Autofahrende aus Köln sammeln häufiger Punkte beim Flensburger Verkehrszentralregister als der Durchschnitt. Im Bundesländervergleich ist NRW führend. Das geht aus einem Ranking des Vergleichsportals Verivox hervor. Der Dienstleister ermittelte dafür, wie hoch der Anteil an Punktesündern im Schnitt in den 30 größten Städten Deutschlands und in den Bundesländern ist.

Kölner Autofahrer kassieren 58 Prozent häufiger Einträge als der Durchschnitt aller Autofahrerinnen und Autofahrer. Augsburg (51 Prozent über dem Durchschnitt) und Chemnitz (47 Prozent) landen auf dem zweiten und dritten Platz. Darauf folgen die NRW-Städte Gelsenkirchen (45 Prozent), Bielefeld (40 Prozent) und Münster (31 Prozent). Vergleichsweise gut schneiden im bevölkerungsreichsten Bundesland Mönchengladbach und Duisburg ab. In diesen Städten erhalten Autofahrende sieben Prozent seltener einen Flensburg-Eintrag. In Aachen sind es neun Prozent. Deutschlandweit führen Bremen, Berlin und Hamburg.

Stringente Verkehrsüberwachung in Köln

Laut Marco Schäler, Geschäftsführer der Fachkommission Verkehr der Deutschen Polizeigewerkschaft, sei die Studie des Vergleichsportals nur bedingt aussagekräftig. Der Grund: Es gebe verschiedene Einflussfaktoren dafür, wie viele Flensburg-Einträge in einer Stadt vergeben werden, darunter die Bevölkerungsdichte oder der Anteil an Autos. Er sagt: „Entscheidend bei den Punkten in Flensburg ist jedoch, wie intensiv in einer Stadt überwacht wird.“ Und das sei in Bundesländern und Städten höchst unterschiedlich. Aus der Auswertung von Verivox kann so zumindest abgeleitet werden, „dass die Verkehrsüberwachung in Köln stringent gehandhabt wird“, sagt Schäler.

Das bestätigt auch der Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein, Professor Roman Suthold. Ihm zufolge könne die Position von Köln in dem Ranking durchaus mit einer stärkeren Kontrolle begründet werden. Seitdem es im Frühjahr 2015 zu drei folgenschweren Verkehrsunfällen kam, würden Raser stärker geahndet. Ein weiterer Einflussfaktor könne jedoch auch der neue Bußgeldkatalog von 2021 sein. Aus dem geht hervor: Wer unzulässig auf einem Geh- oder Radweg parkt und dabei andere behindert, kann neben einem Bußgeld auch einen Punkt kassieren. Ein Problem daran: „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie durch das Parken auf Geh- oder Radwegen einen Punkt riskieren“, sagt Suthold. Daher werde gerade in Großstädten, in denen ein Ungleichgewicht zwischen Parkangebot und -nachfrage herrscht, häufiger falsch geparkt. Auch in Köln. Dort „achtet das Ordnungsamt aber sehr stark darauf, dass diese Wege frei bleiben“, sagt Suthold.

Hohes Verkehrsaufkommen in NRW

Im Bundesländervergleich zeigt die Auswertung von Verivox, dass Autofahrende aus NRW 15 Prozent häufiger Flensburg-Punkte sammeln als der Durchschnitt aller Fahrenden. Neben dem bevölkerungsreichsten Bundesland gibt es sonst nur drei Bundesländer, die überdurchschnittliche Werte erreichen: Sachsen (10 Prozent über dem Durchschnitt), Niedersachsen (3 Prozent) und Baden-Württemberg (1 Prozent). In allen übrigen Bundesländern liegt der Anteil unter dem Durchschnitt.

Dass NRW auf dem ersten Platz liegt, verwundert Verkehrsexperte Suthold nicht. Ihm zufolge könnte das mit der hohen Anzahl an Autos sowie der Verkehrsdichte im Bundesland zusammenhängen. Er sagt: „Etwa 25 bis 30 Prozent des bundesweiten Verkehrsaufkommens findet in NRW statt.“ Zudem weist der NRW-Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Erich Rettinghaus darauf hin, dass es wichtig ist, die Zahlen in Relation zu der Einwohnerzahl zu setzen, um die Vergleichbarkeit herzustellen. Das würde auch die Zahl der Toten bei Straßenverkehrsunfällen in der ersten Jahreshälfte zeigen. Mit 214 Toten ist es – nach Bayern, dem zweitbevölkerungsreichsten Bundesland – die zweithöchste in Deutschland. Rechnet man die Zahl auf die Einwohnerzahl herunter, ergeben sich zwölf Verkehrstote pro eine Million Einwohner. Somit steht das Bundesland an fünfter Stelle – nach dem Saarland und den Stadtstaaten, „in denen üblicherweise niedrigere Geschwindigkeiten gefahren werden“. Setze man die Erkenntnisse in Beziehung zur Auswertung von Verivox, ergebe sich also ein anderes Bild, in dem NRW „recht gut“ dastehe, sagt Rettinghaus.