Die „Meistersinger von Nürnberg“ seien kein guter Einstieg ins Werk Richard Wagners. Klaus Florian Vogt empfiehlt lieber den „Fliegenden Holländer“ oder das „Rheingold“. Diese beiden Opern dauern immerhin nur zweieinhalb Stunden, sind also ähnlich kurz wie das Programm „Wagner zu Dritt“. Im Sommer vergangenen Jahres haben sich dafür der norddeutsche Heldentenor, der Pianist Jobst Schneiderhan und der Entertainer Harald Schmidt auf einer Bühne getroffen, um über Wagner und Vogts Vita zu plaudern. Im Stadttheater Flensburg war das, wo der Bayreuth-Sänger einst sein erstes Engagement hatte. Seither traten sie in Münster oder Bückeburg auf, um zuletzt nach Wiesbaden zu kommen – „den Rhein entlang“, wie Siegfried, merkte Schmidt im Friedrich-von-Thiersch-Saal des Kurhauses kundig an.

Das Konzept ist eine Mischung, die weniger an Schmidts Late-Night-Shows als an jene affirmativen Sängerinterviews erinnerte, die der Intendant und Regisseur August Everding bis 1998 in seiner 3sat-Sendung „Da capo“ führte. Immer mit bewunderndem Grundton, reich an Anekdoten und gerne mit musikalischen Einsprengseln, die es hier live gab.

Mit Walther von Stolzings „Fanget an“ fing das an, ein paar Takten „Meistersingern“ also, die für Vogt selbst einen Anfang bedeuteten, weil er damit 2007 sein Debüt in Bayreuth gab. Vom Nürnberg-Puzzle, das er in der Inszenierung der Komponisten-Urenkelin Katharina Wagner auf der Bühne zusammensetzen musste, plaudert er und von den Accessoires, einer leuchtenden Pyramide und einer Pistole, mit denen er jüngst als Siegfried im „Ring des Nibelungen“ zu hantieren hatte, in diesem Sommer zum letzten Mal in der weithin und spürbar auch von ihm als missglückt erlebten Inszenierung der vier Opern durch Valentin Schwarz. „Was macht das mit dir als Hauptdarsteller?“ fragt Schmidt. „Das macht es nicht einfacher“, repliziert Vogt.

Nur ein Herrenwitz von Harald Schmidt

Die Pointen sitzen meist, es lässt sich nur ein Altherrenwitz vernehmen, und Schmidt wagt sich nicht in unsicheres Terrain vor, wenn er, der ausgebildete Organist, über Musik redet. Als Vogt für seinen Stimmumfang den Fachbegriff der „Tessitura“ einwirft, muss Schmidt nicht nachfragen. Auch das Thema der kulturellen Aneignung streift er elegant, wenn er vom koreanischen Sänger spricht, der für die Operette „Das Land des Lächelns“ maskiert wird.

Dass Operette das Spielen auf der Bühne schule, weiß Vogt, der in Flensburg in diesem Genre Erfahrung sammelte. Wie er, der ausgebildete Hornist, aus dem Orchester der Hamburger Staatsoper auf die Bühne wechselte, dass er als Siegfried sein Horn auch schon selbst intoniert hat, waren die interessanteren Episoden des gegen Ende hin ein wenig langen Abends, der sich im Anekdotischen verlor, als Vogt von der Hühnersuppe erzählte, die ihm ein Intendant gegen die Bronchitis ans Wohnmobil brachte.

Stoltzing, Parsifal, Siegfried und Siegmund („Die Walküre“): Aus diesen Partien sang Vogt, und doch wurde einmal mehr klar, dass es eine Partie ist, für die sein Tenor die Idealbesetzung ist: Als Bayreuther Titelheld in „Lohengrin“ begeisterte er schon 2011 und ihn begeisterte die Inszenierung von Hans Neuenfels offenbar so, dass er als Trophäe einen der Rattenköpfe mitgebracht hatte, die der Regisseur seinerzeit den Choristen übergestülpt hatte. Sein langes blondes Haar, in dem Schmidt den „klassischen Heldentenor, schon optisch“ erkannte, durfte er damals wie heute zeigen.