Flensburg (Schleswig-Holstein) – Widerlicher Judenhass in Deutschland, offen zur Schau gestellt im Jahre 2025! Sein Absender: Hans-Velten Reisch. BILD hat ihn zur Rede gestellt.

Der 60-Jährige betreibt in Flensburg seit 2016 einen kleinen Laden, in dem er Gothic-Utensilien und technische Literatur verkauft. Eigentlich. Hinter seinem Schreibtisch hängt eine Reichskriegsflagge, daneben ein RAF-Plakat, im Fenster eine Palästina-Flagge – eine verheerende Mischung. Doch damit nicht genug: Am Mittwoch stellte Hans seinen Judenhass für jeden sichtbar zur Schau.

Hans-Velten Reisch (60) in seinem Laden. Er sitzt die meiste Zeit auf einem Thron aus Holz

Hans-Velten Reisch (60) in seinem Laden. Er sitzt die meiste Zeit auf einem Thron aus Holz. Immer griffbereit neben ihm ein Baseballschläger

Foto: Henning Schaffner

Auf einem Schild im Schaufenster seines Ladens stand: „JUDEN haben hier Hausverbot !!!!“. Darunter in kleiner Schrift ergänzt: „Nichts Persönliches, kein Antisemitismus, kann euch nur nicht ausstehen“. Zynischer geht es kaum. Der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag hatte zuerst darüber berichtet.

Ladeninhaber verteidigt sein Plakat

Als BILD Hans-Velten Reisch am Donnerstag in seinem Geschäft zur Rede stellt, ist das Hass-Plakat schon wieder weg. „Die Polizei war gestern Abend hier, hat mir gesagt, dass ich das wieder abnehmen muss“, erklärt er. Am Donnerstag hatte er den Staatsschutz am Telefon. Reumütig ist Reisch zunächst jedoch nicht. Er sei eben aufbrausend, einfach so wütend gewesen. Seine wirre Argumentation: „Ich schaue jeden Abend Nachrichten. Und als ich gesehen habe, was die Juden da im Gaza-Streifen machen, bin ich ausgerastet und habe den Zettel ausgedruckt.“

Chaos an der Wand. Eine RAF- und Reichsbürgerflagge schmücken den Laden von Hans-Velten Reich

Krude Mischung: Das Symbol der linksradikalen Terrorgruppe RAF hängt neben der bei Rechtsradikalen beliebten Reichskriegsflagge, Totenköpfen und Accessoires der Hardrock-Band AC/DC

Foto: Henning Schaffner

Fünf Strafanzeigen wegen antisemitischem Schild

Plötzlich heuchelt Reisch: Er habe da einen kleinen Fehler gemacht. Nein, nicht das menschenverachtende Schild, sondern: „Ich hätte nicht alle Juden adressieren sollen – sondern nur die, die für den Gaza-Krieg sind.“ Antisemitismus-Vorwürfe weist er von sich. Schuld seien sowieso die Politiker: „Die haben mich dazu gebracht – mit ihrer andauernden Heuchelei.“ Was genau damit gemeint ist, bleibt offen. Was die Fahnen an der Wand über seine eigene politische Einstellung aussagen? Reisch erklärt, dass die Kombination aus RAF-Symbol, Palästina- und Reichskriegsflagge seiner Meinung nach die Haltung von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht (56) widerspiegele.

Der Gothik-Laden in der Dubergerstraße in Flensburg. Seit einem Jahr hängt die Palästina-Flagge dort im Schaufenster

Der Gothic-Laden in der Duburger Straße in Flensburg. Seit einem Jahr hängt die Palästina-Flagge dort im Schaufenster

Foto: Henning Schaffner

Mittlerweile liegen der Staatsanwaltschaft Flensburg fünf Strafanzeigen vor. Eine davon stellte Schleswig-Holsteins Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (78). Der CDU-Politiker zu BILD: „Das ist ein unerhörter Vorgang, der in seiner Unanständigkeit kaum zu überbieten ist. Dieser Antisemitismus ekelt mich an und macht mich wütend. Ich empfinde Zorn und Abscheu.“

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Volksverhetzung

Die Staatsanwaltschaft hat gegen Hans-Velten Reisch ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung eingeleitet.

Mehr zum Thema

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (52, CDU) zu BILD: „Das erinnert an die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte. Dass so etwas heute wieder passiert, darf niemanden kaltlassen. Wir dürfen vor den Signalen dieser entsetzlichen und abstoßenden Auswüchse nicht mehr die Augen verschließen.“

Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Daniel Günther ist entsetzt

Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Daniel Günther, ist entsetzt

Foto: Marcus Brandt/dpa

Schleswig-Holsteins Antisemitismusbeauftragter Dr. Gerhard Ulrich: „Antisemitische Hetze wie diese verletzt nicht nur die Betroffenen, sondern stört auch den öffentlichen Frieden. Der Fall in Flensburg erinnert in seiner menschenverachtenden Rhetorik fatal an die nationalsozialistische Hetze gegen Jüdinnen und Juden.“