Stand: 18.09.2025 09:13 Uhr

Mit einer Protestaktion wollen Mitarbeitende von Frauenhäusern auf die prekäre Lage aufmerksam machen. Das Abgeordnetenhaus entscheidet am Donnerstag über mögliche Kürzungen. 2024 starben in Berlin 29 Frauen durch eine Beziehungstat.

Mitarbeitende der Berliner Frauenhäuser wollen am Donnerstagmittag vor dem Abgeordnetenhaus in Berlin-Mitte gegen Einsparungen demonstrieren. Sie protestieren damit gegen einschneidende Kürzungen im Gewaltschutz – die Entscheidung der Abgeordneten darüber steht am Donnerstag an.
 
Davon betroffen wären unter anderem Frauenhäuser und Zufluchtswohnungen, Beratungsstellen und die Hotline der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG).

2024 starben 29 Frauen durch (Ex-)Partner:innen

Mitarbeitende dieser Einrichtungen wollen ab 13:30 Uhr auf die dramatische Lage für Frauen in Berlin aufmerksam machen: Nach den Vorgaben der Istanbul-Konvention fehlten aktuell rund 500 Schutzplätze für gewaltbetroffene Frauen.
 
Laut BIG wurden im vergangenen Jahr 29 Frauen in Berlin von ihren gegenwärtigen oder ehemaligen Partner:inenn getötet. Aufgrund fehlender Plätze müssen Hilfsangebote jedoch täglich Schutzsuchende zurückweisen.

Rote Schuhe als Signalbild

Es ist die sechste Protestaktion dieser Art in diesem Jahr. Erst am Mittwoch hatten rund 80 Protestierende vor dem Rathaus Charlottenburg rote Schuhe niedergelegt, wie die „Taz“ berichtet. Die roten Schuhe sind ein internationales Zeichen gegen Femizide und Gewalt an Frauen.
 
Vor einer Woche hatten laut Angaben der Veranstaltenden rund 4.000 Menschen gegen massive Einsparungen des Senats im sozialen Bereich vor dem Berliner Abgeordnetenhaus protestiert. Nach Angaben des „Bündnis für ein soziales Berlin“ drohen in den Jahren 2026 und 2027 Kürzungen von jeweils 800 Millionen Euro im Sozial- und Bildungsbereich.

Symbolbild:Eine Frau steht in ihrer Wohnung an einem Fenster.(Quelle:picture alliance/dpa/F.Sommer)

„Lieber einmal zu viel einmischen“

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Hohe Dunkelziffer vermutet

Als Femizid bezeichnet man den Tod einer Frau oder eines Mädchens aufgrund ihres Geschlechts. Diese Form der Tötung ist meist durch ein hierarchisches Geschlechterverhältnis motiviert, erläutert die Bundeszentrale für politische Bildung auf ihrer Webseite [bpb.de].
 
Häusliche Gewalt bezeichnet eine Form der Gewalt, die sich vor allem gegen Frauen richtet und meist von Partner:innen oder Ex-Partner:innen ausgeübt wird. Diese umfasst sowohl psychische als auch physische Übergriffe.
 
Nach Angaben des Bundesamtes für Familien wird jede vierte Frau im Alter zwischen 16 und 85 Jahren Opfer von Misshandlung durch ehemalige oder aktuelle Lebensgefährt:innen.
 
Das Bundeskriminalamt registrierte 2024 bundesweit 171.100 Fälle partnerschaftlicher Gewalt. Die Dunkelziffer liegt Schätzungen zufolge deutlich höher. 80 Prozent der Opfer sind Frauen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.09.2025, 07:25 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg