„Harrys Bude – Essen Fair Teilen“ steht auf der strahlend weißen neuen Bude auf Rollen. „Wir nutzen für unsere Arbeit mal einen Bollerwagen, mal Hubwagen oder ein Lastenrad – und jetzt haben wir quasi auch noch einen Porsche im Fuhrpark“, sagt Harry Pfau, der seit 2020 in „Harrys Bude“ vor der Marienkirche gerettete Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Seine Freude über den neuen „Einsatzwagen“ ist ihm ins Gesicht geschrieben.

Ehrenamtseinsatz von Porsche-Mitarbeitern

Auszubildende des Fahrzeugherstellers Porsche haben gemeinsam mit Vertretern der Initiative Suppoptimal der Bürgerstiftung Stuttgart den Wagen, der mit seinem Sonnendach einem mobilen Eisverkaufsstand nicht unähnlich ist, am Mittwochvormittag an Pfau übergeben. Künftig soll das Gefährt sowohl bei Harrys Bude als auch bei Aktionen von „supp_optimal Essen für alle“ zum Einsatz kommen.

„Die Idee zum Fairteiler-Wagen ist während einer der regelmäßigen ehrenamtlichen Einsätze von Porsche-Mitarbeitern bei uns entstanden“, erzählt Johannes Nöldeke von Suppoptimal. Die Initiative steht auch im engen Kontakt mit Pfau. Bei Harrys Bude arbeiten bis zu 50 ehrenamtliche Helfer, die auf dem Wochenmarkt Lebensmittel retten, um sie weiterzugeben. Das Problem: Harrys Bude an der Marienkirche ist fest installiert. Ein mobiler Stand fehlte bisher.

Mit der neuen „Bude“ kann Harry Pfau nun besondere Aktionen durchführen und auch an Schulen Veranstaltungen zum Thema Lebensmittelverschwendung durchführen. In der Testphase sei der Wagen bereits als Empfangstresen für ein sogenanntes „Rescue Dinner“ zum Einsatz gekommen, also ein Essen, bei dem gerettete Lebensmittel verwertet werden.

Zehn beteiligte Porsche-Lehrlinge

Geschwindigkeit ist bei diesem nichtmotorisierten „Porsche“ ausnahmsweise kein Thema: Tobias Strauch, Ausbilder bei Porsche, sagt bei der Übergabe vor der Marienkirche den Wert des Projekts für die Azubis: „Für uns ist wichtig, dass wir mit sinnhaften Tätigkeiten ausbilden und nicht für die Tonne.“ Die Aufgaben für die Azubis seien vielfältig gewesen. So mussten die zehn beteiligten Lehrlinge aus unterschiedlichen Bereichen im Rahmen des Projekts ein dreidimensionales Konstruktionsmodell am Computer entwerfen. Anschließend frästen und drehten sie Bauteile oder schweißten, lackierten und folierten sie.

„Wichtig ist, dass die Auszubildenden ihre handwerklichen Fertigkeiten trainieren“, erklärt der Ausbilder. 700 Arbeitsstunden steckten die Jugendlichen in die Herstellung des rund zwei mal zwei Meter großen und 100 Kilogramm schweren Wagens. In ihm ist nun Platz für gerettete Lebensmittel, Kisten, Tüten oder auch ein Waschbecken. Ein sogenanntes Bimini-Verdeck, aus dem Bootsbau bekannt, schützt den Wagen und, die, die damit arbeiten, vor Sonne und Regen.

Der 18-jährige Linus van Treeck bringt seine Erfahrungen bei dem Projekt auf den Punkt: „Selber nachdenken und planen, wie man einen solchen Wagen umsetzt, bringt einen wirklich weiter“, betont der Azubi im dritten Lehrjahr. Bei der anschließenden Essensausgabe durch die Mitarbeiter der Initiative Suppoptimal packte der Porsche-Nachwuchs am Mittwochmittag vor der Marienkirche gleich mit an. Die Gäste wussten es zu schätzen.