Wohngebäude in der Hamburger Hafencity. Foto: Claudio Kummerfeld
Wollen Sie ein Haus bauen oder eine Eigentumswohnung kaufen? Obacht! Was die Zukunft bringt, ist nicht in Stein gemeißelt. Aber wer derzeit auf fallende Bauzinsen hofft, sollte sich vorsehen!
Bauzinsen fallen nicht – zuletzt sogar Aufwärtsbewegung
In der folgenden Grafik des Anbieters Interhyp sehen wir die Entwicklung der deutschen Bauzinsen mit zehn Jahren Sollzinsbindung. Von Anfang 2022 bei glatt 1,0 % stiegen die Zinsen bis Herbst 2023 auf 4,23 % im Hoch. Seitdem sah man Rückgänge bis auf 3,15 %. Bis jetzt stiegen die Bauzinsen aber schon wieder auf aktuell 3,64 %. Weitere Anstiege sind möglich.
Ausblick wenig hoffnungsvoll
Man muss bedenken: Die EZB hat ihren Leitzins von Sommer 2024 bis Sommer 2025 halbiert von 4,0 % auf 2,0 %. Das ist ein verdammt großer Abwärtsschritt in so kurzer Zeit. Und dennoch machen die Bauzinsen diese Abwärtsbewegung kaum mit. Denn der freie Anleihemarkt drückt dagegen! In der folgenden Grafik sehen wir die halbierten EZB-Zinsen als rote Linie. Gleichzeitig sehen wir als blaue Linie die zehnjährigen deutschen Anleiherenditen, die sich seit Ende 2024 im Aufwärtstrend befinden von 2,04 % auf aktuell 2,67 %. Warum das für die Bauzinsen so wichtig ist? Die Bundesanleihen sind quasi der Referenzmarkt für die Refinanzierung der Banken, die Baudarlehen vergeben. Steigen die Renditen für Bundesanleihen, steigen mit Verzögerung auf die Bauzinsen.
Als Friedrich Merz zusammen mit der hocherfreuten SPD im März 2025 sein „Sondervermögen“ verkündete, lagen die Renditen für Bundesanleihen noch bei 2,40 %. Seitdem ist die Tendenz aufwärts gerichtet. Wichtig: Auch die Bundesländer dürfen sich wieder neu verschulden, und der Bund genehmigt für die Aufrüstung de facto eine unbegrenzte Neuverschuldung. Alles zusammen bedeutet für die Bauzinsen: Vorsicht, Anschnallen! Denn an einem freien Markt bedeutet deutlich mehr Nachfrage nach einem Produkt steigende Preise!
Und in diesem Fall ist das Produkte frisches Schuldengeld vom Anleihemarkt. Und je größer der Nachfragedruck der Bundesregierung nach neuen Schulden, desto stärker werden die Renditen (vermutlich) nach oben gedrückt. Dieses Szenario könnte – wenn es denn so eintritt – in den nächsten Monaten und Quartalen auch die Bauzinsen hoch treiben.
Gewiss… es gibt immer Faktoren, die in den nächsten Monaten für einen völlig anderen Verlauf der Bauzinsen sorgen könnten. Da wäre vielleicht eine verschärfte Rezession in Europa, oder eine allgemeine Krisenstimmung, ausgelöst durch Frankreichs Schuldenkrise, die jederzeit eskalieren kann. Die EZB senkt plötzlich ihre Zinsen nochmal weiter ab, die Anleiherenditen fallen – auch in Deutschland. So ein Szenario wäre auch denkbar. Aber ist die massive Neuverschuldung der deutschen Bundesregierung in den nächsten Monaten die treibende Kraft für die Renditen der Bundesanleihen, sollten auch die Bauzinsen weiter nach oben klettern. Wer jetzt noch abwartet, und für die nächsten Monate noch auf tiefere Zinsen für seine Immobilienfinanzierung hofft, sollte diesen Risikofaktor berücksichtigen.
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