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In Frankreich und Italien infizieren sich immer mehr Menschen mit dem Chikungunya-Virus – übertragen durch den Stich der Tigermücke. Auch in Deutschland kommt sie vor – Experten warnen vor den Folgen.
Von Pascal Kiss und Lilly Zerbst, SWR
Das Auswärtige Amt warnt vor einer Übertragung des Chikungunya-Virus durch die Tigermücke in Italien. Dort stiegen die Fallzahlen über den Sommer auf bislang 246 Fälle in diesem Jahr. Die nördlichen Provinzen Emilia-Romagna und Veneto sind besonders betroffen.
Bereits seit 2015 breitet sich die Asiatische Tigermücke stark in Europa aus. Auch in Deutschland gibt es große Populationen – vor allem im Südwesten. Wie gefährlich ist das?
Kommt das Virus nach Deutschland?
Noch sind hierzulande nur Chikungunya-Fälle bei Reiserückkehrern bekannt, die sich im Ausland angesteckt haben.
Anders ist das in Italien und Frankreich. Hier wurden vereinzelt auch lokale Infektionen – ohne Auslandsreise – registriert. Anfang Juli 2025 hatte sich eine Person nahe der deutschen Grenze südlich von Straßburg vor Ort infiziert. „Wir müssen damit rechnen, entweder in diesem Jahr oder in den nächsten Jahren oder irgendwann solche lokalen Ausbrüche auch in Deutschland zu beobachten“, sagt Hendrik Wilking, Epidemiologe vom Robert Koch-Institut im SWR.
Welche Symptome treten auf?
Der Körper reagiert auf eine Chikungunya-Infektion mit hohem Fieber. Typisch sind außerdem Muskel- und Gelenkbeschwerden, die dem Virus seinen Namen geben: Chikungunya heißt übersetzt etwa der „gekrümmt Gehende“. Auch Hautsauschlag, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Blutergüsse können auftreten.
Ein Medikament gegen das Chikungunya-Virus gibt es nicht. Die meisten Symptome klingen von selbst nach sieben bis zehn Tagen ab. Aber: „Bei einem Drittel der Patienten bleiben die Beschwerden vor allem bei den Gelenken Wochen, Monate oder im schlimmsten Fall sogar Jahre bestehen“, sagt Kerstin Kling, Tropenmedizinerin des Uniklinikums Heidelberg.
Todesfälle sind selten. Wer die Infektion durchgemacht hat, ist laut aktueller Datenlage außerdem lebenslang immun.
Wie kann man sich vor einer Infektion schützen?
Das Chikungunya-Virus wird durch den Stich der Asiatischen Tigermücke übertragen. Diese Mücken sind tagaktiv. Das Auswärtige Amt empfiehlt daher mit Blick auf Italien, sich besonders tagsüber konsequent vor Mückenstichen zu schützen – zum Beispiel durch lange Bekleidung, Mückenschutzmittel und Moskitonetze. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht üblich.
In Deutschland arbeiten die betroffenen Gemeinden am Oberrhein außerdem daran, die Ausbreitung der Tigermücke mit BTI einzudämmen. Das biologische Bekämpfungsmittel tötet die Tigermückenlarven ab und kann auch privat eingesetzt werden.
Anwohner sollen außerdem möglichst viele offene Wasserstellen beseitigen und stehendes Wasser kontrollieren – etwa Gießkannen, Vogeltränken, Balkonpflanzen, aber auch Dachrinnen und Regenfässer. Hier legen die Mücken ihre Eier.
Gibt es eine Impfung?
Seit Anfang Juli 2025 empfiehlt die Ständige Impfkommission für Reisende in tropische Gebiete eine Chikungunya-Impfung für Personen ab zwölf Jahren. Wer eine Reise nach Italien plant, könne sich ebenfalls ärztlich zur Impfung beraten lassen, so die Empfehlung des Auswärtigen Amts.
2024 ist ein erster Lebendimpfstoff in Deutschland zugelassen worden, seit Anfang 2025 gibt es auch einen Totimpfstoff. Die Zulassungsstudien deuten darauf hin, dass beide Impfstoffe eine starke Immunantwort auslösen. Auch ein halbes Jahr nach der Impfung waren im Blut von Geimpften noch Antikörper gegen das Virus zu finden. Daten zur klinischen Wirksamkeit, also ob die Impfungen eine Infektion tatsächlich verhindern oder eindämmen können, müssen allerdings erst noch erhoben werden.
Generell sei der Impfstoff, so das RKI, aber vor allen Dingen bei massiven Ausbruchsgeschehen gedacht. Diese sind trotz kleinerer Ausbrüche in Europa erst mal nicht zu erwarten.