Berlin – Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem plant erstmals ein Bildungszentrum außerhalb Israels – und zwar in Deutschland!

Ziel ist es, Schülern das Gedenken an den Holocaust zu vermitteln, aber auch Lehrern Material und Methoden für den Unterricht zur Hand zu geben. Das macht die Gedenkstätte bereits seit 40 Jahren mit Tausenden Schülern und Lehrern – und will es künftig auch vor Ort in Deutschland. Auch Studenten, Polizeianwärter, Richter, Geistliche, Journalisten und andere Berufe sollen mit modernen Lehrmethoden geschult werden.

Die Idee zum Standort in Deutschland kam 2023 mit dem damaligen Kanzler Scholz (67, SPD) auf, erklärte Yad-Vashem-Chef Dani Dayan. Auch die gegenwärtige Bundesregierung unterstützt das Projekt.

2026 wird entschieden, wo das Bildungszentrum entsteht. Eng im Rennen nach einer Machbarkeitsstudie: Bayern, NRW und Sachsen.

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Yad Vashem wolle den Holocaust anhand von Geschichten, von Einzelschicksalen der Opfer erzählen, erklärte Dayan. Diese Woche traf er u.a. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzler Friedrich Merz (69, CDU), Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (52, CDU) und Bundesbildungsministerin Karin Prien (60, CDU) in Berlin.

Dani Dayan, Vorsitzender von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem

Dani Dayan, Vorsitzender von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem

Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Die Gedenkstätte soll aber nicht mit anderen Gedenkstätten in Deutschland konkurrieren, sondern als Ergänzung dienen, erklärte Dayan. Oft stellten Holocaust-Gedenkstätten in Deutschland die Täter in den Vordergrund, in den USA die Befreiungsarmee der Alliierten und in Australien die Überlebenden. Yad Vashem dagegen widme sich ganz der ca. sechs Millionen jüdischen Opfer der Massenvernichtung, betonte er.

Dayan erklärte: „Das neue Bildungszentrum wird dazu beitragen, den gefährlichen Erscheinungen der Verzerrung und Verharmlosung des Holocausts entgegenzuwirken und damit eine wichtige Säule im Kampf gegen Antisemitismus darstellen. Dieses Projekt wird die Partnerschaften zwischen Yad Vashem und deutschen Institutionen stärken und die Gedenkstättenlandschaft in Deutschland bereichern.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69) begrüßte den Yad-Vashem-Chef am Donnerstag im Schloss Bellevue

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69) begrüßte den Yad-Vashem-Chef am Donnerstag im Schloss Bellevue

Foto: Nadja Wohlleben/REUTERS

Prien erklärte: „Antisemitismus ist eine ständige Herausforderung für alle Bildungseinrichtungen. Lehrkräfte und Pädagoginnen und Pädagogen in ganz Europa übernehmen die Aufgabe, die Erinnerung an den Holocaust mit pädagogischem Geschick und großem Einfühlungsvermögen wachzuhalten.“

Außerdem sagte Prien: „Meine acht Jahre als Bildungsministerin auf Landesebene haben mich zu der Überzeugung geführt, dass der Besuch von Gedenkstätten ein integraler Bestandteil des Lehrplans sein sollte, verbunden mit einer angemessenen Vorbereitung und Nachbereitung. Lehrkräfte benötigen dafür umfassende fachliche Unterstützung. Deshalb bin ich dankbar, dass Yad Vashem diesen Schritt in Deutschland gehen möchte.“