bis sich ihr Deutsch verbesserte. In der siebten Klasse, also rund fünf Jahre, nachdem sie an der Kurt-Schumacher-Grundschule ihre ersten Wörter in ihr kleines Notizbuch eingetragen hatte, sei sie mit ihrem Deutsch zufrieden gewesen, so Farah.

Und dann kam Corona: Während die Pandemie viele Jugendliche aus der Bahn warf, blühte Farah in der Schule geradezu auf: „In dieser Zeit habe ich gelernt, selbstständiger und auch disziplinierter zu werden.“ Und sie orientierte sich an ihrer großen Schwester. Diese hatte ihr Abitur mit der Note 1,2 bestanden.